durch zu behalten, nur dass sie gegen den Schluss der kalten Jahreszeit hin
jämmerlich abgenutzt erscheinen. Vidua ardens ist im December und Januar im
schönsten Gefieder. Nectarinia amethystina vertauscht ihr Staatskleid vor dem Anbruch
der Regenzeit gegen ein unscheinbares. Bei Coradas caudata ist die Einwirkung
der kalten trocknen Zeit auf die Färbung eine sehr merkliche.
Die Zahl der farbenprächtigen Vögel ist in Ostafrika, darin stimmen unsere
Beobachter überein, eine verhältnissmässig geringe, der Gesammteindruck in dieser
Hinsicht ein einfacher, wenig blendender, der Unterschied von Westafrika, das
auch an originellen Formen weit reicher, ein bedeutender.
Einer etwas eingehenderen Betrachtung der verschiedenen Ordnungen und
Familien der Avifauna unseres Gebietes gehe nur noch die Bemerkung voraus,
dass die ungefähre Gesammtzahl der Arten für Ostafrika 438, für Nordostafrika 821,
lür Westafrika 872 und für Südafrika 663 beträgt.
Wie in ganz Afrika, so sind auch auf der östlichen Hälfte d ie R a u b v ö g e l
arten- und individuenreich vertreten. Sie zählen zu den ausdrucksvollsten Vertretern
im Thierleben der afrikanischen Landschaft. Grosse Geier, durch ihre Nähe
die Lage eines gefallenen oder sterbenden Thieres, das allein ihr scharfer Gesichtssinn
entdeckte, anzeigend, Haliaetos vocifer, in der höchsten Spitze eines Mangrove-
bauines sein Frühstück, ein Fischgericht, verdauend, oder hoch über den Victoria-
tallen des Sambesi schwebend, oder majestätisch nach Beute spähend vom hervorragenden
Aste eines Baumes aus, dessen Fuss die Wellen des Tangangika oder
Niassa netzen, Falco vespertinus (oder Paddei ?), nach Sonnenuntergang in Scharen
hervorbrechend zwischen den Blütenkolben der hohen Borassuspalmen, wo sie
während der Hitze des Tages geruht und Schutz gefunden hatten, schwaibenartig
über der Wasserfläche schwebend oder Libellen und Heuschrecken im Fluge
haschend, — solche und ähnliche Züge sind es, die sich in Afrika dem Auge des
Beobachters enthüllen, um sich seinem Gedächjniss für immer einzuprägen. Die
grosse Mehrzahl der Raubvögel Afrikas und zwar gerade auch die echt charakteristischen
Formen, wie Helotarsus, Polyboroides und Gypogeranus, sind sehr weit
über den Welttheil verbreitet. Kein Zweifel, dass z. B. das Sambesigebiet noch
andere Geier zählt, als die daselbst von K irk und D ic k in s o n beobachteten.
Neophron pileaus, der Hauptgeier der Westküste, scheint jedenfalls auch am
Sambesi. häufig zu sein, und wurde von H e u g lin in grösser Menge in den Avi
cenniawaldungen des somalischen Chor Mosgan angetroffen. Hier finde die merkwürdige
Notiz Aufnahme, dass die Wadschagga die Geier schützen, weil sie Leichname
verzehren und die unverheiratheten Männer dort unbegraben bleiben. Nur einer
von den 42 Raubvögeln unseres Gebietes scheint diesem exclusiv anzugehören,
Falco Dickinsoni von Chibisa am Shiré, der östliche Vertreter einer kleinen Gruppe,
die sich um Falco ardesiacus rangirt. Dreiundzwanzig Arten sind von ausgedehntester
Verbreitung, wie Raliaetos vocifer, Aquila pennata, Aquila rapax, Circaetos
cinereus und zonurus, Spizaetos ocdpitalis, Falco ruficollis, Nisus gabar, Eianus
melanopterus, Circus ranivorus, Bubo lacteus und leucotis u. S. W. Von ganz
nordöstlichen Arten keimt unser Gebiet Falco tanypterus, Buteo augur, den
v. d. D e c k e n bei Mombas erhielt, und Falco concolor, der als Standvogel auf den
Klippen und Scheren des Golfs von Aden sein Wesen treibt. Im Süden Afrikas
liegt dagegen der Schwerpunkt der Verbreitung von z. B. Falco rupiculoides. Das
Vorkommen der merkwürdigen haliaetosartigen ganz vorwaltend westlichen Form
Gypohierax auf unserem Gebiete beruht auf einmaliger Beobachtung. Ein vor
vielen Jahren von dem östreichischen Kommodore N o u rse auf der Insel Pemba
erlegtes Exemplar dieses Vogels steht im Wiener Museo. Von besonderem Interesse
ist die wenn auch noch so ungenügende Auskunft, welche uns durch K irk
über Scotopelia Peli, die prachtvollste, seltenste und eigenthümlichste Striginenform
Afrikas, geworden ist. Der Gambia, der' Rio Boutry Ashantees und das Thal des
Shirö sind die weit von einander entlegenen Fundorte dieser Eule.
