eines Büffeljägers, wie meines Freundes Bordiert in Colorado, hätte
sie zu erreichen vermocht. Und selbst diese nur mit geringer Aussicht
auf Erfolg, denn die flimmernde und glitzernde Luft gab kein
sicheres Bild. Unter dem Einflüsse der Spiegelung wurden die
Thiere grösser und länger, wie Giraffen, und immer grösser, bis ihre
Riesengestalten*) nach und nach verschwammen und in Nichts verflossen.
So häufig wir auch Fata morgana gesehen hatten, die in
der Steppe nicht blos täglich, sondern fast stündlich allenthalben
sichtbar wird, noch nie war sie in so schönen Bildern aufgetreten.
Freilich palmenumrahmte Städte mit prächtigen Palästen und
Moscheen konnte sie uns nicht vorzaubern, wie Atkinson gesehen zu
haben behauptet (1. c. p. 508). Aber einigemal zeigten sich blaue
Seen mit Bäumen, und zwar so vollendet natürlich, dass man im
ersten Moment an Wirklichkeit glaubte. Freilich wird man die
Täuschung gar bald gewahr, da das Bild der Fata morgana sich nur
zu schnell für den Beschauer verändert und in den Verzerrungen
der Wiederspiegelung verräth.
Noch einmal wurden Kulans aufgejagt und zwar sieben Stück,
die wie die zuerst gesehenen, so schnell dahin gallopirten, dass von
besonderen Beobachtungen nicht die Rede sein konnte. Doch verdient
die Bemerkung hier ihren Platz, dass es einem Kosaken auf
flüchtigem Pferde gelang, den in einer Linie hintereinander laufenden
Thieren den Weg abzuschneiden oder wenigstens so nahe an sie
heranzukommen, dass er seinen Schuss abgeben konnte, der leider
fehlte. Wie Meyer mittheilt, der die ersten Nachrichten vom Vorkommen
des Kulan am Nor-Saissan (sowie Balchasch) giebt, jagen
die Kirghisen Wildpferde bei hohem Schnee, in welchem sie nur
schwierig fortzukommen vermögen.
Noch eine Ueberraschung bereitete uns heut die Steppe und
zwar sehr eigentümlicher Art. In weiter Ferne zeigte sich nämlich
eine pferdeähnliche Gestalt (nach Brehm zwei), welche erst zögernd
dann in leichtem Trabe direct auf uns zulief, und nicht lange Zweifel
liess, dass wir ein herrenloses Pferd vor uns hatten. Es war ein
hübscher, aber sehr abgemagerter Schecken, der sich leicht eine
Halfter umlegen liess und so willig folgte als jedes andere Pferd.
Den Kirghisen sind derartige Fälle nichts Neues. Denn öfters er*)
Ueber diese eigenthümliche und charakteristische Erscheinung der Luftspiegelung
in den Steppen Sibiriens vergleiche auch Helmersen in: Beitr. zur
Kenntniss des russ. Reiches. 5. Bändch. 1841, p. 190 und 20. Bändchen p. 205. —
eignet es sich, dass durch nächtliche Ueberfälle von Wölfen oder
ähnliche Ursachen, Pferde in der Steppe versprengt werden, und
lange umherirren ehe sie wieder Ihresgleichen und Menschen antreffen.
Zuweilen sollen sie aber auch gänzlich verwildern, wovon
Meyer Beispiele anführt.
Wir hatten gegen 2 Uhr ein Röhricht und mit ihm schlechtes,
salzhaltiges Wasser erreicht, das einzige weit und breit, hier abgekocht
und zogen noch bis gegen 9 Uhr weiter, ubdf eine Steppe,
Ai chodscha-tum genannt, um an dem klaren, murmelnden Bache
Tierek-airyk (590 M.) das Nachtlager aufzuschlagen, einem jener
kleinen Quellbäche, welche nur im Frühjahr ihr Ziel erreichen.
Aus der armseligen Kulansteppe, die mit ihren gelben, orange, a n
einzelnen Stellen fast rosaroth gefärbten Sandhugeln trotzdem nicht
unmalerisch erschien, waren wir in eine Steinwüste gerathen. die so
recht für den Aufenthalt des Dickfusses (Oedicnemus crepitans) geschaffen
schien, der sich hier zuerst und das einzige Mal zeigte.
Anfangs erschien das Steingeröll*) lose verstreut, hie und da m
grösseren Trümmerhalden, später anstehend und kleine Hügel bildend,
die durch orangefarbene Flechten eine lebhafte Färbung erhielten
Für den Geologen schien diese Gegend ganz besonders interessant,
wenigstens überraschte es mich vier verschiedene Felsarten, a n
manchen Stellen dicht neben einander anstehend zu finden. Es waren
(wie die gesammelten Handstücke bestätigten): Thonschiefer Granit,
Quarzit und ein grobkörniger Sandstein. Letzterer fand sich neben
Granit und Thonschiefer; der letztere schien den Granit hie und da
durchbrochen zu haben. Der Granit fand sich theilweis m plattenförmiger
Absonderung und hatte so ein fassliches Material für die
kirghisischen Grabstätten geliefert, die hier nicht selten waren.
Dichte Flechten der Gattung Lecanora, bedeckten den Granit m
allen Ritzen und Spalten, oder wo immer sich Erdreich fand, wucherte
Thymian (Thymas serpyllum) in voller Blüthe. Welcher Abweehse ung
die Steppe übrigens zuweilen fähig ist, zeigte sich recht am anderen
*) Beachtenswerth schreibt mir Graf Waldburg: »Ich bin geneigt die ganze Kulan- » » a r r — brach bei Buchtarminsk bewerkstelligte. Hie zerstreute , g ,
der Steppe, dem anstehenden Gesteine auflagem,1 undvon andere,r HertanlEt be
stärken mich hierin. Sie kamen auf dem Eise des Kara-Wasch “ er, ver
sanken im See und blieben am Grunde bis das Wasser allmälig verlief um jetzt
zum Vorschein zu kommen.“