XIV. Kapitel.
H e i m w ä r t s .
(ObdorsJc bis Bremen.)
Obdorsk wie ausgestorben. — Wir errichten das „Strandhotel“. — Feier der
glücklichen Rückkehr. — Heiden betrinken sich. — Christen ebenfalls. — Keine
Schande. — Sontag, samojedisch „Sündentag“. — Gründung von Obdorsk. — Ableitang
des Namens. — Einwohnerzahl. — Bezirk (Wollost) Obdorsk.B- Beschreibung
des Ortes. — Kirche, 'rj- Monument. — Schule. — Mission. — Vergleich
mit Turuchansk. — Jassak (Steuer) — ist Ursache des Jahrmarkts. — Castren’s
Beschreibung desselben. Betrügerischer Tauschhandel auf der Tundra. H - Redlicher
Tauschhandel in Obdorsk. — Ein- und Verkaufspreise im Pelzhandel. —
Einige Bemerkungen) über Russlands Pelzhandel im Allgemeinen. S» Jahrmarktsplatz.
— Verkehr. — Umsatz. — Ein- und Ausfuhr. — Wichtigkeit des Mehlhandels.
— Die „Barka“ bringt Mehl vom Tobol und Ischim. — Gefährliche
Concurrenz für Russland. — Sibirisches Mehl geht bis ans Weisse Meer — Und
nach Norwegen. — Die „Barsche“ — bringt Handelswaaren. — Mannigfaltigkeit
derselben. — Einige Preisangaben. — Trophimoff, Vater und Sohn. — Das Canal-
project zwischen Ob und Kara-Bai. — Latkin’s Ansicht über dasselbe. — Günstige
Meinung in Petersburg. — Alter Handelsweg zwischen Petschora und Tass. —
Schtschutschja und Podarata nicht schiffbar. — Landtransport unmöglich. —
Canal ebenfalls. — Andeutungen der enormen Kosten. — Halbinsel Jalrnal kein
Umweg. — Mangelhafte Kenntniss des Ob-Meerhusens. — Glückliche Fahrten
nach Nadym. — Genaue Aufnahme des Meerbusens dringend nöthig. — Aussichten
für Obdorsk. — Geographische Lage. Umgehung. — Holzmangel. — Beeren
und Beerenlese. — Heuernte. pttjMühsame Gemüsezucht. — Ewiges Eis der
Tundra keine Fabel. — Beweise dafür. — Eigene Versuche. — Hausthiere. —
Hund und Hundeeinspann. — Hirsch Goldmacher, der verwiesene Jude. — Wenig
Lebensmittel. — Weitere Reisen nordwärts nicht ausführbar. — Verlockendes
einer Tass-Reise. — „Muss“ hält mich zurück. — Rückreise angetreten. —
Stationen. — Eine Begegnung auf dem Strome. — Rothhalsgans. — Vogelleben.
— Mauser, Zug. — Fallen des Stromes. — Kischgort. — Hütten für Wöchnerinnen.
— Mammuth. — Kuschowat. — „Cedernnüsse.“ — Schwieriges Fortkommen.
— Wieder in Bereosoff, — Ammoniten. — Stationen bis Samarowa. —
Entenfang mit Lüftnetzen. — Ueberfluss an Enten und Gänsen. — Ob-Landschaft
— am linken — am rechten Ufer. — Der Ob als Strom. — Ursprung, Lauf,
Länge. — Sein Gebiet. — Der wichtigste Strom Sibiriens. — Schiffbarkeit. —
Productionsfähigkeit. — Ausfuhr erst mittelst Seeweg möglich. — Enorme Wichtigkeit
desselben für Sibirien. — Sibiriakoff’s Verdienste um denselben. — Bärentanz.
— Schwieriges Jagen. — Undurchdringlichkeit des Urwaldes. — Säugethiere.
Frösche. — Moschki. — Kloster Kondinsky. —- Gastfreundschaft des Ahtes. —
Einförmiges Stromleben. — Endlich ein Abenteuer. Das Haselhuhn. — Dr.
Brehm und Graf Waldburg verirrt. — Wiedergefunden. — Eine Nacht imUrwalde.
— Wieder in Samarowa. — Zu spät! — 8 Tage im Stationshause, m- Abschied
vom „Bismark“. — Ein Trinkgelage. — Verheerungen des Hochwassers, — Erdstürze.
— Slopzi. — Fischerei. — Artelj. — Fischarten des Ob. — Vergleich
mit deutschen. — Beschränkte Kenntniss. — Wandern. — Laichzeit. — „Absterben
des Flusses.“ — Grossfischereien.— Erträge. — Frischfischerei..r- ln Eis verführt.
— Bis Bremen. — Weisswal. Endlich erlöst, Auf dem Irtisch. — Ein
Irtischdorf. Tobolsk. — Hötelwirthschaft.— Nutzen durch die verbannten
Polen. — Ein sibirischer Schauspieler. ^4 Sein Leben, ein Roman. — Abreise. —
Die Tarantass. — In Tjumen. — Ein verbannter Landsmann. — Beobachtungen
über das Deportationswesen. „Namenlos.“:««! Bradjagen. — Unfreiwillige Ansiedler.
— Sibirien wird geschädigt. Zahlen über Deportirte. M Reiseroute. —
Freie Ansiedler nöthig. — Abreise von Tjumen. — Graf Waldburg bleibt zurück.
— Wegeverbesserung.’'--- Jekaterinenburg. — Grässlicher Zustand der Strassen.
Steinschleifereien. — Malachit und Halbedelsteine. — Schlechter Zustand der
„Grossen Strasse“. — Verkehr, ¿fi-T Reisebetrachtungen. — Schlechtes Fortkommen.
— Wieder in Perm. — Auf der Kama, j r Kasan. — Der „Mississippi“.
— „Seitschas.“ — Auf der Wolga. — Wieder auf Eisenbahn. — Rückblick und
Entfernungen.
So ärmlich uns Obdorsk beim ersten Besuche erschienen war,
so sehr heimelte es uns jetzt an, denn die Tundra lehrt'Anspruchslosigkeit,
Bescheidenheit und Geduld. Mit Letzterer bewehrt wussten
wir uns darin zu fügen, dass der Sassjedatjelj die für uns eingetroffenen
Briefe mitgenommen hatte. Auf einer Reise nach
„unten“, begriffen waren dieselben vorsorglich für uns in Tobelko
deponirt worden und wir würden sie hier, wie beabsichtigt, gefunden
haben, hätten wir denselben Weg und nicht einen weiter
westlich hegenden, näheren Arm eingeschlagen. Auch unser früherer
Herbergsvater, Perloff, war, wie fast die ganze männliche Bevölkerung,
auf der Fischerei, seine Frau leider krank, und so mussten
wir uns, so gut es gehen wollte, selbst einrichten. Auf diese
Weise entstand das „Strandhötel“, d. h. unsere Leute errichteten
aus dem Segel, Rudern und unseren zwei Böten eine Art Zelt,