die Höhe von. 2530 Pariser Fuss und bestehen aus grobkörnigem
Granit, der durch den vielen Felsspath röthlich gefärbt erscheint.
Wir sollten sie bald ganz in der Nähe kennen lernen, denn
schon gegen 1 Uhr schwangen sich Alle, auch die Damen, auf die
Pferde, und begleitet von einer Menge vornehmer Kirghisen und
deren Leuten ging es nach den Bergen, dem eigentlichen Jagdreviere
der Wildschafe.. Der Weg führte anfänglich über Wiesen
auf denen bunte Blumen wuchsen und deren verrätherische Moräste
durch vorausgeschickte Kirghisen erst sondirt wurden.- Bald umfingen
uns die phantastischen Felsgebilde selbst, in denen jedem
Schützen sein Platz angewiesen und sein Pferd einstweilen in Obhut
genommen wurde. Ich erhielt meinen Stand an einem Wachholderbusch
der reichlich Deckung gewährte und hatte von hier aus einen
schönen Blick in die vor mir liegende Senkung und die dahinter
aufsteigenden gewaltigen, gleichsam zusammengewürfelten, kahlen Felsmassen.
Wie es möglich sein würde, dass über dieselben die berittenen
Treiber herabkommen sollten, war mir zur Zeit noch unklar, dock
wurde ich bald eines Besseren belehrt. Nach längerer Zeit aufmerksamen
Harrens machten sich nämlich Zurufe bemerklich nnd
mit dem Glase sah ich bald auf der Höhe der Felstrümmer Reiter
herabkommen. Mein Blick schweifte zugleich 'auch m das mit
Wachholderbüschen besetzte Thal. Nichts schien sich zu rühren!
auf einmal bewegt sich Etwas! es hat die Färbung der Felsen, vielleicht
ist es Täuschung! Aber nein! dieser felsfarbene bewegliche
Fleck erhält immer mehr Leben, es ist ein Argali, welches in leichtem
Galopp arglos der Schützenlinie zustrebt und zwar in gerader Lime
auf meinen Nebenmann zur Linken. Es war Herr Kamensky ein
renommirter Büchsenschütze, ihm kann das herrliche Wild nicht
entgehen. Denn er muss es sehen und jeden Augenblick erwarte
ich Men Krach seiner Büchse zu vernehmen. Aber die weisse Mütze,
Alles was ich von meinem Partner sehen kann, rührt und wan
nicht. Und für mich sind die ca. 150 Schritt doch etwas zu weit
für meinen alten aber gediegenen „Sauer m Suhl.“ Ich lege au
und ziele, Setze aber wieder ab, denn die weisse Mütze verschwindet
und ihr Träger muss jetzt schiessen, denn gerade jetzt kann er zu
Schuss kommen, wie ,noch nie: kaum 40 Schritt ist sein Opfer entfernt!
Aber er sieht es nicht und da ich nun gezwungen wäre,
direct in einer Linie auf ihn zu feuern und das Ricouchetireu
der Kugel auf dem harten Fels fürchte, lege ich die Büchse wieder
iiieder, fest entschlossen auf das nächst ankommende Wild zu
chiessen. Und ich habe nicht lange zu warten! Ein Wolf kommt
Vorsichtig geduckt und Deckung suchend, langsam angetrabt, zwar
Emmer noch näher meinem Nebenmanne aber doch nicht so entfernt
jds das Argali. Ich komme ruhig ab, drücke los und dahin kracht
[nein Schuss! Ich habe gut Strich aber zu hoch gehalten und mit
beinern bleiernen Gruss Isegrimm nur zur Eile angetrieben, so dass
L mfizlos ist, dass ihm mein Nebenmann noch 2 Kugeln nachsendet.
Er ist nun aufmerksam geworden, richtet sein Auge aber nur vorwärts
und bemerkt es zum zweiten Male nicht, das dasselbe Argali,
benau auf demselben Wege den es kam, wieder zurückwechselt.
Dieses auffallende Betragen fand später seine .Erklärung; das gesehene
Argali war ein Mutterschaf, welches aus Liebe für sein
lurückgebliebenes Junge wieder umkehrte. Und diese Sorge schien
kncfesichts der lauernden *Adler sehr berechtigt, denn noch am
kbend brachte ein Kirghise ein vom Adler zerrissenes und ange-
iressenes Argalilamm; doch blieb es natürlich unausgemacht, ob es
fias der verjagten Mutter gewesen war.
Die Schützen sammelten sich wieder, aber es kam bezüglich
feines neuen Triebes nicht recht zur Verständigung, denn ein Theil
der Jäger und Treiber hielt die Jagd für beendet und ritt, da es
[überdies noch zu regnen anfing, nach einer inzwischen aufgeschlagenen
burte zurück, in welcher die Damen mit Thee und Erfrischungen
pufwarteten. Gar bald zeigte es sich, dass der Abbruch der Jagd
e u voreilig geschehen war, denn kurze Zeit, nachdem wir uns in
per Jurte niedergelassen hatten, entstand ein Lärm, wir eilten ins
[Freie und sahen kaum 100 Schritt von uns 5 Argalis, eins hinter
jdem ändern laufend, gleichsam wie zum Hohne, vorüber gallopiren.
Was half es <?as Verschiedene nach der Büchse griffen, sich auf die
[Pferde warfen und unter Führung der Generalin, die wie immer
[rasch entschlossen die Erste war, zur Verfolgung nacheilten; ehe wir
hoch den kleinen Bach gekreuzt und das jenseitige steile Ufer erklettert
hatten, war das Wild bereits unsern Augen entschwunden.
Das war der erste Jagdtag auf Argalis! Der zweite (5. Mai)
schien wenig versprechend, denn nach dem gestrigen Gewitter war
Bs kalt geworden und Regen wechselte mit Schneesturm*) ab, doch
P'wies er sich trotzdem als erfolgreich. — Wir ritten diesmal nach
Am 2. Mai gab es Schnee, der liegen blieb.