
 
        
         
		Nestes,  und  diese  scheinen  nachgelegt  zu  sein,  da  sie  niemals  bebrütet  sind.  
 Die  Farbe  der  ziemlich  kugelförmigen  Eier  wechselt  zwischen  gelblichweiss  und  
 bräunlichgelb.  Manche  sind  sehr  glattschalig  und  glänzend,  andere  haben  ein  
 ranheres  Korn.  Auch  ihre  Grösse  ist  sehr  verschieden  und  wir  wogen  welche,  die  
 ein  Gewicht  von  fast  fünf  egyptischen  Pfunden  hatten.  Nach  Brehm  legt  der  
 Strauss  zwischen  Februar  und  April.  Wir  fanden  frische  Eier  vom  Oktober  bis  
 Mürz  und  niemals  mehr  als  18  Stück  beisammen.  Da  man  immer  mehrere Weibchen  
 mit  einem  Männchen  sieht,  so  ist  es  nicht'  unwahrscheinlich,  dass  erstere  alle  
 ein  und  dasselbe Nest benutzen*).  Nach  H a rtm a n n   sieht dasselbe einem niedrigen  
 Termitenhaufen  nicht  ganz  unähnlich.  Ueber  Tag  verrichten  Sonne  und Sand,  mit  
 dem  die  Eier  bedeckt  sind,  das  Brütegesehäft,  doch  trifft  man  stets  einen  alten  
 \  ogel  in  der  Nähe  als  Wächter.  Beide  Geschlechter  scheinen  zu  brüten  und  die  
 ganze  Familie  soll  die  Nacht  über  um  das  Nest  versammelt  sein,  das  v.  H eu g lin   
 immer  nur  au  bäum-  und  bnsehreiclien  Stellen  der  Savanna  fand.  Die  frisch  ausgekrochenen  
 Jungen  haben  die Grösse  einer Hausbenne,  laufen  gleich  sehr  bebende  
 und  gehen,  geführt  von  einem Alten,  sofort  ihrer  Nahrung  nach.  Dabei  benehmen  
 sich  die  Eltern  ganz  wie  unsere  Hühner;  sie  zerbeissen  und  zerbrechen  ihnen  die  
 Nahrnngsstoffe  und  scharren  die  Erde  um  ihnen  auf.  Nabt  Gefahr,  so  flüchten  
 sieh  die  Küchlein  mit  ihrem  Wärter. 
 Wol  nur  wenigen  Ornithologen  werden  die  merkwürdigen  Notizen  bekannt  
 sein,  die W e tz s te in   in  F r. D e lits c h '  Kommentar  zum  Buche  Hiob  veröffentlicht  
 h a t  „In  der  arabisch-euphratensischen Wüste  tödtet  man den Strauss  mit  seltenen  
 Ausnahmen  immer  über  seinen  Eiern.  Die  Henne,  die  gegen  Ende  der  Brutzeit  
 nicht  mehr  flieht,  duckt  sich  bei Ankunft  des  Jägers,  neigt  den  Kopf  auf  die Seite  
 und  schaut  ihren  Feind  regungslos  an.  Mehrere  Beduinen  haben  mir  gesagt,  dass  
 man  ein  hartes  Herz  haben  müsse,  um  zu  schiessen.  Ist  das  Thier  getödtet  so  
 verscharrt  der  Jäger  das  Blut,  legt  die  Henne  wieder  auf  die  Eier,  gräbt  sich  in  
 einiger  Entfernung  in  den  Sand  und  wartet  bis  zum  Abend,  wo  der  Hahn  kommt,  
 der  nun  gleichfalls  neben  dem  Weibchen  erschossen  wird.  Die  mosaische  Gesetzgebung  
 konnte  daher  die  Straussenjagd  aus  demselben  Menschlichkeitsgefüble  verboten  
 haben,  welches  für  sie  bei  anderen  Bestimmungen  maassgebend  war.  _ 
 Die  Jäger  berichten,  dass  die  Henne  von  früh  bis  Abends  allein,  von  Abends  bis  
 früh  mit  dem  Hahne,  der  den  Tag  über  umherschweift,  zusammen  brütet.  Ist  die  
 Zeit  des Anfbrechens  der Eier  nahe,  dann  verlässt- die Henne  dieselben  nicht  mehr.  
 Als  Nest  dient  eine  Aushöhlung  des  Bodens,  die  sich  der  Strauss  am  liebsten  im  
 heissen  Sande  gräbt.“ 
 Noch  mag  hier  daran  erinnert  werden,  dass  die  Fortpflanzung  des  Strausses  
 in  europäischer  Gefangenschaft,  Dank  sei  es  den  Bemühungen  N o e l-S u q u e t’s  
 in Marseille  und  anderer,  jetzt  als  gelungen  zu  betrachten  ist  (Mittheil. Centr.-Ver.  
