(Juli) bis Barnaul gebt, um hier die Goldkaravane nach Tjumen
zu führen. Im Frühjahr (Mai bis Juni) gehen 2 Dampfer, mit 4
Barschen mit Waaren von Irbit und Salz, den Tsehuiym, einen
rechten Nebenfluss des Ob, bis zur Stadt Atschinsk (c. 12Q0 Werst)
hinauf. Dieser Fluss, welcher sich östlich etwa in der Höhe von
Krasnojarsk ziemlich der Wasserscheide des Jenissei nähert, verspricht,
mittelst eines Canals, die Wasserverbindung zwischen beiden
Strömen zu ermöglichen, ein Project, welches nicht allein ausführbar
scheint, sondern hoffentlich auch ausgeführt werden wird. Herr Ignatoff
selbst hat demselben seine Aufmerksamkeit zugewandt und der, Erforschung
des Tsehuiym nicht mindere Aufmerksamkeit gewidmet
und persönliche Opfer gebracht, als der Recognoscirung des Irtisch
bis über den Saissan-See hinaus. Nach seiner und WarJropper’s
Ansicht sind die vielen theilweis gesunkenen und das Fahrwasser
versperrenden Baumstämme ein bedeutendes Hinderniss der Schifffahrt;
eine'Säuberung des Flusses würde daher vor Allem noth
thun. Im vorigen Jahre (1877) ist der weiter nördlich fliessende
Ket*) regierungsseitig untersucht worden und soll sich als sehr em-
pfehlens werth zur Anlage einer Canalverbindung mit dem Jenissei
erwiesen haben. Dass die Ausführung eines solchen Projects von
colossaler Wichtigkeit werden müsste, unterliegt keinem Zweifel,
würde sich doch allein die Fracht für die Kiste Thee um 5 Rubel
billiger stellen.
*) Dieser Weg scheint vor mehr als einem Jahrhundert sehr bekannt gewesen
zu sein, denn Gmelin sagt hei Beschreibung des Jahrmarkts von Jenisseisk (1739
Eeise III. p. 252): „Andere Bussische und Tatarische Kaufleute kommen (Anfang
August) von Tobolsk zu Wasser durch den Irtisch, Ob und Ket über das Land
Makovskoi, so zwischen den Flüssen Ket und Jenissei ist.“ Und wie ausgezeichnet
die damaligen Wasserstrassen gegenüber den heutigen gewesen sein müssen, erhellt
aus 'einer anderen Stelle desselben ßeisenden (p. 253); „Die aus Tobolsk kommen,
dürfen sich nicht verspäten, weil sie gemeiniglich nach J akutzk gehen. Sie verhandeln
ihre Fahrzeuge auf denen sie aus Tobolsk kamen, an die Kaufleute, so
dahin zu reisen gedenken und erhandeln oder ertauschen die Irkutzkischen Fahrzeuge“.
_ Die Kais. Academie sandte 1877 unter der Führung des Baron B.A. Aminow
eine Expedition zur genauen Untersuchung des Ket um die Möglichkeit einer gesicherten
Wasserstrasse nachzuweisen, welche Herr Sibiriakoff grossmüthig mit
7000 E. unterstützte. — Ueher die Möglichkeit einer Canalverhindung zwischen
Ob und Jenissei erstattete Kapitän-Lieutenant Sidenser ausführlich Bericht („Istvestja
der K. geogr. Gesellsch. vom 25. October 1878 und Geogr. Blätter 1. p. 109). —
Nach Castren bestand in alten Zeiten mittelst des Tym und Sym eine Verbindung
der genannten Ströme.
Ausser dem geschilderten regelmässigen Verkehr zwischen Tjumen
und Tomsk sollte 1877 ein ähnlicher zwischen Tobolsk und Omsk
eingerichtet werden, den man später 760 Werst weiter bis Semip
a l ä t i n s k auszudehnen hoffte. Ausserdem h a tte Herr Ignatoff die
Absicht, einen eigenen, sehr flach gehenden Dampfer für den Tobol
erbauen zn lassen, der über Jalutorowsk hinaus bis Kurgan gehen
sollte; ich vermag indess nicht zu sagen, ob diese Projecte zur Ausführung
gelangten. '
Auf die Wichtigkeit der Dampfschiffe für den Fischhandel, werde
ich noch zurückzukommen haben.
Um das Bild e i n e s Obdampfers'auch in Bezug auf den Dienst
und die Bemannung zu vervollständigen, mag noch bemerkt, sein,
dass die Kapitäne gebildete Leute sind, denen erfahrene, mit dem
Fahrwasser und seinen s a i s o n a l e n Veränderungen durchaus vertraute,
Uferbewohner als Lootsen zur Seite stehen. Ein Dampfer von er
Grösse des „Beljetschenko“ (120 Pferdekraft), dessen Herstellungskosten,
beiläufig bemerkt, 80,000 R. betragen, hat ausser dem Kapitan
als Bemannung an Bord: einen zweiten Kapitän, 2 Lootsen, 4
Assistenten (Steuerleute), 10 Matrosen; für die Maschine sind thatig:
ein erster Maschinist, 4 Maschinisten, 6 Feuerleute, 4 Arbeiter für
Holz. Die Küche beschäftigt einen ersten Koch, 3 Hilfsköehe, 3—4
Stewards und anderes Hülfspersonal. Die Kapitäne sind wie die
ersten Maschinisten meist dauernd engagirt und erhalten 1500 resp.
1200 Rubel jährlich. Matrosen erhalten 14, Feuerleute 16, der erste
Koch 60—70 Rubel monatlich. Die Kost ist bei diesen Gagen nicht
einbegriffen, doch muss der Restaurateur die Officieremonatlich für
10 Rubel, die Mannschaft für täglich 12—15 Kopeken beköstigen.
Lootsen erhalten 6 0 0 -8 0 0 Rubel für die Saison. Als Feuerungsmaterial
für die Dampfer des Ob wird bis jetzt 1877 (wie auf der Wolga)
ausschliessend Holz verwendet. Noch ist Ueberfluss an solchem vorhanden,
obschon an manchen Stellen, namentlich in Folge der häufigen
und verheerenden Waldbrände, bereits die Abnahme merklich gespürt
wird. Wie ich aber bereits erwähnte sind, für den Fall gänzlichen
Mangels, in nicht allzuweiter Ferne mächtige Steinkohlenlager vorhanden
um reichlich Ersatz zu bieten. Der Preis des Holzes (meist
Kiefern und Lärchen) stellt sich gespalten und am Ufer aufgesetzt
im Durchschnitt auf 1 Rubel 60 Kopeken pro Kubikfaden (Saschen)
= 9,7126 cbnl.; der Verbrauch für einen Dampfer von 120 Pferdekraft
beträgt 35, für einen von 80 täglich 20 Saschen. Für Ein