unter Tage vor und überzeugten sich von der interessanten Erscheinung,
dass noch bei 50 Meter die Wände mit den prachtvollsten
Eiscrystallen besetzt sind (Vergl. auch Cotta p. 38). Im Winter
gestalten sich diese Verhältnisse noch misslicher, indem die Kälte
bis 40° R. nicht allein die Grubenarbeiter oft arg heimsucht, sondern
namentlich auch weil die Reinigung der Leitungsgräben viel Zeit
und Menschenhände erfordert. Der Betrieb der Pumpen und anderen
Werke wird, theils durch Pferdegöpel, hauptsächlich aber durch
Wasserkraft vermittelt, da es für Dampfmaschinen an Feuerungsmaterial
mangelt. Wesshalb man daher dennoch eine solche, deren
colossalen Dampfkessel wir im Freien liegend verrosten sahen, herbeigeschleppt
hatte, musste ziemlich auffallend erscheinen. Ein riesiges
Wasserrad setzte auch das Stampfwerk für die 1826 angelegte Gold-
Wäsche in Bewegung. Hier wird goldhaltiger, mit Kupfergrün und
Weissblei gemischter-Quarz gestampft, geschlemmt und auf hölzernen
Trögen mit trichterförmigen Gelassen in sehr primitiver Weise ausgewaschen,
indem man die von den Stempeln zurückbleibenden Eisenreste
mittelst grösser Magnete entfernt. Auf diese Weise wurde
1875 durch etwa 5 geübte Leute 3 ‘/2 Pud (140 russ. Pfund) Gold
gewaschen, das einzige Edelmetall, welches Syrjanowsk selbst herstellt,
wenn auch nicht schmilzt. Denn sein Hauptreichthum besteht in
gediegenem Silber, auf Quarz, einer stein markähnlichen Masse, oder
in sogenanntem Ockererz, d. h. aus ungleichem Gemenge von Eisenocker,
Bleiocker, Galmei, Kupfergrün, Malachit und Kupferlasur, von
welchen Erzen wir hügelartige Quantitäten bei den Stollen und
Schachten liegen sahen. Das Muttergestein dieser in Quarzgängen
eingelagerten Erze, zu denen noch Bleiglanz, Kupferkies, Eisenkies,
Fahlerz und Blende kommen, wurde uns von den Bergofficieren, in
Uebereinstimmung mit Rose, als Augitporphyr bezeichnet. Die Erze,
welche 6 Pfund Blei im Pud (40 Pf.) liefern, heissen Bleierze, diejenigen,
welche 3 Solotnik*) Silber im Pud (also ca. 1%) enthalten,
werden Silbererzegenannt, aber sämmtlich nicht hier, sondern zumTheil
erst in Barnaul (600 Werst) verschmolzen. Wie man mir sagte
wurden im letzten Jahre (1875) 725,000 Pud Erze gefördert und
ans diesen (ausser 3V2 Pud Gold). 50 Pud Silber (und wenn ich
nicht irre 15,000 Pud Kupfer) erzeugt. Ob dies ein im Verhältniss
zu den Betriebskosten angemessener Ertrag ist, vermag ich nicht
*) 1 Solotnik ist der 96. Theil eines russischen Pfundes.