seines Rittes über den Kok-Tau-Pass in das Thal der Barotala
(Zeitschr. f. Erdk. 1876 p. 187).
Die Schilderungen, welche der englische Maler Atkinson vom
Ala-Tau gibt, sind nichts mehr als die eines Touristen, aber, seine
hübschen Abbildungen verdienen volle Anerkennung. Schrenk erfuhr
bereits, dass südlich ein weit höheres Gebirge existire, welches
ebenfalls Ala-Tau heisse, mit dem wir jetzt gut bekannt sind und
für das die Benennung „Alexander Gebirge“ allgemein angenommen
werden sollte. Diese südliche Kette, welche v. Semenow als traus-
ilischen Ala-Tau unterscheidet, ist bedeutend höher und mächtiger
als die nördliche, da sie 12,000 — 14,000 Fuss, ja in dem Tol-
garnin-Tal-Tscheku sogar 15,000, also mehr als Montblanc-Höhe
erreicht.
Der dsungarische oder semirjetschinskische Ala-Tau (d. h.
bunte oder gescheckte Berge) gehört nach v. Richthofen zum System
des Tien-shan, also der von Ost nach Südwest streichenden Gebirge
Innerasiens. Er begrenzt im Süden die Steppen-Niederung des
Ala-Kul und dehnt sich zwischen 440 und 460 n. Br. in einer Länge
von 300 Werst (43 deutsche Meilen) aus. Der dsungarische Ala-
Tau bildet zugleich die Grenze gegen China hin; an seinem Süd-
abhange lagen früher chinesische Pikets oder Grenzposten, die aber
im Dunganenaufstande zerstört wurden.
Nach Wenjukow besitzt die Hauptkette des Ala-Tau nur zwei
zugängliche Pässe, am Tentek und an der Lepsa, die schon den Kalmücken
bekannt waren, deren Pfade sich heut noch erkennen lassen.
Diese Pässe sind aber nicht als die einzigen Zugänge der Reichsgrenze
zu betrachten, da die Configuration des Gebirges sich nicht
auf diesen einen Hauptrücken beschränkt. So unterscheidet Semenow
allein 6 von Ost nach West streichende Parallelketten, die grössten-
theils eine bedeutende Höhe haben und deren Pässe zwischen 3600
bis 700Ö Fuss liegen. Die Hauptkette des Ala-Tau, Kuku-Tau
(d. h. blaue Berge) genannt, liegt in der Grenze des ewigen Schnees
und erreicht eine Höhe von 12,000 Fuss, nach von Schrenk bis
13,000 Fuss. Gletscher finden sich nicht, doch erwähnt Kuschake-
witsch Moränen. Kuschakewitsch berechnet die Passhöhe des Kok-
oder Kuku-Tau zu 9800 Pariser Fuss. Hier ist die Vegetation
eine hochalpine; doch reicht der Baumwuchs von 7—8000 Fuss.
Darüber hinaus bis 9000 Fuss schliesst sich eine an Alpenwiesen
oder Matten reiche Region an, welche die Sommerweideplätze für
die Nomaden bildet. Diese kurze Skizze wird genügend zeigen,
dass der Ala-Tau ein recht ansehnliches Gebirge ist, welches sich
neben den meisten Europas wol sehen lassen dürfte.
Ausser den genannten Reiseberichten von Schrenk und Wlan-
gali muss besonders auf Semenows*) Darstellung verwiesen werden,
sowie auf die trefflichen Zusammenstellungen Spörer’s**) und Wen-
jukows ***), Unter den Karten steht die von A. Petermann (Ergänzungsband
X. 1875—76. No. 43) unbestritten wol oben an, und
nur mit ihrer Hilfe werden die Reisen von Schrenk u. Ä. verständlich.
Wenn diese meisterhafte Karte kaum eine Höhenangabe
auf weist; so spricht dies wol am besten dafür, dass in dieser Beziehung
noch viel zu thun übrig bleibt. Dasselbe gilt in mancher
anderen Hinsicht. So lauten, um nur noch Eins zu nennen, die Angaben
über den Ursprung der Lepsa sehr abweichend. Nach Semenow
würde sie in der Schneeregion des Ala-Tau entspringen, nach
Abramow in den Vorbergen desselben, was mit einer Stelle in Schrenks
Reisebericht (p. 30) übereinstimmt. Neben dem Ili ist die Lepsa
bekanntlich der bedeutendste unter den Zuflüssen des Balchasch und
bei Hochwasser von Mitte Mai bis Mitte Juni, sogar vom Piket
Lepsinsk für Fahrzeuge bis 1000 Pud Tragfähigkeit schiffbar.
Bei nur fünftägigem Aufenthalt in Lepsa waren wir natürlich
ausser Stand irgendwie zur besseren Kenntniss des Gebirges beizutragen,
aber Dr. Brehm und Graf Waldburg-Zeil konnten wenigstens
einen Ausflug in dasselbe möglich machen. Der Güte des letzteren
verdanke ich folgende Schilderung seiner in Begleitung von Tamar-
Bei’ unternommenen Excursion:
„Die in der Steppe wie im Gebirge gleich heimischen Kirghisen-
pferde brachten uns rasch über die erste Stufe des Gebirges, die,
namentlich an den steileren Hängen, einen reichen Baumwuchs von
Birken, Espen und Traubenkirschen mit vereinzelten Aepfelbäumen
zeigt, sowie üppige Strauchvegetation, in welcher die Johannisbeere
vorherrscht. In dem schwarzen Boden dieser Region wird überall
wo es die Terrainbeschaffenheit erlaubt Ackerbau getrieben und
Korn, Hafer, sowie auch Hanf angebaut. Bei -höherem Anstiege
*) „Forschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857“ in: Peterm. Geogr.
Mittheil. 1858. Heft IX. p. 353 —355, Taf. 16.
**) „Die Seenzone des Balchasch, Ala-Kul und das Sieben-Stromland mit dem
Ili-Becken“ in: Peterm. Geogr. Mitth. 1868. p. 195. 196, Taf. 7. —
*** j)je russisch-asiatischen Grenzlande“ Deutsch von Krahmer. 1874. p. 249. —