 Acclim.  Berl.  1862.  p.  11). 
 Den  dem  Strausse  von  Alters  her  gemachten  Vorwurf  der  Dummheit  findet  
 T r is tr am   (Nat.  Hist.  Bible.  p. 238)  einigermaassen  begründet,  und  will  ihn,  ganz 
 *)  Auch  in  Südafrika  wird  angenommen,  dass  mehrere  Weibchen  in   ein  und  dasselbe  Nest  
 legen  (B n rch .,  Trav.  L  p.  280).  Und  bei  D a rw in   heisst  es  von  der  amerikanischen  Stirn:  
 „The Gaucho's  unanimously  affirm  that  several  females  lay  in  one  nest.  I  have  been  positively  toldj  
 that  four  o r   fife  hen-birds  have  been  seen  to  g o ,  in  the  middle  of the  day,  one  after  the  other,  to  
 the  same  nest“  (Joum.  of Bes.  if.  H.  p.  107). 
 abgesehen  von  jener  oben  erwähnten  stupiden Polyphagie,  daraus  erklärlich finden,  
 dass  der Vogel,  von Verfolgung  überrascht  oder  in  die Enge  getrieben,  in  seltsamer  
 Verblendung  die  einznschlagende  Richtung  zur  Flucht  und  Rettung  verfehlt,  darin  
 zu  seinem  Unheil  beharrt  und  oft  geradezu  in  sein  Verderben  rennt.  Anders  
 äussert  sich  1.  o.  W e tz s te in :  „Dass  der  Strauss  für  dumm  gilt,  mag  daher  kommen, 
   dass  die  Henne,  wenn  sie  von  den  Eiern  verscheucht  worden,  immer  mit  
 lautem  Geschrei  den  Hahn  aufsucht,  der  sie  dann,  wie  die  Jäger  einstimmig  
 behaupten,  mit  Gewalt  zum  Neste  zurückbringt.  Daher  sein  arabischer  Beiname  
 „Zalim“ ,  der  Gewaltige.  Auch  mag  es  für  Dummheit  gelten,  dass  sich  das  
 Thier  bei  Windstille  reitenden  Jägern  gegenüber  statt  zu  fliehen,  gern  hinter  
 Hügeln,  und  Terrainvertiefnngen  zu  verstecken  sucht.  Unterstützt  ihn  aber  der  
 Luftzug,  so  spannt  der  fliehende  Strauss  die  Federn  des  Schwanzes  gleich  einem  
 Segel  auf,  und  unter  beständigem  Rudern  mit  den  ausgebreiteten  Flügeln,  entkommt  
 er  seinen  Verfolgern  mit  Leichtigkeit.“ 
 Die  sehr  alte  und  nach  B u rto n   noch  heute  in  Arabien  allgemein  gehörte  
 Behauptung,  es  schleudere  der  fliehende  Strauss  mit  den  Füssen  Steine  auf  seine  
 Verfolger  (vergl.  z.  B.  T h ev en .,  Voy.  I.  p. 519),  erklärt  sich  ohne  Mühe  aus  dem  
 weitausgreifenden,  sehr  raschen  Rennen  des  Vogels  auf  steinigem  Terrain. 
 Wir können uns  schliesslich der neuerlich  auch von  S c la te r  vertretenen Ansicht,  
 dass  der  Strauss  Nordafrikas  specifisch  verschieden  sei  von  dem  des  Süden,  noch  
 keineswegs  ansohliessen.  Die  jüngsten  Resultate  auf  dem  Gebiete  der  Oologie,  
 namentlich  die Untersuchungen  des  jüngeren B la s iu s ,  haben  den Glauben  an  ihre  
 Bedeutung  für  die  Unterscheidung  der  Art  gewaltig  erschüttert.  Die  von  B a rt-  
 le tt  demonstrirte  Verschiedenheit  der  Eier  beider  Vögel  genügt  also  ebensowenig,  
 deren  Verschiedenheit  zu  beweisen,  als  der  noch  nicht  einmal  überzeugend  dargelegte, 
   jedenfalls  aber  nur  sehr  geringe Grössenunterschied,  oder  die  von S c la te r   
 hervorgehobene  unbedeutende  Abweichung  in  der Bedeckung  des Scheitels,  der  bei  
 dem Strausse  der  Berberei  nackt,  bei  dem  kapischen  mit  haarähnlichen  Federchen  
 bekleidet  sein  soll.  B o n a p a r te ’s  „Struthio  epoasticus“  verdient  gänzlich  ignorirt  
 zu werden.  Ornithologische Kapricen,  wie  diese,  müssen  der Vergessenheit  anheimfallen. 
   Eine  nähere Vergleichung  des  asiatischen Strausses  mit  afrikanischen  wäre  
 allerdings  recht  wünschenswerth.