russ. Golubiza, die Moorbeere Y. oxycoccos, russ. Kljukwa, die
Preisselbeere (Y. yitis-Idae), russ. Brusniza, die Rauscbbeere (Empe-
trum nigrum), russ. Woroniza und Wodjaniza. Die Erdbeere (Fra-
garia yesea), russ. Klubnika findet sieb bei Obdorsk nicht, sondern
erst weiter südlich. Dagegen überraschen herrliche Hagebutten
(Rosa acicularis). Die Zeit der Beerenlese schien übrigens für die
guten Obdorskerinnen dasselbe als „Weinlese“ im Süden, während
dieses Geschäft in lauter Fröhlichkeit und mit Gesang betrieben
wurde, hatten sich die Männer weit anstrengender und mühsamer
an einer anderen Ernte zu betheiligen, nämlich der des Heus. Es
wird in den reichen Schlägen, namentlich längs dem wiesenbesetzten
linken Ufer des Polui in beträchtlicher Menge gewonnen, was zu
Kowalski’s (Zeit 1848) noch nicht der Fall war.
Im Uebrigen kann yon irgend einem Anbau yon Kulturgewächsen
im Freien in Obdorsk natürlich noch weniger die Rede
sein als in Bereosoff. Wie dort giebt es aber hier einige wenige
Einwohner, die zum Spass in Mistbeeten Rüben, Bohnen und Kartoffeln
ziehen. Dies kostet indess grosse Mühe, denn die fein gesiebte
Erde muss im Herbst sorgfältig in Keller gebracht und hier
überwintert werden, da sie im Freien zu spät aufthauen würde um
eingelegte Keime reifen zu lassen. Unser Wirth Perloff gehörte zu
diesen Gemüsegärtnern, Die von ihm am 20. Juni gesteckten Kartoffeln
(aus Tobolsk bezogen) wurden gegen Ende September, vor
Eintritt des Frostes, ausgehackt und zeitigten per Stock 2—3 kleine,
in recht warmen Jahren bis 10 Knollen oder Knöllchen. In Bereosoff
wurden die Kartoffeln im ersten Jahre nur so gross als Erbsen,-
im zweiten dagegen wie Wallnüsse. In Turuchansk gedeihen (nach
Castren) die Kartoffeln gar nicht mehr, sondern nur noch Kohl
und Rüben.
Die Ursache des Nichtgedeihens von Nutzgewächsen ist leicht
erklärlich, und das „ewige Gefrorensein des Bodens der Tundra“
keine Fabel, wie Albin Kohn*) mehr dreist als wissenschaftlich behauptet.
Demi der einzige von ihm in der Breite von Irkutsk,
unterm 52. Grade angestellte Yersuch, welcher bei einer Elle Tiefe
*) „Sibirien“ p. 171. Hier wird auch die abentheuerliche Vermuthung ausgesprochen,
dass das Minerallager unter der Tundra, z. B. Sidoroff’s Graphitlager
an der Kureika, zu dem Glauben an das ewige Eis der Tundra veranlasst haben
könnten,
keine Spur von gefrorenen Boden zeigte, beweist für die ihm
unbekannte arctische Tundra nichts; ebensowenig die nach Erman
citirte Stelle, der in Bereosoff bei 4‘/2 Paris. Fuss noch weichen
Boden fand. In derselben Stadt zeigten die Bohrversuche Hofmanns
im Juni 2 Fuss aufgethaute Lehmschicht, dann 7' gefrorenen Boden,
der sich nur mit der Brechstange durchsenken liess. An einer
anderen Stelle war die Erde 3' aufgethaut, dann folgte 5' tief
gefrorener Sand, hierauf ungefrorener, in welchem Hofmann auf
das Grab Ostermann’s stiess. Die weiteren Belege bei Hofmann
(p. 118, 164) und Schrenk (p. 122: Grundeis in Mesen, 271: Grundeis
der Tundra ein paar Spannen tief; p. 532 und 594) lassen
vollends keinen Zweifel und können die Thatsachen selbst dadurch
nicht erschüttern, dass Hofmann (p. 140) am Minissei, unter 68 /2
n. Br. plötzlich seinen Stock 6' tief in die Erde zu stossen vermochte.
Hier mögen locale Yerhältnisse die Ursache gewesen sein.
Nachdem ich mich schon auf der Tundra (68°) von dem in kaum
mehr als 1V2 Spanne Tiefe „ewigen“ Grund eis überzeugt hatte,
liess ich auch in Obdorsk einen Versuch machen, sehr zum Verdruss
unseres Stepan, der die Grube graben musste. Er brachte
verschiedene Zeugen, darunter den gewiss competenten Todten-
gräber, welche einstimmig erklärten, man brauche im Sommer zu
einem Grabe von 2 Arschin (4' 8“ engl.) Tiefe einen vollen Tag,
im Winter mit Hilfe von Feuer eine Woche, es half Alles nichts,
ich hatte mich einmal darauf capricirt das Grundeis selbst zu sehen.
Die Versicherung, dass es bei uns Leute gäbe, die mir sonst nicht
glauben würden, erweckte nur mitleidiges Bedauern, aber als ich
ihm sagte, dass der Name Stepan Mischirikoff für immer ehrenvoll
mit diesem Versuche verbunden bleiben wird, ging er freudig an
die Arbeit. So überzeugten wir uns denn am 2. September, dass
der reine Dünensand, auf welchem der höchstgelegene Theil Ob-
dorsk’s steht, und den nur eine 3—4 Zoll dicke Schicht Humus
bedeckt, in 43/4 Fuss Tiefe gefroren ist, so dass er sich mit dem
Messer schneiden liess. Bei 10V2° Lufttemperatur sank das Thermometer
auf dieser Eisschicht auf ‘/4° ü. 0. Dieser Yersuch, obwol
oberflächlich, dürfte genügen um uns vor dem Vorwürfe des „Nacherzählens“
zu bewahren.
Sujew’s Angabe, dass Kühe höchstens 5, Pferde gar nur ein
Jahr hier zu leben vermögen, ist nicht ganz zutreffend, wenigstens
gedeihen jetzt diese Thiere sehr gut, wenn auch bei den langen