Nachdem Graf Waldburg und ich die so sehr gefürchteten
Wellen , welche anscheinend die vor uns liegende Flusskrümmung
brandend „umtosten“, selbst recognoscirt und keineswegs schrecklich
gefunden hatten, befahlen wir die Weiterreise und es ging wie
erwartet gut.
Die Fusspartie längs dem rechten Ufer auf mehr als eine deutsche
Meile hatte uns mit der Beschaffenheit desselben näher bekannt
gemacht. Dasselbe ist im Gegensätze zu dem linken, wie bisher,
hoch, und wird aus zum Theil steil abfallenden Sand-, Lehm- oder
Mergelwänden gebildet, die einen üppigen Baumwuchs von, noch
ansehnlich hohen, Lärchen, Fichten, untermischt mit Weiden, Birken,
Erlen und Ebereschen tragen, der auf der Tundra ruht, d. h. einer
üppigen Moosdecke auf der Zwergbirken, blühende Preissei- und
Moltebeeren, sowie Stinkkraut wuchern. Die Ufer fallen aber nicht
wie bisher bis zum Flussbette herab, sondern lassen einen breiten
Sandstrand frei, der von kleineren und grösseren, selbst blockartigen
Rollsteinen der verschiedensten Arten (Syenit, Granit, Porphyr, Grünstein,
Gneiss, Kalkstein, einer sonderbaren Breccie u. s. w.) bedeckt
sind, wie ich dieselben schon erwähnte.
Nebelkrähen, seltener Elstern, schön rothbrüstige Birkenzeisige
(Fringilla linaria), Weidenlaubvögel (Phyllopneuste trochilus) belebten
diese Uferdickichte, welche ahsserdem, wie bisher von Mücken
schwärmten.
Die erste Station, *) Kniäski-Jurty (d. h. Fürstenjurten) bot insofern
ein besonderes Interesse, weil hier der Ostiakenfürst während
des Sommers einige Zeit zu residiren pflegt und zwar ist das dritte
Himmel thürmt sich hinauswagen auf das aufgeregte Element, als ob es ein Kinderspiel
sei,. mit den empörten Flussriesen zu kämpfen“ und die als Beleg dafür angeführte
Episode, welche ihm ein Beisender als selbsterlebt erzählte ist sicherlich
falsch. Zwar wissen die Ostiaken ihre kleinen Kähne sehr geschickt zu regieren,
halten sich aber, zumal hei einem Sturme, stets in der Nähe des Ufers und dass
sie weder im Schwimmen noch Tauchen Uebung besitzen, daran ist ebenso sehr
ihre angeborne Wasserscheu als die Kleidung schuld.
*) Wir berührten bis zur Mündung der Schtschutschja folgende Stationen:
1. rechts am grossen Ob Kniäski-Jurty, 5—6 ostiak. Sommerhütten, Besidenz des
Fürsten, 25 W.; 2. r. am gr. Oh. Jeslow (Jeslo, Jaslow „Jotloch“ Peterm.) einige
Tschums 7 W.; 3. r. am gr. Ob Kiochät, gr. russ.-ostiak. Fischerplatz, 5 W.;
4. links auf der Insel Bjestschimjäny Wulpasl (Wulpäs, von Wul = gross und
As = Oh, „Kor-Pugl“ Peterm!) gr. russ.-ostiak. Fischerplatz, 25 W.; 5. 1. am kl.
Oh Chalispagor (Paluspagor), etliche Tschums mit russ. Fischerhütten, 15 W.;
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