Kalmückischen Götzendiener Darchan-Zordschi“ erbaut nnd bewohnt
waren. Pallas besuchte (1771) diese Ruinen ebenfalls und giebt
(Reise II. 2. Tab. IX) eine Abbildung derselben, die mdess m keiner
Weise etwas Grossartiges zeigt. Gustav Rose (1829) schildert die
Stadt als von grösser Bedeutung für den Handel mit Mittelasien,
der sich bis Kaschmir erstrecken soll und giebt ihr 2000 Einwohner
Uns wurde von 9000 gesagt, darunter 7000 Tataren (keine Kirghisen),
nach russischen officiellen Angaben besitzt sie 10,140. Ausführliche
Nachrichten über den Handel mit China u. s. w. sowie über en
Kreis Semipalätinsk überhaupt giebt Meyer (Ledebours Reise II.
p. 499 etc.). Derselbe zählte damals (1826) ca. 24000 Einwohner,
davon 14000 Kirghisen; das Gouvernement jetzt 450,000.
Semipalätinsk ist wie alle sibirischen Städte sehr ausgedehnt
und besteht vorzugsweise aus Holzhäusern, die, wie stets, ein zum
Th eil sehr verwahrlostes und verfallenes Ansehen haben, was
namentlich in den Vorstädten noch dadurch erhöht wirf, dass der
feine Flugsand sich oft in den Strassen und Häusern aufthurmt un
wahre Dünen büdet. Semipalätinsk könnte als Dunenstadt bezeichnet
werden, denn intensiver kann man diese Formation kaum
an einem Dorfe der Nordsee-Inseln beobachten. Unter den nicht
zahlreichen steinernen Gebäuden, ist namentlich eine hübsche Moschee
bemerkenswert, von denen die Stadt 7 besitzt die sich mdess nich
durch „schlanke Minarets“ auszeichnen, wie Meyer beschreibt, den
dieser eigenthümliche Schmuck des Orients fehlt m Sibirien ganz.
Dazu kommen ganz entsprechend dem üblichen Bevö kerungssatze,
wonach auf 1000 Christen mindestens eine Kirche ) zu rechne
ist, 2 christliche Gotteshäuser. Semipalätinsk liegt (230^ et®r u' J f j
nach Semenow 800 Par Fuss) am rechten Ufer des Irtisch und de
Semipalätinka, welche hier in den ersteren mundet.
erschienen jetzt bei Hochwasser sehr gross, selbst die Meine Se
X u L mir so breit vor eis die W « be.
Wasserstande. Auf dem Irtisch kommen m te e r ;Z ..t « » “ f '
h e r a u f , für de« Handel ¡ ¡ u W wrehtrg *
der Fluss indess zu seicht um eine r e g e l m a s s i g e -Schifffahrt zu e
mörfichen wie schon aus J. G. Gmelin’s Reise zur Genüge erhellt.
Gerade bei Semipalätinsk bieten dann die zu Tage tretenden Stein-
bänke die ernstesten Hindernisse.
ist die Zahl der Kirchen eine hei Weitem grössere so M |
z. B. in der Stadt Kargopol (Gouvem, Olenetz) auf 250 Emwoh j
Wir hatten zunächst beide Flüsse zu passiren, als wir früh 8 Uhr
am 3- Mai Abschied nahmen und nach den Arcatbergen aufbrachen.
Beide Flüsse waren durch eine breite mit Rollsteinen aller Art
bedeckte Sandbank getrennt. Am linken Irtischufer fand sich anstehendes
Gestein, nach den Bestimmungen Hochstetter’s der von
uns mitgebrachten Handstücke: thoniger Sandstein. Auch bei Semipalätinsk
ist das linke Irtischufer, wie durchgehends, flach, während
das rechte niedriger als sonst bleibt und kaum mehr als 20 Fuss
Höhe betragen mag. Wenn daher v. Hellwald (Centralasien 1875.
p. 97) die Abbildung einer hohen felsigen Ufergegend giebt, welche
„die Irtisch-Landsehaft um Semipalätinsk“ vorstellen soll, so ist
dies eben falsch und eine jener ärgerlichen .Verwechselungen die in
der verdienstvollen Compilation mehr Vorkommen und zu ganz irrigen
Anschauungen führen. Das genannte Landschaftsbild ist nämlich
von Atkinson (p. 240) copirt und stellt eine jener hochromantischen
¡Uferpartien des Irtisch zwischen Buchtarminsk und Ust-Kamenogorsk
dar, die mit denen des Rhein weitteifern und dieselben zum Theil
übertreffen.
Der Uebergang mit Tarantassen und Pferden wurde auf grossen
Prahmen vermittelt, doch hatten die tatarischen Ruderleute tüchtig
gegen den starkströmenden Fluss zu arbeiten. War der Gouverneur
in Semipalätinsk von verschiedenen hervorragenden Einwohnern bis
;an den Fluss begleitet worden, so empfing ihn kaum am rechten
¡Ufer angelangt gleich wieder eine Deputation, um ihn und uns in
¡das stattliche Haus eines kirghisischen Kaufmanns einzuladen, wo
Thee, allerlei Süssigkeiten aber auch Champagner servirt wurde.
[Dieser brave Kirghise, dessen Namen ich vergessen habe, ist gewiss
einer der Reichsten seines Volkes, denn wie uns gesagt wurde, soll
|er über 400,000 Rubel besitzen. Wir sahen bei ihm ausser kost-
|baren bucharischen Teppichen, auch reizende in roth und weissen
Mustern gearbeitete Filzdecken.
Die Entfernung bis in das Jagdgebiet der Arcatberge beträgt
etwa 107 Werst (etwas über 15 deutche Meilen) und folgt 6 Stationen
weit der grossen Strasse nach Taschkend, um von hier rechts in die
Berge abzubiegen. Die Stationen, deren Namen ich vergass aufzu-
peichnen, die aber wie ich aus der Karte ersehe bereits alle der
kirghisischen Sprache entlehnt sind*), bestehen meist nur aus einem
*) Ich füge dieselben mit den Aneroidbeobachtungen von Graf Waldburg