vielleicht zehn bis zwölf Häusern, welche an vierzig Bewohner,
meist Russen, zählen und lag jetzt an einem schmalen todten Arme
des Oh, der, weit ah vom Ufer, sich durch den breiten Lehm- und
Lettenstrand hinwand. Auch ist hier ein Mehlmagazin der Regierung,
wie stets an dem rothen Dache kenntlich. Da die Bewohner, wie
in dieser Zeit üblich, meist auf ihren Fischereiplätzen waren, der
Starost oder der Gemeindeälteste ebenfalls, so musste zu dem uns
bereits geläufigen Mittel des Hausirens gegriffen werden. Das heisst,
Martin Dserwit, Panajeff und ich gingen eben in jedes grosse Haus
und fragten, ob Eier, Milch, Fleisch u. A. zu haben sei. Glücklicher
Weise war der freundliche Geistliche, Feodor Istlejewski, anwesend
und durch ihn erhielten wir das Gewünschte; er verkaufte
uns sogar sein einziges stattliches, wol halbjähriges Kalb und zwar
für vier Rubel. Dagegen bezahlten wir Eier das Stück mit zwei
Kopeken, Butter das Pfund zu zwanzig Kopeken und das Pfund
Zucker mit sechzig Kopeken (also etwas mehr als anderthalb Mark).
Auch erhielten wir eine Schüssel wallnussgrosser Kartoffeln, die in
Mistbeeten gezogen werden und jetzt zum Theil noch in Blüthe
standen.
Weit wichtiger als die Kartoffelernte ist für hier die der
„Cedernnüsse.“ Es sind dies die Kerne aus den Zapfen der Arve
(Pinus cembra), die in ganz Russland, ähnlich wie bei uns Haselnüsse,
beliebt sind und von denen Sibirien bedeutende Quantitäten
nach Russland ausführt. Sie gedeihen indess nur alle 4—5 Jahre.
Das Pud kostet 1 bis 2 R. Diese Kerne geben (das Pud 15 Pfund)
ein sehr feines, dem Provenceröl ähnliches Oel, das möglicher YY eise
noch einmal zu Fischconserven von Wichtigkeit werden kann.
Lärchen, Tannen und Fichten liefern die besten Bauhölzer am
Ob. Namentlich soll das erstere sich zum Schiffsbau trefflich eignen,
aber Lankenau (Dass heutige Russl., p. 153) behauptet wol zu viel,
wenn er sagt „die sibirische Lärche läuft dem amerikanischen (!!)
Teakholz den Rang vollständig ab.“ Oedern(Arven)holz ist nicht
einmal als Brennholz beliebt.
Der Haussperling (Passer montanus) hatte seine nördlichste
Sommeransiedelung bereits verlassen und war südlicher gezogen.
Trotz der Dunkelheit fuhren wir noch in der Nacht weiter,
d. h. das Schiff wurde von fünf Leuten mittelst eines, in der bekannten
Weise am Mast befestigten langen Strickes gezogen, eben
kein leichtes und angenehmes Geschäft, wenn man berücksichtigt,