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konnte zumal mit den brennenden Weizenstoppeln Californiens keinen
Vergleich aushalten. Aber in Omsk sahen wir dann in der Nacht
Steppenbrand,, der den Himmel weithin röthete und ein ungemein
imponirendes Bild gewährte. Das Abhrennen der Steppe soll hauptsächlich
dazu dienen Unkraut zu vertilgen und den Boden für den
Landbau geeigneter zu machen. „Die Wirkung des Brandes ist eine
überraschende, fabelhafte. Schon nach 2 bis 3 Nächten (!) prangt
die ganze Steppe im grünen. Schmelz des duftenden Maiwuchses,
durch wirkt von Anemonen und Ranunkeln, wie ein aufgerollter
Teppich von riesigen Dimensionen. (!) Es ist interessant zu sehen,
und auch dem minder kundigen Auge bemerkbar, wie nicht nur
früher und schneller und um Vieles üppiger die Entwickelung der
Fluren vor sich geht, sondern auch die Bezirke neuester und älterer
Brandstellen am wechselnden Grün, magerer und langsamerer Vegetation
leicht zu unterscheiden und die agronomischen Vortheile des
Feuers unwiederlegbar und augenfällig festzustellen sind.“ (Hellwald
Centralasien p. 18.) Diese blühende , Schilderung klingt jedenfalls
sehr schön, ist aber nicht ganz zutreffend. Wenigstens haben wir
von der überraschenden Wirkung des Brandes nichts gesehen, und
was den agronomischen Vortheil desselben anbelangt, so ist Pallas
anderer Meinung. Gegen 1 Uhr langten wir in Omsk, der Hauptstadt
Westsibiriens an und stiegen im Hotel Moskau ab, wohin uns
der Kreischef von Tjukalinsk, Constantin Iwanowitsch Kisseleff,
begleitet hatte. W'ie unterwegs -wiederholt, so passirte auch hier
noch ein „Accident,“ indem gerade auf dem Marktplatze, kurz vor
dem ersehnten Hafen, die Tarantass des Kreischefs zusammenprasselte.
Aber nitschäwo! daran waren wir bereits gewöhnt!
III. Kapitel.
Längs der IrtischÜnie.
(Omsk bis Semipaldänsk.)
TV» Hanntatadt West-Sibiriens. - Protestanten. - Katholiken. — Das alte Omsk.
Der General-Gouverneur Kasnakoff. - Ein taubstummer Weltreisender. j Mihtair-
n -m Prof Slovzoff. - Osterläuten. - Sibirische Festtagsfeier jetzt
^ S S S ^ S S S S - Beiterkunststücke. - Wildpferd oder Kulan -
Fahrpostverhältnisse. - Trinkgelder. - Neuere russische Belletristen- S«“ g-
keit im Beisen. - Zu Gmelin’s Zeiten. - Kosakenlime. - Dorfen - Vortheü-
S e s Aussehen ihrer Bewohner. - Landbau. - Heuschrecken - Fischreich hum
des Irtisch. 1 Steppe am Irtisch. - Steppensee’n. - Vegetation. - Thierieben
¿er Steppe. - Kirghisen. - Jurten. - Bezirk Pawlodar.Verderbliches Creditsystem
- Erzlagerstätten der Steppe. - Dioptas. - Steppenrindvieh. - Fetteteissslhafe
I Ziegen. - Kameele. - Irtisch bei Hochwasser - Unerwartetes
Stecleobleiben. - . H » - . » « - « - • B
— Steppenbeleuchtung. - Luftepiegelungen. - Kameele ™ E“ sp“ n B 1
ochsen. - Anstehendes Gestein. - Verschiedenheit der Kiefen Berge.
Dünengebirge. - Durchgehen. - Ankunft in Semipalatinsk.
Omsk mit über 30,000 Einwohnern (30559)*) macht weder von
Weitem noch im Innern einen imponirenden Eindruck und kann
sich in dieser Hinsicht nicht annähernd mit Jekatennenburg messen
Aber es bewahrt so recht den Typus einer sibirischen Stadt, und
zeichnet sich wie alle diese durch grosse Ausgedehntheit seiner grossen
Plätze und breiten Strassen aus. Der Om, welcher hier■ m den
Irtisch mündet, durchschneidet die Stadt. Am rechten Ufer des
Om befinden sich ausgedehnte Vorstädte, mit vielen, ziemlich ärmlich
aussehenden Holzhäusern und Baraken, zugleich auch die ehemalige
Festung, deren Wälle grösstentheils im Laufe des Jahres 1876 fielen.
An ihrer Stelle wird sich die „Sibirische Universität“ erheben, falls
~ *) Die eingeklammerten Zahlen sind stete den nach den Materialien des
statistischen Central-Comités bearbeiteten Tabellen im St. Petersburger Kalender für
1876 entnommen.