Gegenüber den 225 Passeres unseres Gebietes steht Südafrika mit 362, Westafrika
mit 539 und Nordostafrika mit 542 Arten. Die Vertretung der Abtheilung
Fissirostres mit 42 Arten ist eine verhältnissmässig starke. Von sieben Caprimul-
giden ist zwar keine Art exclusiv östlich, aber Cosmetomis, vemllarius, unter vielen
seltsamen Gestalten dieser Familie eine der seltsamsten,- gehört vorzugsweise
unserem Gebiete an. Die Kebrabasa-Rapids des Sambesi, die Westküste des
Niassa* über dessen yom Sturm empörte Fläche K irk Flüge von etwa 15 Stück
hinstreichen sah, Chibisa am Shire sind Lokalitäten, wo der abenteuerliche Vogel
gemein zu sein schien. Nur das Männchen besitzt die langen Flügelfedern und
zwar nur von Oktober bis Januar. Der übrigens ausserordentlich rasch fliegende
Vogel ist für diese Zeit augenscheinlich in seinen Bewegungen genirt. Sein Flug
verlangsamt sich. G r a n t, der die Art in Uganda zur Nachtzeit zwischen den
Pisangbäumen herumfliegend beobachtete, meint, ob nicht diese langen Federn
dazu dienen könnten, beim Fliegen Insekten aufzufangen. In Cosmetomis Burtoni,
der schwerlich beschränkt auf Fernando Po, hat diese Form ihre westliche Vertretung.
H e u g lin sah Caprimulgus europaeus im September und Oktober die Avi-
cennien und Kalangebüsche bei Tedjura und Seila beleben. Unter den von P e te r s
aus Mosambik gebrachten Vögeln befindet sich eine uns bisher nur aus Gabun
und Angola bekannte Art, Caprimulgus Fossei.
Von den neun meist weitverbreiteten H iru n d in id e n Ostafrikas sind sieben
zugleich nordöstliche; eine, die von S p e k e in Usinsa entdeckte Atticora albi-
ceps, gehört ihm eigenthümlich an. Hirundo Monteiri ist mehr südwestlich fixirt.
Cypselus parvus ist der einzige bisjetzt bekannte Segler unseres Gebietes, und
1 allmählich als heimisch befunden auf den entlegensten Punkten des Welttheils.
Die merkwürdige, die äusserste Grenze des Schwaibentypus repräsentirende, ja
denselben fast verläugnende und von G. R. G ra y geradezu den Artaminen beigezählte
Gattung Pseudochelidon glänzt durch ihre Abwesenheit. Sie scheint
| beschränkt auf ein wenig umfangreiches Gebiet des ornithologiseh so bevorzugten
äquatorialen Westen.
In der Gruppe der C o ra c ia d e n , die wir mit fünf Arten verzeichnen, verdient
das Vorkommen des madagaskarischen Eurystomus auf der Insel Pemba und in
Mosambik besonderer Erwähnung. Unsere europäische Mandelkrähe traf H e u g lin
im October bei Hunderten an der Somaliküste, und zwar auf Schorabäumen zwischen
Seila und Ghubet-Harab. Vereinzelt zeigte sich diese Art wie auf Madagaskar,
so auch im Westen und Süden Afrikas. Für die schöne Coracias caudata
ist Usinsa, wo S p e k e den Vogel erlegte, wahrscheinlich die nördliche Verbreitungsgrenze.
Nach Süden zu ist derselbe bisjetzt nicht über Natal hinaus beobachtet
worden.
Von A lc e d in id e n kennt unser Gebiet zehn Arten, also acht weniger als die
Westküste. Eine davon, Halcyon orientcdis, zählt zu den Entdeckungen von P e te r s
I in Mosambik und ist exclusive östlich. Dies gilt in etwas beschränkterem Masse
I äuch von Halcyon chloris, einer Art, die schon ihrer indischen Verbreitung wegen
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