Grabstätte, sowie die Menscbikow’s durch Colossalkreuze und Einzäunung
in pietätsyoller Weise zu erhalten. Jetzt sind auch diese
letzten sichtbaren Zeichen des Andenkens an jene grossen Männer
verschwunden, die, einst gewaltig und mächtig, hier in der Verbannung
starben und die ja auch uns als Landsleute*) angehörten.
Für gebildete Menschen muss der gezwungene Aufenthalt in einem
Orte wie BereosofF allerdings entsetzlich sein. Meinte doch der
ärmlich erzogene Jude Aaron Aaronewitsch als ich ihn fragte, wie
sie hier lebten: „Wie soll mer lebe? mer lebe, na wie? wie lebendig
begrabe!“
Die Strassen sind breit und regelmässig, z. Th. aber auf
morastigem Grunde angelegt und daher mit Gangwegen aus Planken
*) Ostermann wurde bekanntlich 1686 in Bochum in Westfalen, als Sohn eines
Predigers geboren, 1741 verbannt und starb 1747. — Menschikow (1672 geboren)
wurde auf Wunsch Peter des Grossen 1706 vom Kaiser Leopold zum „Deutschen
Reichsfürsten“ erhoben, 1727 verbannt und starb 1729. — Auch der grösste Feind
der Genannten, Fürst Dolgoruky liegt in Bereosoff als Verbannter begraben. —
Ueber Menschikow’s Leben in der Verbannung, sein angebliches Grab, sowie das
seiner Tochter theilt v. Lankenau in: „Das heutige Russland“ (II.) Mancherlei mit.
versehen, um das Durchkommen zu ermöglichen. Die meist altersschwachen,
z. Th. baufälligen Häuser liegen ziemlich zerstreut. Viele
derselben waren jetzt verlassen, ihre Fensterläden geschlossen oder
vernagelt, da die Bewohner sich auf der Sommerfischerei befanden.
Sie bildet einen Theil des Erwerbes der Bürger, die sowol mit getrockneten
als gefrorenen Fischen bis Tobolsk, sowie mit den Eingeborenen
Tauschhandel betreiben. Nach den Angaben des Ispravnik
werden jährlich für etwa 155,000 R. Fische umgesetzt. Der kleine,
sogar mit einer Glasveranda umgebene Bazar, sowie mehrere andere
Läden enthalten alle möglichen Erzeugnisse und Produkte. Unter
Anderem sah ich hier Sensen mit dem Stempel einer K. K. privile-
girten Fabrik in Steyermark! Pelzhandel bildet ebenfalls eine nicht
nnbedeutende Rolle, scheint aber sehr zurückgegangen. Wenigstens
fand ich nicht allein Mahtzen, G u s c h und andere fertige landesübliche
Pelze aus Renthierfell, sondern Pelzwerk überhaupt keineswegs billig.
Es wurden verlangt für: Eisfuchs l'R . 20 K., gewöhnlichen Fuchs
in schlechtem Sommerpelze 2., im Winterpelze 4—5 R., Vielfrass
5—51/2 R., schlechte, sehr helle Zobel 13—15 R., Renthier 2 R. 50 K.
Nur von diesen Thieren sah ich selbst Felle, da jetzt die ungünstigste
Zeit für den Pelzhandel und nur wenig auf Lager war. Wie ich
bei einem der ersten Aufkäufer erfuhr, denn Leute, welche sich
ausschliessend mit Pelzhandel beschäftigen; giebt es nicht, werden
jährlich c. 200 Zobel*) (alle sehr hell) angebracht. Echte Blaufüchse
kannte man nicht, sondern zeigte mir nur die sogenannten Cresto-
vatik (Eisfuchs im Sommerpelz); Schwarzfüchse kommen selten vor
und bringen bis 150 R. und mehr, Wölfe nur wenig im Handel;
Elen und Bär fast gar nicht. Dagegen werden im Winter (von
der Petschora durch die dortigen Novaja-Semlja-Fahrer) Eisbären**)
angebracht und kosten je nach der Grösse und Weisse 5—12 R. —
Der Hauptartikcl bleibt immer Grauwerk d. h. Eichbömchenfelle. —
*) Belajew fand 1830 in Bereosoff folgendes Pelzwerk vor: Bären 50, Biber
50, Füchse 500, Zobel 800, Wölfe 200, Eichhörnchen 100,000, Hasen 500. Hermeline
10,000, Eisfüchse 15,000 (darunter nur 40 dunkle), Vielfrasse 30, Fischottern 40,
Elen 300, Benthiere 10,000.
**) Ueber das Vorkommen des Eisbären im Winter an der Waigatz-Strasse
und den Küsten des Karischen Meeres siehe Hofmann (p. 35), nach dessen Angabe
der Eisbär zuweilen bis Üst-Zylma, also mehrere 100 W. landeinwärts dringt. —
Sujew erhielt 1771 einen jungen Eisbären in Obdorsk und brachte ihn Pallas lebend
mit nach Krasnojarsk.