Besuches nur spärliche kleine Bäche zeigte, ist die Flora eine dürftige.
Spiraen und Weiden sind am häufigsten; in den Geröllhalden findet
sich Springkraut (Impatiens Noli-tangere) und Rosen. Zwiebelpflanzen
waren sehr zahlreich vertreten, namentlich bildete die schöne
Iris glaucescens förmliche Blumenteppiche.
Eintretender Regen machte die weitere Jagd gänzlich nutzlos
und so beschlossen wir die Rückkehr. Als wir wieder in der Tarantass
sassen und Saissan zueilten, hatte ich noch Gelegenheit mich
von der überraschenden Ausdauer kirghisischer Reitochsen zu überzeugen.
Ein Verwandter unseres letzten Jurtenwirthes gab uns
nämlich einen solchen besteigend das Geleit und zwar mehrere (5
bis 8) Werst weit. Und auf dieser ganzen Strecke von fast einer
deutschen Meile, wusste der galoppirende Ochse sowol mit der schnell
fahrenden Tarantass, als den Reitpferden durchaus Tempo zu halten.
Gegen 4 Uhr Nachmittags den 29. Mai trafen wir, mit herzlichem
Dank für unseren liebenswürdigen Begleiter Dr. Pander, wieder
in Saissan ein.“
Obwol ich leider nicht aus eigener Anschauung über den Ular
sprechen kann, will ich es, zum besseren Verständniss, doch nicht
unterlassen, eine Schilderung dieses Vogels, des interessantesten
welchen wir überhaupt auf unserer Reise antrafen, hier einzufügen.
Der Ular ist ein gedrungener, stattlicher, zwischen Rebhuhn
und Steinhuhn stehender Vogel, aber bedeutend stärker als die genannten
beiden und fast den Birkhahn an Grösse übertrefifend.
Seine Färbung, obwol minder lebhaft als bei Steinhühnern, entspricht
den Felslabyrinthen in welchen er lebt, hat aber doch viel Ansprechendes,
und wird namentlich dureh die elegante Zeichnung des Kopfes und
Halses gehoben. Der graue Ober- und Hinterkopf zeigt nämlich
zwei dunkel kastanienrothbraune Längsstreifen, welche durch einen
breiten weissen getrennt sind, und von denen sich der vordere unterhalb
des weissen Kinn- und Kehlschildes, hufeisenförmig vereinigt.
Der Kropf ist schwarz und mit weisslichen Querbinden, unterseits
von einer breiten weissen begrenzt. Das übrige Gefieder zeigt einen
dunklen schiefergrauen, dicht hellfahl gesprenkelten Grundton, auf
welchem längs Schultern und Flügeldecken hellere und dunklere
zimmtfarbene Längsstreifen, die dunkler und schärfer auf den langen
Federn der Weichen hervortreten. Die Schwanzfedern sind schwarz
mit rothbraunem Endrande; die unteren Schwanzdecken weiss, wie
der grössere Theil der Schwingen, welche dunkle Enden haben.
Die Beinfärbung ist im Leben hellmennigeroth; der Schnabel hornbräunlich,
der Deckel des Nasenlochs, Augenring und ein schmäler
nackter Streif am hinteren Augenrande gelb; die Iris dunkelbraun.
Das Männchen unterscheidet sich vom Weibchen, wie bei so
vielen Hühnervögeln, nur durch einen abgestumpften Sporn an der
Hinterseite des Laufs.
Der Ular ist ein ungemein scheuer Vogel, dessen einförmiger
Ruf, ein etwas höher klingendes ,,u-lui“ oder ,,uh-luir“ sich weit
öfterer bemerkbar, macht,. als der Urheber selbst. Dieser weiss sich
sehr geschickt in den Felsen und dem Geröll zu verbergen, flüchtet
sich laufend in demselben, streicht aber auch bei dem geringsten
Geräusch und meist schon ausser Schussbereich dahin, um erst in
weiter Ferne wieder einzufallen. So.erklärt es sich, dass die Jagd,
zumal in dem“ zerklüfteten, äusserst schwierig begehbaren Terrain,
sehr beschwerlich wird und ohne geübten Jagdhund kaum Erfolg
verspricht. Selbst die kaum rebhühnergrossen Jungen, welche der
Graf antraf, die aber schon eine kurze Strecke zu fliegen vermochten,
wussten allen Nachstellungen zu entgehen.
So interessant der Vogel für den Jäger, ebenso interessant ist
er für den Forscher, nicht nur seiner Lebensweise halber, in welcher
übrigens noch viel Lücken auszufüllen bleiben, sondern namentlich
in seinen Verbreitungsverhältnissen, verglichen mit denen der übrigen
Arten. Man kennt bis jetzt von der Gruppe der Stein- oder Königs-
Rebhühner (Tetraogallus s. Megaloperdix) 5 wol zu unterscheidende
Arten, alle Gebirgsbewohner, von denen jedes einer gewissen, oft
enge begrenzten Gebirgsgegend angehört. So T. caucasicus dem
Kaukasus, T. caspius dem Taurus, T. altaicus dem Altai, T. tibetanus
den Gebirgen Tibets und der Mongolei und schliesslich T. himalay-
ensis (Nighelli) dem Himalaya. Während man nun aber, bei der
Nähe des kaum mehr als 10 Meilen entfernten Altai, das Steinrebhuhn
des letzteren (also T. altaicus) im Manrakgebirge erwarten sollte,
kommt merkwürdiger und unerwarteter Wbise gerade die Art des
um fast 20 Breitengrade südlicher liegenden Himalaya vor. In der
That ist, wie meine Vergleichungen lehrten, der Ular des Manrak-
gebirges von dem ,,Snow Pheasant“ englischer Sportsmen nicht verschieden.
Während die Art aber im Himalaya in einer Höhe von
nicht unter 12,000 Fuss brütet, finden wir sie im Manrakgebirge,
das überhaupt 5000 Fuss kaum übersteigt, schon bei 1200 bis 1400
Meter. Dass der Ular in allen Gebirgen der chinesisch-russischen