klingende Umweg von 1000 W. nicht ins Gewicht fallen, der bei
einer Fahrt durch Matotschkin-Schar thatsächlich nicht vorhanden
ist.
Nach den Aeusserungen des Herrn Wassiljew hielten die Topographen
der russischen Expedition von 1876 das Canalproject ebenfalls
für aussichtslos. Die über diese Expedition erschienene
Brochüre*) wird darüber jedenfalls näheren Aufschluss geben,
konnte aber von mir, weil in Russischer Sprache, leider nicht benutzt
werden.
Dass nach den Erfahrungen der letzten 4 Jahre der Seeweg
nach Sibirien**) als ein practicabler unzweifelhaft nachgewiesen
2. August das Karische Meer, am 13. den Fischerplatz Linsita (66° 13' n. Br.)
am Nadym, löschte und lud hier von Lightem (Barschen) aus in 11 Tagen und
ging mit 360 Tons Weizen am 24. wieder zurück, erreichte schon am 28. die
Weisse Insel, am 6. September Hammerfest und traf nach 9 Wochen und 4 Tagen
wieder in Hamburg ein.
*) Sie führt den Titel: „Bericht der Expedition der Gesellschaft' für Förderung
der Russischen Industrie und Handels, ausgerüstet im Jahre 1876 zur Erforschung
der Wasser- und Landverbindung der Baidaratzki-Bucht des Karischen
Meeres mit dem Flusse Ob, durch die Landenge der Halbinsel Jemala. Von den
Mitgliedern der Expedition, Technologen P. J. Matwejew und Lieutenant im
Topographen-Corps Orlow. St. Petersburg. Druckerei von W. J. Belaschew 1877.
(gr. 8°. 60 Seiten; mit 1 Karte.)
**) Dr. Lindemann giebt in „Deutsche Geograph. Blätter. Herausg. von der
Geogr. Gesellsch. in Bremen“ wol die ausführlichste Kunde. (Vergl. Í. 1877, p. 4,
115, 216: II. p. 32, 34, 123—125, 256—262; III. p. 44.) Im vergangenen Jahre
(1878) gelangten von Europa 5 Schiffe nach dem Jenissei, 2 nach dem Ob; das
erste in Tjumén erbaute Segelschiff erreichte London und Kronstadt. — Diese erfreulichen
Erfolge sind nicht einem besonders günstigen Jahre zu verdanken, wie
vielleicht noch manche glauben, sondern die Schiffbarkeit des Karischen Meeres
darf ohne Bedenken als eine jedes Jahr wiederkehrende betrachtet werden. Wenn
es eins der grössten Verdienste des verstorbenen Dr. Petermann war, der gewichtigen
Autorität von Baer entgegen, zuerst auf die Schiffbarkeit hingewiesen zu
hahen, so waren ihm bei seinen Beweisen noch zwei wichtige Zeugen entgangen,
die jedenfalls russischerseits hätten geltend gemacht werden müssen. Es sind
dies Schrenk und Hofmann, welche sich beide von der Passirbarkeit der Strasse
Waigatz (Jugor) aus eigener Anschauung überzeugen konnten. Nach dem ersteren
Forscher (p. 362) gefriert die Strasse nicht vor December und wird im Juni wieder
eisfrei, und durch von Hofmann (p. 151) erfahren wir, dass Samojeden alljährlich
ihre Ren auf Waigatz-Insel weiden und letztere nicht selten schwimmend
die Strasse passiren lassen. Gerrit de Veer berichtet in seiner Geschichte der
Schiffahrt der Niederländer 1594—96 (Nürnberg 1598) über ein Zusammentreffen
mit „Moscovitern“ auf Nova Semlja, welche erzählten, dass die Strasse (Waigatz)
wurde, darf als ebenso unumstösslich gelten wie für mich die Ueber-
zeugung, dass derselbe in erster Linie dem Ob zu Gute kommen
und der Hauptverkehr sich naturgemäss diesem Strome zuwenden
wird. Schon bei meiner Rückkehr suchte ich das Interesse des
mercantilen Unternehmungsgeistes hierher zu lenken, allein es hielt
sehr schwer Rheder zu einer Fahrt nach dem Ob willig zu machen,
weil das Mündungsgebiet (vergl. Schmidt: Mammuth Exped. p. 8, 9)
gar zu ungenügend bekannt war. Namentlich fehlte es an den
wichtigsten Nachrichten, denen über die Tiefenverhältnisse, über die
ich ja nur auf Grund eingezogener Erkundigungen Auskunft zu
geben vermochte. Dennoch entstand, nachdem sich eine Bremer
Firma ebenfalls bereit erklärt hatte, hauptsächlich auf Grund der
von mir bereitwilligst ertheilten Auskunft, die so glücklich beendete
Expedition des von Hamburg aus ausgerüsteten D. Neptun, Capt.
Rasmussen, und in demselben Jahre gelangte der emglische D. Wark-
worth (650 Tons, Capt. Wiggins) von New-Castle bis zum Nadym.
So weit die dürftigen Nachrichten über die Fahrten dieser beiden
Schiffe*) lauten, bestätigen sie, dass der Ob-Meerbusen noch sehr
ungenügend bekannt ist und dass eine genaue Aufnahme desselben,
sowie seiner Tiefenverhältnisse vor Allem noth thut. Hoffentlich
wird dieselbe regierungsseitig bald gründlich in Angriff genommen,
und damit der aufkeimenden Schiffahrt die beste Unterstützung zu
Theil werden. Die neuesten Fahrten bestätigen auch, was ich bereits
durch Capt. Dahl wusste, nämlich, dass Obdorsk niemals ein
wichtiger Schiffahrts- oder Stapelplatz werden wird.
Er schreibt mir hierüber: „Obdorsk ist selbst für einen kleinen
jedes Jahr 9 oder 10 Wochen eisfrei ist und dass man durch dieselbe nach dem
Oh und „bis ins Tatarische Meer“, so sie Mer Nore (Saissan Nor!) nenneten, gelangen
kann. Bezüglich des Eismeers an der nördlichen Jenissei-Mündung giebt
schon der alte Gmelin an (HL p. 134), dass dasselbe nicht vor Ende September
zufriert, was die neuesten Beobachtungen vollständig bestätigten.
*) üeber die des „Warkworth“ berichtete Capt. Wiggins in: New Castle
Daily Chronicle 5. November 1878. - Die mir von Capt. Rasmussen zugesagten
Notizen, welche ich hier zuerst' mittheilen zu können hoffte, wurden Herrn Dr.
Lindemann (Geogr. Blätter Jahrg. H. 1876, p. 258) übergehen; wenigstens habe
ich weder vom Capitän noch Herrn Burtning, denen ich doch jede Auskunft bereitwilligst
ertheilt hatte, jemals Etwas hierüber erfahren. Desshalh war es Graf
Waldburg leider nicht möglich, wie beabsichtigt, den ganzen Obmeerhusen nach
den neuesten Aufnahmen mit Tiefen bis zum Nadym auf seiner diesem Werke beigegebenen
Karte einzutragen.