und entweder dem Verderben zueilten oder demselben bereits verfallen
waren. Darunter leider auch die beiden im Altai erlegten
Tiger, über deren Erlegung Atkinson (381) genau berichtet.
Selbstredend bildete die mineralogische Abtheilung den Glanzpunkt.
Aber auch der Modellsaal, welcher durch Prüfungsarbeiten
der Bergschüler fortwährend neuen Zuwachs erhält, bietet vieles
Interessante. So u. A. das Modell der Dampfmaschine, welche ein
Sibirier, der Schichtmeister Polsunow 1764 erbaute und welche sich
wol desshalb nicht bewährte, weil sie aus Holz, Leder, Kork und
Birkenrinde (!) verfertigt war (Vergl. Pallas II. p. 634). Ausserdem
Darstellungen der Gruben von Schlangenberg, Salair und anderen
Berg- und Hüttenwerken. Auch die ethnographischen und prähistorischen
Sammlungen sind sehr bemerkenswerth. So Kleider, Geräth-
schaften etc. aus Kamtschatka, dem Tschuktschenlande und ganz besonders
die sogenannten Tschudengräbern entnommenen Gegenstände
aus Stein, Kupfer und Silber. Darunter ansehnlich grosse Steine
mit menschlichen, roh in Relief ausgearbeiteten Figuren (Ledebour
erwähnt sogar einer Sphinx), Steinbeile, die in Form durchaus mit
solchen aus Nordamerika übereinstimmten und, als ganz besonders
bemerkenswerth, ein silberner getriebener Becher mit
welches keinen, eigenen geschulten Präparator und auch sonst keine fachmännische
Hilfe besitzt, nicht allzu harte Vorwürfe machen. Jedenfalls ist die Schilderung
des Herrn Poljakow in No. 42 des „Ssibir“, welche mir ein werther, des Bussischen
vollkommen mächtiger Freund, in wortgetreuer Uebersetzung zusandte, sehr übertrieben,
denn wie ich bereits bemerkte, befindet sich Gebler’s berühmte Insecten-
sammlung in vortrefflichem Zustande. Wenn aber Herr Poljakow weiter fortfährt
und kecklich behauptet: ,,Es ist daher kaum zu bedauern, dass Cot t a Säcke voll
Mineralien fortgeschleppt hat und die Mitglieder d er Bremer Expedi t ion
suchten sich noch das Beste aus, was von den Thi eren ü br ig gebl i eben
i s t “, so ist dies eben, soweit es die Bremer Expedition betrifft, eine Unwahrheit,
wie solche der „Ssibir“ wiederholt seinen Lesern über uns auftischte. Herr v. Eich-
wald gab mir eine Anzahl Käfer und Schmetterlinge aus den reichen Doubletten
des Museums mit, für welche ich ihm die wissenschaftlichen Namen später zusandte,
was dem Museum nur lieb sein konnte, es waren aber wie gesagt alles wi r k l iche
Doubl e t t en und z. B. kein einziges Stück von.Gebier dabei. Da es sich hier
nicht um die Anschuldigungen Seitens eines Beporters handelt, der seinem Blatte
gern möglichst Pikantes bieten will, sondern um die eines Collegen und Angestellten
der Kaiserl. Akademie, so wandte ich mich an Akademiker Dr. Strauch in St. Petersburg,
der mir denn auch die Versicherung ertheilte, dass die qu. irrthümliche Mittheilung
entsprechende Berichtigung finden werde. Doch habe ioh bisher nioht-
erfahren, ob dies in der That geschehen ist.
erhabenen und ciselirten Verzierungen von Laubwerk 1858 bei
Guriewsk ausgegraben. Aber Alterthümer aus Gold sind keine vertreten,
obschon Rose und Cotta dies angeben.
Ausser dem Museum hatte ich keine Zeit etwas Anderes kennen
zu lernen. Aber meine Gefährten besuchten die renommirten Hüttenwerke,
in welchen augenblicklich nicht gearbeitet wurde, die indess
wiederholt und auf das ausführlichste beschrieben*) sind. Doch
besahen wir die für Sibirien eigenthümliche Fabrik, welche nach
einem von Staatsrath Gulajeff erfundenen Verfahren, Lämmer- und
Schaffelle so färbt und zurichtet, dass sie mit der Fleischseite, die
einem schwarzen Tuch sehr ähnelndes Aussehen erhält, getragen
werden. Sie sind dabei leicht, wasserdicht und namentlich als unverwüstliche
Jagdröcke äusserst praktisch. — Dr. Brehm und Graf
Waldburg lernten auch die Sodafabrik von Mathäus Prang kennen,
welche aus dem natürlichen Glaubersalz des See Marmischensk jährlich
an 18,000 Pud kaustische Soda und 30,000 Pud calcinirte Soda
herstellt.
Noch eine andere Fabrik wurde von Graf Waldbursor und mir
besucht, nämlich die Schrootfabrik von Herrn Michael Funk,**) die
einzige in ganz Sibirien, welches beiläufig bemerkt, noch keine Pulvermühle
besitzt. Mit grossem Scharfblick wusste der genannte Herr
*) Vergl.: Pallas II. p. 623—635, Eose I. p. 513 n. 612. Ledebour I. p. 381.
Helmersen p. 120—129 (hier namentlich ausführlich über die neue Schmelzmethode,
welche den früheren erheblichen Verlust von einem Drittel des Sübergehaltes vermeidet)
und Cotta p. 319—325.
**) Als mit der Fahrt Kapt. Dahl’s 1877 von Hull nach Tobolsk mit dem
Dampfer „Louise“ der Ob für die Schiffahrt erschlossen wurde, war Herr Funk
der Erste, dessen Unternehmungsgeist eine Handelsverbindung mit Deutschland
auzuknüpfen versuchte, um die reichen Hilfsquellen Sibiriens auf diesem Wege
zugänglich zu machen. Er besuchte mich wiederholt in Bremen und durch meine
Vermittelung gelang es ihm, Contract mit einer hochgeachteten Bremer Firma
(John A. Müller & Co.) abzuschliessen. Als Herr Funk diese Verbindung plötzlich
abbrach, wandte er sich nach Copenhagen und Hamburg und hier glückte es ihm,
das Haus O. Bartning willig zu finden, wodurch die Fahrt des dänischen Dampfers
„Neptun“ 1878 zu Stande kam, welche unter der trefflichen Führung von Kapt
Eassmussen so überraschend glücklich verlief. Wenn daher Herrn Funk unbestritten
das Verdienst zukommt der Erste gewesen zu sein, welcher persönlich grosse Opfer
brachte, um eine Verbindung zwischen dem Ob nnd Deutschland herzustellen, so
darf ich beanspruchen, Derjenige gewesen zu sein, der in hervorragender Weise
zur Befestigung dieser Handelsverbindungen mitwirkte und nicht, wie das Daheim
mittheilte, Dr. Lindeman.