naehweisst, vielleicht richtiger „Alatau-gul“, d. h. „See an den ge-,
scheckten Bergen“ („Ala Tau“) genannt, welcher, wie schon chinesische
Karten zeigen sollen, in früheren Zeiten mit dem Balchasch
(Tengis) zusammenhing, bildet jetzt eine Gruppe von Seen, unter
denen wir, wie erwähnt, nur den westlichsten kennen lernten, da
uns der Anblick des östlichen grossen Sees wegen hereinbrechender
Dunkelheit entging. Dieser letztere oder eigentliche Ala Kul hat
nach Schwanehach einen Flächeninhalt von 86 geogr. Qu.-Meilen,
ist 55 Werst lang und 40 Werst breit. Seine Hauptzuflüsse sind von
Norden her, vom Tarbagatai-Gebirge, die Flüsse Urdschar, Chatyn-su
und Emil (Aemil), von Osten, vom Barlykgebirge her, der Tasty und
Tschurtschut, vom Süden dei Tschamanty, welcher den Vorbergen
des Ala Tau entspringt.
Der westliche bunte See, oder Sassyk-Kul, d. h. „stinkender See“
genannt, weil im Hochsommer seine in der Austrocknung begriffenen,
mit Rohrwäldem bedeckten Ufer, einen unangenehmen Geruch ausströmen
sollen, ist ansehnlich kleiner, nur 40 Werst lang bei 15
Werst Breite. Vom Norden, vom Tarbagatai, strömt dem Sassyk-
Ala-Kul der bereits erwähnte Fluss Karakol zu, von Süden der in
mehreren Armen aus dem Ala Tau herabströmende Tentek, den
wir später kennen lernten. Beide Flüsse erreichen den See nicht
direkt, sondern verlieren sich allmälig in die Rohrwälder des Ufers.
Zwischen dem östlichen und westlichen Ala Kul, liegt der kleine
kaum mehr als 2 Werst lange See Ujali oder Uala, der je nach der
Jahreszeit und Wasserfülle durch gewisse Arme mit beiden Seen
in Verbindung steht. Dass in früheren Zeiten alle 3 Seen einen
einzigen bildeten ist zweifellos. Die Austrocknung des Seegebietes
scheint indess nicht ununterbrochen fortzuschreiten, denn die Ein-
gebornen behaupten in den letzten Jahren ein stetiges Steigen des
Wasserspiegels beobachtet zu haben. Es ist dies insofern eine merkwürdige
Thatsache als o sonst im Allgue m■ einen bei den Steppenseen eine Abnahme des Wassers bemerkt wird. So trocknete in der
westlichen Steppe ein 300 Qu.-Werst Fläche enthaltender See ganz
aus. A. Schrenk der die Seengruppe 1840 und 41 wiederholt besuchte
giebt die genaueste Darstellung*), da derselben aber eine
*) „Bericht über eine im Jahre 1840 in die östliche Dsungarische Kirghisen-
steppe unternommene Reise“, in: „Beitr. zur Kenntniss des Russ. Reiches und der
angrenzenden Länder. Vil. Bändchen (1847). p. 38. 40. 4G. 47.
Karte fehlt, so bleibt sie sehr unverständlich und wird erst nach
der trefflichen Zusammenstellung von Spörer*) klargelegt.
Die von Dr. Petermann bearbeitete Karte enthält allerdings nur
2 durch Golubew**) astronomisch bestimmte Punkte, das nördliche
und südliche Ende des grossen Ala Kul. Aber wenn ich nich,t irre,
ist seither zur genaueren Feststellung dieses Seengebietes mehr geschehen
und im Jahre 1877 eine topographische Expedition ausgesandt
worden, deren Resultate mir bisher leider unerreichbar blieben.
Wir selbst haben bei dem so sehr kurzen Aufenthalte zur besseren
Kenntniss dieses Seegebietes kaum Etwas beitragen können und
müssen uns mit den geringen zoologischen Beobachtungen begnügen.
Immerhin dürfte es bemerkenswerth sein, dass wir von einem zwischen
dem Sassyk Kul und Balchasch liegenden „Kyly See“, wie ihn die
Karte in Stieler’s Atlas No. 64, sowie Petennann’s Geogr. Mittheil.
(Ergänzungsband X. 1876. No. 48) angeben, nichts in Erfahrung
brachten, ferner, dass nach unseren Erkundigungen die Vereinigung
des Sees Ujali mit dem Sassyk-Kul, wie sie die genannten Karten
darstellen, unrichtig ist. Ebenso muss ich anführen, dass der Sassyk-
Kul kein Süsswasser, wie Spörer’s Abhandlung lehrt, sondern entschiedenes
Salzwasser enthält. Bei der Unsicherheit bezüglich der
Höhe des Spiegels des Ala Kul, welche Golubew zu 1210 Fuss,
P. v. Semenow zu. 640 Fuss angeben, ist es vielleicht nicht uninteressant
mitzutheilen, dass Graf Waldburg-Zeil unseren ersten
Halteplatz (Kutje Maldy) am Sassyk-Kul zu 330, den zweiten am
Ak Tübe (Ber-Dsharsuat russischer Karten) zu 340 Meter, Udsch-
aral zu 340 Meter, den Halteplatz Dschangis-Agatsch zu 320 Meter
bestimmte.
Der Ala-Kul friert im November zu und geht erst im April
wieder auf. An seinen Ufern überwintern Kirghisen der mittelren
Horde in grösser Zahl, wie wir in den Rohrdickichten auch öfters
die primitiven Schilfhütten antrafen, sowie geschnittenes Rohr,
welches im Winter als Heizmaterial benuzt wird. Die Steppe am
Ala Kul bleibt grösstentheils schneefrei, da der von August bis
April fast beständig herrschende Ostwind Alles rein fegt. Dieser
Ostwind, Jibe, Jube oder Ebe genannt, dringt dann zuweilen mit
*) „Die See’nzone des Balchasch-Ala Kul und das Sieben-Stromland mit dem
Ili-Becken“ in: Petennann’s Geogr. Mittheilungen. 1868. p. 73. Taf. 7.
**) „Der Ala-kul“ in: „Sapiski der Kais.-Russ.-Geogr.-Gesellschaft. Allgem.
Geographie 1867, Bd. I. p. 349 — 363 (Russisch).