annähernd zu bestimmen. Helmersen nennt 1834 Syrjanowsk noch
die „reichste Silbergrube des Altai4, welche allein jährlich 450 Pud
Blicksilber, oder fast die Hälfte des ganzen vom Altai verlangten
Quantums lieferte. Nach Cotta*) (1868) ist der Bergbau hier in
bedenklicher, fast hoffnungslos zu nennender Lage. Die Grube ist
übrigens eine Entdeckung des Schlossers Siränoff, (1791) und zwar
auf Grund alter sogenannter Tschudensehürfe.**)
Es fing an sich glücklicherweise aufzuhellen, als wir Nachmittag
3 */, Uhr (15. Juni) von Syrjanowsk Abschied nahmen und unter
freundlicher Begleitung des zweiten Oberbergofficiers Herrn Bogdänoff
dem Irtisch zueilten. Der Weg führt in ähnlicher Weise als vor
Syrjanowsk zwischen grasbedeckten, im Uebrigen kahlen Hügeln hin,
die mit Granitkuppen gekrönt sind und zuweilen Fernblicke über
eine ausgedehnte graue, mit Hügeln und eigenthümlich, manchmal
wie Schlösser, geformten Felskegeln bedeckte Steppe gewähren. Die
Vegetation erschien minder lieblich , da hohe gelbblühende, rübenartige
Doldengewächse einen Hauptantheil nahmen und Steppenpflanzen
mehr und mehr sich zeigten. Am auffallendsten war mir,
was ich schon bei Salonowsk beobachtet hatte, das häufigere Auftreten
des Dschigrases, welches sich gleichsam immer mehr aus-
' * )'Ausführlichste, durch Pläne erläuterte Darstellung der hiesigen Bergwerke
(p. 22G—289), mit Aufzählung der hier vorkommenden Mineralien und sämmtlicher
im Altai überhaupt (p. 260). Vergl. auch: Bose I. p. 591, Humboldt (Briefwechsel
mit Cancrin p. 94), Helmersen p. 189 und Ledebour p, 287.
.-*.*) Wie man uns in der südlichen Steppe öfters vereinzelte, begrünte, kegelförmige
Hügel als „Kurgans4 ‘ d. h. angebliche Grabhügel von Kalmücken oder
ICirgbisen zeigte, so im Altai meist aus Erde, z. Th. aus Steinplatten bestehende
bis 20 Fuss und mehr hohe Hügel als sogenannte „Tschudengräber“, die übrigens
meist alle bereits nach Schätzen durchwühlt wurden. Ueher die merkwürdige Urbevölkerung
des Altai» das sogenannte Volk der Tschuden, ist die Wissenschaft
noch im Unklaren, namentlich weil das im Ganzen geringe Vergleichungsmaterial
der interessanten Funde aus Gräbern und Bergwerken zu sehr zersplittert ist oder
grossen Theils verloren ging, wie z. B. der in einer Tiefe von 10 Arschin in gefrorenem
Boden von Radloff ausgegrabene lederne „Eisfrack“. Nach Castren sind
die „Tschudengräber“ nicht finnischen Ursprunges. Ueber höchst interessante Ausgrabungen
und Funde tschudischer Herkunft vergl.: Gmelin II. p. 299. 310, Pallas
II. p. 578. 608, HI. p. 384 (Taf. VII.).,,, Ledebour I. p. 230. 232 (Atlas Taf. XII),
Meyer p. 417, Wlangali p. 31. 32, Bose p. 556, Cotta p. 45. 303—312. — Einen
broncenen Hammer und Pfeilspitze, als tschudische bezeichnet, welche ich durch
Güte von Herrn von Eichwald erhielt, schenkte ich Herrn Prof. Virchow in Berlin,