dem in Kiochät) stellen Oort dar; die übrigen kleinen Bilder sind
nur Nachbildungen dieses Gottes. Solche kleinere Tschum- oder
Gemeindegötzen . pflegen sie mit zu dem grossen 7 tägigen Herbstfeste
zu nehmen, das mit Zugang des Ob stattfindet. Man zündet
dann Oort zu Ehren grosse Feuer von Fischfett an, bringt ihm
werthvolle Opfer an Fuchsfellen, Renthieren u. s. w. und gelobt
ihm neue. Von dem Fleisch der geopferten Renthiere erhalten
auch die Götzenbilder kleine Portionen vorgesetzt. An manchen
Stellen findet dieses Fest in einem besonderen grossen Hause statt,
doch hat man jetzt meist das grosse Bild Oorts im Dickicht des
Waldes in Sicherheit gebracht, da die Opferstätten schon häufig
von Russen und Syrjänen bestohlen wurden. — Es wird noch ein
zweites Fest, Jöchtachot, abgehalten, eine Art Heldenfest zur Erinnerung
an ihre früheren grossen Kämpfe (!?). Bei demselben erscheinen
sie mit den Renthierleitspeeren bewaffnet und führen
kriegerische Tänze auf. Für diese Feste sammeln sie Geld und
andere Gaben, die einen eigenen Fond bilden und von Aeltesten
verwaltet werden. Die. Samojeden haben einen ganz ähnlichen
Glauben.
Nach dieser Darstellung Jorkas darf man annehmen, dass diese
Feste Dank- oder Bittopfer sind und Castren (I. p. 291) sagt daher
wol mit Recht: „Die Götter anrufen und sie durch Opfer versöhnen
ist fast der einzige Gottesdienst, der bei Ostiaken vorkommt“.
Dieser Feste gedenkt übrigens schon Sujew (Pall. p. 63), aber nur
Castren giebt eine Beschreibung (p. 292) die angeblich von einem
Augenzeugen herrühren soll. Darnach würden auch die Frauen
theilnehmen, wenigstens bei den gemeinschaftlichen Tänzen. Auch
mir wurde davon erzählt, sowie dass die Weiber besondere Feste
feiern. Ich bedauere sehr, dass wir nicht in der richtigen Zeit
kamen, denn, wie Jorka versicherte, würde er uns ohne Anstand
erlaubt haben einem solchen Feste beizuwohnen. Wie weit die
Schamanen, welche bei diesen Festen eine so grosse Rolle spielen
sollen, thatsächlich betheiligt sind, konnte ich nicht erfahren.
Jorka versicherte aber, dass sie bei allen Verständigen missachtet
früher in der Burg von Scharkan (wol Scharkali) verehrt wurde und seines Ge-
hiilfen Masterko (wol Moster) früher hei Troitzkaja aufgestellt. Sujew’s Beschreibung
(p. 60) des berühmten Bildes bei den Woksarsk’schen Jurten „mit
silbernen Kränzen auf dem Kopfe“ beruht nur auf Erzählungen.
seien. Er selbst (Jorka) glaubte ihnen nicht; aber gelegentlich trifft
eine ihrer Prophezeihungen ein und dies verschafft ihnen immer
neue Anhänger.
Es ergiebt sich also hieraus, dass die Schamanen keineswegs,
wie oft behauptet wird, Priester, sondern hauptsächlich Wahrsager
sind und zuweilen auch als Beschwörungskünstler (Zauberer) auf-
treten, wie dies Middendorff (p. 1464) z. B. in Bezug auf die Jagd
mittheilt. Als am besten unterrichtet mögen sie indess auch bei
Götter- resp. Opferfesten die oberste Leitung führen. Ueber das
Wesen des Schamanen vergl. übrigens Castren (I. p. 190—198), der
(II. p. 172) zugleich auch eine Vorstellung beschreibt; ebenso
Schrenk (p. 394). Dass die Schamanen übrigens, bei der grossen
Menge Einfluss besitzen und in Ansehen stehen, ist bei dem herrschenden
und erklärlichen Aberglauben dieser Naturvölker sehr begreiflich
und man könnte sich nur wundern, wenn dies nicht der
Fall wäre; es ist desswegen den Leuten kein ernstlicher Vorwurf
zu machen. Wenn bei uns noch tausende Schwindler und Schwindelmittel
gläubige Kunden finden, wenn spiritistische Medien und Geisterklopfer
in den Salons der Hauptstädte hochverehrte Gäste sind,
wenn allenthalben überirdische Erscheinungen hunderte Gemüther
aufregen und polizeiliches- Einschreiten nöthig machen, wenn Alles
dies und noch vieles, vieles Andere in Mitten der Cultur und
Civilisation heutigen Tags noch möglich ist, dann werden wir bekennen
müssen, dass wir in vieler Hinsicht noch tiefer im Schamanenthum
stecken als die einfältigen Nomaden Nord west-Asiens.
Auch ihre religiöse Anschauung bedarf einer milderen Beur-
theilung als es in Sätzen wie: „der blindeste und gröbste Götzendienst
ist unter den Ostiaken die herrschende Religion“ (Pallas)
oder „der Ostiak ist ein typischer Fetischanbeter, der nicht selten
das höchste Wesen des Weltalls, die Resultate der strengsten Naturgesetze,
in rohen von eigener Hand gemachten Götzen personificirt“
(Poljakoff) und ähnlichen geschieht. Die Wahrheit zu gestehen, so
ist noch kein Forscher vollständig in die Göttefanschauung der Ein-
gebornen eingedrungen, keiner hat ihren religiösen Festen beigewohnt.
Dies erhellt am besten daraus,^ dass fast jeder Reisende anders berichtet,
je nach der Kunde, welche er zu erlangen vermochte.
„Die Samojeden erkennen ein göttliches Wesen, Num, (d. h.
Himmel) das den Himmel bewohnt. Num ist geistig und hat keine
Gestalt; er ist Ghilejumbjarte d. h. Schöpfer des Lebens, der Erde,