der Chabär-äsSu für die Karavaiien von Kokbekii bis Tschugutschak,
und selbst zur Noth der höhere Burgasutai [1170 Meter nach Graf
Waldburg), wie ich leider aus Erfahrung bezeugen kann.
Freilich war von einer Strasse in unserem Sinne nicht die Rede,
und die kleine, nur mit einem Pferde bespannte, Telege welche mich
trug, drohte oft zu zerbrechen. Aber wie es den vereinten Kräften
der Kosaken gelang, sie bis Burgasutai zu bringen,-so wäre dies
wol auch bis Saissan möglich gewesen.
Wir hatten von dem ersten Nachtlager hinter Tschugutschak
(21 Werst davon) bis zum Burgasntaiposten 36 Stünden Zeit für
eine Entfernung von nur 105 Werst gebraucht. Die langsame nur
im Schritt gehende Telege war freilich mit Sehuld daran, aber nicht
die alleinige, denn auch die bedeutende Hitze (30° R. im Freien,
35° in der Jurte) verlangte gebieterisch eine Mittagsruhe. Diese
und die Nachtquartiere abgerechnet waren wir nur 19 Stunden
unterwegs gewesen. Das letzte (23—24.) hatten wir in der Nähe
der Ruinen Dsehangudei (840 Meter hoch) gehalten, eines früheren
chinesischen Grenzpostens, der 1870 von den Dunganen zerstört
worden war. Ich könnte die Ruinen, trotzdem es sehr nahe war,
wegen Schwäche nicht besuchen, aber dergleichen waren schon seit
Bakti an nichts Seltenes. Hatten die Dunganen doch alle Grenzposten,
wie die reichen Dörfer im blühenden Thale des Emil zerstört
und bisher war noch Niemand gekommen, die Reste fanatischer
Verniehtungswuth wegzuräumen, von welchen Dr. Brehm (1. c.) eine
ergreifende Schilderung entwirft. Graf Wald bürg, wie immer eifrig
im Sammeln, brachte wenigstens einen Schädel mit, der nach den
Untersuchungen Prof. Yirchow’s deutlich türkischen Ursprung zeigt,
also jedenfalls einem der zerstörenden Dunganen angehörte. — Uebri-
gens gab es nicht blos Ruinen; Lebende sorgten bereits wieder für
ihre Existenz. Wir begegneten öfters Kalmücken und Kirghisen,
die nicht nur ihre reiche Heerden weideten sondern sogar gesät
und ziemliche Strecken unter Bewässerung hatten. Freilich waren
dies russische Unterthanen, denn nur solche durften sich derartiges
ungestört von Dunganen auf chinesischem Gebiete erlauben. Wir
selbst waren am 22. und 23. in nächster Nähe dieser Räuber, bekamen
sogar den besten Beweis ihres Daseins und Gewerbes dadurch,'
dass einem Kirghisen zwei von ihm geführte Handpferde abgenommen
wurden, als sich derselbe kaum 100 Schritt von dem Hauptzuge
entfernt hatte. Die Verfolgung durch Major Tichanoff, Kosaken und
andere Bewaffnete blieb resultatlos; die: Diebe entkamen mit ihrem-
Raube in der Dunkelheit der Nacht. Doch fanden sich die Pferde
am anderen Tage wieder im Lager ein, offenbar hatten sie die
Diebe selbst in die Nähe desselben gebracht, da sie gehört haben
mochten, dass dieselben russisches Eigenthum (sie gehörten Major
Tichanoff) Seien und sich vor Verwickelungen mit Russen fürchteten.
Wie uns in Tschugutschak erzählt wurde, hatten die Dunganen vor
wenigen: Tagen 80' Werst von der Hauptstadt 3 Dörfer verbrannt,,
und 8 gar nur 60 Werst entfernte Post-Pikets auf der «südlichen Route
nach Gutschen aufgehoben, hier Vieh,. Getreide-Vorräthe und die
jüngeren Weiber als Sclaven mitgenommen. Eine chinesische Truppen-
mächt unter dem Befehl des Obergenerals war daher kurz vor unserer
Ankunft gegen die Räuber zu Felde gezogen.
So einladend das Gebirge von Weitem aussah, so wenig entsprach
es: den Erwartungen beim‘Näherkommen, namentlich weil dann die
gänzliche Baumlosigkeit in ihrer ganzen Nacktheit hervortritt. Wie«
man die Passhöhe der Rocky-Mountains, Station Sherman (8235 Fuss
höbh); freilich per Eisenbahn, erreicht fast ohne einen Anstieg gemerkt
zu haben, ähnlich auch hier. Der Weg führt auf einer ausgedehnten
Hochebene weiter, deren Character sieh in nichts von
der: Steppe unterscheidet, die aber allerdings vou einer Bergkette
begrenzt wird, der die zahlreichen reissenden Flüsschen, welche
wir zu überschreiten hatten, ihren Ursprung verdankten. Die breiten,
mit Rollsteinen dicht besäeten Ufergelände zeigten wie ansehnlich
ihre Ausdehnung im Frühjahr sein muss, jetzt war auf den Häuptern
der Schnee aber bereits bedeutend geschmolzen. Kurz vor Burgasutai
geht: es über mächtige GeröUhalden, die an Moränen erinnern, steil
aufwärts, was für die Tarantass im Dunklen besonders mühsam und
nicht ganz ungefährlich war. Aber bald winkte uns der belebende
Schein von Wachtfeuern entgegen, und nicht lange darauf hielten
wir selbst bei denselben. Es war die russische Grenzwacht Burgasutai,
ca. 50 Werst (ca. 7 d. M.) südwestlich vom Militärposten Saissan.
Hier stationiren in 3 Jurten vyährend des Sommers, 25 Kosaken,
von denen stets Einer auf der nahegelgenen Kuppe zu Pferd Posten
hält. Der Blick, welchen man von diesem Punkte, zugleich der
Wasserscheide, aus geniesst, ist in der That entzückend und hat für
den Reisenden aus dem Westen noch besonders dadurch Reiz, weil
sein Auge soweit in’s Chinesische hineinseh weift«
Nach Südost breitet sich,, zunächst unter, uns, die Hochebene