Gebirge bieten (also Bären, Wölfe, Füchse, Korsaks, Steppenkatzen
— Felis manul —, Irbis, wol selten Tiger, Marderarten, Murmel-
thiere u. s. w.); auch, sollen die Kirgbisen geschickte Fallensteller
sein. Die Baitze mit dem Birkut — Steinadler —, die ich bereits
erwähnte, ist mehr als Sport reicher Sultahne zu betrachten. Im
Winter sollen die Kirghisen den Wolf, den gefährlichsten Feind
ihrer Heerden, auf der Steppe zu Pferd hetzen und mit gewaltigen
Peitschen (Nogaika) todtschlagen; doch erfuhr ich selbst nichts
über diese so oft phantasiereich beschriebene eigenthümliche Jagdmethode.
Ganz ähnlich würde die auf Wachteln angewendete sein,
wobei der Jäger zu Pferd die Wachtel wiederholt aufjagt und in
immer engeren Kreise umreitet bis er sie mit der Peitsche nieder-
schlagen kann (Meyer in Ledeb. II p. 235).
Bei einem Volke, welches so ganz im Nomadenleben aufgeht,
wird man selbstredend keinen sonderlichen Betrieb von Handwerken
voraussetzen können. Die Kirghisen sind daher nur in der Verfertigung
solcher Gegenstände bewandert, die zum täglichen Leben
gehören, so z. B. gedrechselter Schalen und anderer Holzwaaren.
Auch betreiben sie etwas, Schmiederei, sind aber keine grosse
Meister darin, ob wol es immerhin einzelne zu einer gewissen Vollkommenheit
gebracht haben. So besitze ich als Geschenk von
Herrn Major Bachireff in Altaiskaja Staniza ein Messer, welches mir
derselbe eigens von einem Kirghisen schmieden liess, und das, in
silberähnlich eingelegter Arbeit, hübsche Arabesken zeigt. Mehr
erfahren als in Eisen sind die Kirghisen im Sattler- und Riemergewerbe,
obwol sie auch hier einen grossen Theil der Verzierungen
zu Zaum- und Sattelzeug, namentlich die hübschen Beschläge der
Sattelbogen etc. in mattem Eisen oder Silber, von Chinesen und
Taschkendern eintauschen. Mit Ausnahme von einzelnen Silber-
scbmieden, die höchstens die unbedeutenden Zierraten am Lederwerk
machen, scheint es Arbeiter in edlen Metallen nicht bei ihnen zu
geben, wie überhaupt Schmuckgegenstände äusserst sparsam bei ihnen
sind. Ausser Knöpfen und anderen Kleinigkeiten, erinnere ich mich
nur gelegentlich einen grobgearbeiteten Siegelring gesehen zu haben.
Es ist mir daher durchaus unerfindlich wenn Rittich sagt: „den
grössten Luxus treiben sie jedoch mit ihren Gürteln, Sätteln und
Zäumen, die oft so reich mit Silber, Gold und Edelsteinen (?) besetzt
sind, dass sie ganz daraus zu bestehen scheinen,“ denn ich
habe ausser dem erwähnten Silberschmuck keine andere Edelsteine
als schlechte und unechte Türkise, und diese noch dazu in spärlicher
Anzahl, Gold aber niemals verwendet gesehen. Filz, dessen Bereitung
Pallas (Lp. 322) ausführlich beschreibt, wirdäusserst geschickt behandelt
und die mit aufgenähten oder eingewirkten, meist rothenBordenmustern
verzierten Decken — Koschy — sind oft wahrhaft elegant. Uebngens
betheiligen sich auch die Männer bei der Filzzubereitung. Den
Weibern fallen also keineswegs alle übrigen Geschäfte und Verrichtungen,
welche ausserhalb Heerdenbetrieb und Jagd liegen, zu,
wie so oft geschrieben wird; es findet vielmehr eine den Verhältnissen
durchaus entsprechende Arbeitstheilung zwischen beiden Geschlechtern
statt. - Da Haushalt und Kindererziehung nicht alle Zeit
in Anspruch nehmen und die Kirghisinnen sich nicht wie unsere
Frauen mit Literatur und ähnlichen schönen Dingen zu bemühen
brauchen, so können sie sich, ausser dem Dienste der Heerden durch
Melken, Milch- und Käsebereitung, etc., noch einer Menge anderer
Beschäftigungen widmen. Sie sind desshalb nicht nur m der Anfertigung
von Bekleidungsgegenständen, die sie oft mit zierlichen
Stickereien zu versehen wissen, geschickt, sondern wissen die Stoffe
selbst zu bereiten. So spinnen sie an der Spindel Wolle, weben
einen groben Camelot (Armak) und sind namentlich in der Zubereitung
von Leder Meister.' Zum Gerben feiner Ziegen- und
Lämmerfelle bedienen sie sich süsser oder saurer Milch und färben
dieselben mit Rhabarberwurzel oder mit Statice tatarica (Tuschütt
genannt) gelb, welche Processe Pallas (I. p. 320 und 389) ausführlich
beschreibt.
Der Kleidung armer Kirghisen habe ich bereits (p. 75) gedacht,
und brauche wol nicht erst hinzuzufügen, dass die Reichen ungleich
vortheilhafter einhergehen. Sie tragen baumwollene Hemden (Cheile),
mit sehr breiten herabgeschlagenen Schifferkragen und darüber ein
oder mehrere schlafrockähnliche lange Röcke (Chalat) von Baumwollenzeug,
Tuch, Seide oder Halbsammet, über die, wenn es kalt
wird, noch ein mit feinen Lämmerfellen oder Fuchsbalg gefütterter
Pelz kommt. Die Aermel dieser Chalats sind ungemein lang, so
dass sie weit über die Fingerspitzen hinausreichen und Handschuhe
entbehrlich machen. Diese Kaftans sind vorn sehr weit, werden
übereinander geschlagen und mit einer Schärpe — Kuschaki — oder
lederner Koppel zusammengehalten, an dem sich artig mit Messing
oder Silber beschlagene Taschen, sowie kleinere Kugeltäschchen und
die Scheide zum Messer befinden. Eigenthümlich sind die weiten
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