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Haus voh rechts auf der von mir gezeichneten Abbildung der
eigentliche fürstliche Konak. Ich kannte den hohen Herrn schon
von früher,) nämlich aus Castren’s Reisewerk,*) fand ihn aber
ziemlich verändert, namentlich hinsichtlich der Kleidung, welche sich
in nichts von der jedes anderen Ostiaken unterschied. Sein ausdrucksloses
bartloses Gesicht, mit den matten grauen Augen, der
gravitätisch herabgezogenen Unterlippe, den Furchen auf Stirn und
Wangen und den langen schlicht hinters Ohr gekämmten weissen
Haaren, erinnerte mehr an den Typus eines deutschen Philisters
als den eines Yollblutostiaken, dessen Stammbaum urkundlich bis
zum Jahre 1601 zurückführt. Als mit der Niederwerfung Kutschum
Chans auch die Ostiaken in Zinspflicht geriethen, wurden die vielen
kleinen Fürsten depossedirt. Her Czar Boris Feodorowitsch ernannte
nur Einen, Wasili, zum Herrscher über die Obdorskischen Lande
„bis zu den Küsten des Eismeeres“, der, „über die Flecken und
Kreise zu wachen und Jassak und* Zehnten einzutreiben hat“.
Als der Ur-Urenkel dieses Wasili, Taischin, zur orthodoxen
Kirche übertrat, wurde der Name desselben zum Familiennamen
des Fürstenhauses, welches die Kaiserin Catharina 1768 aufs neue
bestätigte**) und dessen gegenwärtiges Oberhaupt Iwan Matfeewitsch
heisst. Die Regierung desselben ist übrigens keine ungetrübte gewesen.
Selbst in diesem kalten Norden erhob sich unter der An-
6. SS am Seitenarm des kl. Ob Protötschka (Pratotschka) (1 russ. Blockhaus und
etliche Tschums, 15 W.; 7. 1. am kl. Ob Haljatür (Chajatür, Kajatür) wie vorher,
15 W.; 8. 1. am kl. Ob Töbelko wie vorher, 15 W.; 9. 1. am Arm des gr. Ob
Nemüta, etliche Tschums, 20 W. ;10. rechts an der unteren Mündung der Schtschutschja
Jamhurri (Janburi, Janburä) ostiak.-samojed. Tschumplatz, 15 W.; Total 157 Werst
d. h. so viel bezahlten wir um nur Ruderer zu erhalten, in Wirklichkeit dürfte
die Entfernung höchstens 100 —110 Werst betragen.
*) „Reiseberichte und Briefe aus den Jahren 1845—1849. Herausgegeben von
Anton Schiefner“ (St. Petersburg 1856). Hier eine treffliche Lithographie von
August Pezold, während der Anwesenheit des Fürsten, Anfang der 50er Jahre in
St Petersburg aufgenommen, welche trotz des Unterschiedes der Jahre unverkennbare
Aehnlichkeit verräth. Der Fürst ist hier in der phantastischen ihm vom Kaiser
verliehenenen Tracht abgehildet, in welcher ich ihn in Obdorsk sah, als er sich
von dem zufällig anwesenden Photographen Lutik mit seinem Hofstaate aufhehmen
liess. Zu demselben gehörten die auf Abbild. No. 44 und 45 dargestellten Ostiaken,
die ich desshalb dem Portrait des Fürsten vorzog, weil sie vielmehr typisch sind.
Caströn lernte den Fürsten übrigens nicht kennen.
**) Die darauf bezügliche Urkunde ist in Hofmann’s Reisewerk wörtlich mit-
getheilt (p. 24 und 25); hier auch Notizen über den Stammbaum der Taischins.