und ordentliche Pläne und Zeichnungen für den Bau geliefert haben.
So blieb es aber bei der lakonischen per Telegraph mitgetheilten
Angabe „50 Fnss lang“ und wenn Herr Ignatoff dennoch, in weiterer
Ausführung des Auftrag’s Herrn Trophimoff’s, den Bau unternehmen
liess, so geschah es nur, um die anderweitig vorbereitete Expedition
überhaupt möglich zu machen.
Ignatoff hatte also alle Ursache sich über die ihm in Betreff
dieses Schiffsbaues in Zeitungen ertheilten Tadel zu beklagen, denn
wie er mir in seinen Büchern nachwies, waren von ihm nur die
Baarauslagen berechnet worden. Darnach kostete das Schiff (excl.
Takelage) nur 1082 Rubel! und dafür batte es Ignatoff noch unentgeltlich
bis Tobolsk schleppen lassen. Ich glaube es nicht unterlassen
zu dürfen die Thatsachen hier so mitzutheilen, wie sie mir
Ignatoff selbst erzählte, um so mehr als Zeitungsberichte den Preis
des Schiffes zu 3000 R.*) angeben, eine Summe, die, wie in Obdorsk
gesagt wurde, Herr Trophimoff, der eigentliche Besitzer, als Charter
erhalten hatte. In jedem Falle war es gut, dass sich der „Verein
für die deutsche Nordpolarfahrt“, im Hinblick auf unsere ev. Mitnahme,
nicht an den Kosten des Baues dieses Schiffes betheiligt
hatte. Ganz abgesehen von der Verschiedenheit der beiderseitigen
Bestrebungen wär<f für uns Fünf überhaupt kein Platz gewesen, da
sich die Einrichtungen als nicht practisch erwiesen. Hinsichtlich
der Grösse hätte die „Moskau“, ein sogenannter Gaffelschuner, viel
mehr Menschen aufnehmen können, da sie 25 Commerzlast hielt
und (bei 5‘/4 Fuss Tiefgang) 50 Fuss lang, aber nur 13 Fuss
breit war.
Abgesehen von der merkwürdigen Bauart, flösste sie auch im
Uebrigen, mit ihren Segeln aus Hausleinen, ihrer wunderlichen
Takelung, ihrem aus Mehl und Ziegelsteinen bestehenden Ballast
u. s. w.° kein sonderliches Vertrauen ein, noch weniger die Mannschaft.
„Dieselbe wird aus sechs der tüchtigsten Matrosen Obdorsks
bestehen,“ heisst es zwar in einem Bericht des Petersburger
Herold, dass es aber am ganzen Ob keinen einzigen wirklichen
*) St. Petersburger Herold vom 19. Mai 1876. Im Auszuge: Protocolle des
Vereins für die deutsche Nordpolarfahrt in Bremen 6. Juni 1876, p. 470:
Weitere Nachrichten über das Schiff und die Expedition finden sieh in meinen
Berichten an den „Verein für die deutsche Nordpolarfahrt“ pag. 549, 559
und 662.
Seemann giebt, hätte man schon in Tjumen erfahren können. Wenn
Capt. Dahl auf die ausgedienten Seeleute der russischen Marine
rechnete, wovon nach den ihm gewordenen Mittheilungen im
Gouvernement Tobolsk ein paar Hundert leben sollen, so bezog sich
dies nur auf frühere „Marine-Infanteristen“. Angesichts dieses
Schiffes und dieser Mannschaft, von der nur Einer, ein Grieche,
Salzwasser gesehen hatte, wäre wol mancher deutsche Capitän zurückgetreten.
Aber Capt. Dahl konnte dies aus vielen ernsten Gründen
nicht, wenn er sich auch im Voraus sagen durfte, dass er die weisse
Insel wol schwerlich erreichen werde. In der That kam die „Moskau“
nicht weiter als bis zum Flusse Nyda, also kaum weiter als
c. 300 Werst von Obdorsk und war bis zu unserer Abreise von dort
am 3. September noch nicht zurück, da sie auf Grund sass. Dennoch
sind die Aufnahmen Dahls,*) namentlich auch in Bezug auf die
Tiefenverhältnisse von grösster Wichtigkeit gewesen. Auf Grund
dieser Erfahrungen führte der ebenso unternehmende als wissenschaftlich
gebildete Capitän im folgenden Jahre die durchaus neue
Reise mit dem Dampfer „Louise“ von Hull bis Tobolsk so glänzend
durch, welche der Vorläufer weiterer Unternehmungen**) nach dem
Ob wurde.
Da Capt. Dahl zunächst die Mündung der Schtschutschja
astronomisch festzulegen beabsichtigte, so war er so freundlich auf
meine Aufforderung Dr. Brehm bis dorthin mitzunehmen. .
Am 15. Juli, früh gegen 4 Uhr, ging uns daher der Schuner
voraus und wir beeilten uns ihm sobald als möglich nachzufolgen.
Angesichts der Unmöglichkeit ein nur O O annähernd brauchbares Fahrzeug
zu erlangen, war an ein Vordringen in den Obmeerbusen
nicht entfernt zu denken und so hatten wir den schon in Peters-
* ) 'Ueber seine beiden Fahrten in 1876 und 1877 bat Capt. Dahl ausführlich
berichtet. Siehe: „Beschreibung von 2 Expeditionen nach dem Fluss Ob, ausgerüstet
von den Mitgliedern der Kais. Gesellschaft zur Förderung der russischen
Handelsschiffahrt, den Herren Grafen A. E. Komarowsky, A. K. Trapeznikoff,
A. M. Sibiriakoff, W. N. Sobaschnikoff u. J. W. Tschernjadeff in den Jahren
1876 und 1877. Ausgearbeitet vom Chef der Expedition Dahl. Moskau. Buchdruckerei
von Kamanin 1877“ (8°. 117 S. mit einer Karte). In russischer Sprache,
daher leider für mich nicht verständlich.
**) Auf die Erfolge dieser Reise hin wandte sich Herr Funk sogleich an mich
um deutsche Rheder und Kaufleute für diesen Seeweg zu interessiren, die denn
auch zu dem p. 317 (Note) mitgetheilten Resultate führten.