würdigen Vorkommens der kleinen madagaskarischen Psittacula cana auf der Insel
Mafia wurde bereits gedacht. Westafrika besitzt 10, Nordostafrika 8 und der
Süden nur zwei Arten. Diesem letzteren fehlt wie auch unserer Osthälfte die den
Aequator nach Süden nur wenig überschreitende Gattung Palaeornis, die dann erst
wieder auf Mauritius und auf den Seschellen mit je einer prachtvollen Art auftritt.
Unter den vier C a p ito n id e n Ostafrikas befindet sich eine schöne exclusiv
östliche Art, die von P e te r s in Mosambik entdeckt und durch v. d. D e ck en bei Mom-
bas gesammelt wurde: Pogonorhynchus melanopterus. Die gewöhnliche Art des Sambesigebiets
ist P. torguatus, ein südafrikanischer Vogel, für dessen Verbreitung nach
Norden wie für die so mancher anderen Arten der grosse Strom die ungefähre Grenze
bilden wird. Eine andere mehr südliche Art, Megalaema leucotis, scheint ebenfalls
nicht über Mosambik hinauszugehen. Trachyplionus margaritatus, die wohlbekannte
Art der oberen Nilländer, fand H e u g lin heimisch auf der Adail- und Eisaküste.
Gegenüber so spärlicher Vertretung paradiren die Westhälfte mit wenigstens 18,
die nordöstlichen Länder mit 16 zum Theil originell und prachtvoll gefärbten, zum
Theil der Form nach sehr eigenthitmlichen und darum mit Becht generisch abgesonderten
Arten. Der Süden ist ärmer, besitzt aber in Trachyphonus caffer einen
der prachtvollsten Vertreter der ganzen Familie.
Die P ic id e n , eine Form von verhältnissmässig geringem Interesse in der
Ornithologie Afrikas, erscheint auch östlich mit nur wenigen unbedeutenden Arten.
Der gewöhnlichste Specht des Sambesi und Shire ist Picus Rartlaubii. Uebrigens
wurden in Mosambik noch keine Spechte gesammelt. Auch für die Somaliküste
führt H e u g lin keinen solchen auf, während S p e k e auf dem Plateau des Inneren
Picus. nubicus und Remprichii erlangte.
Auch die C u c u lid e n Ostafrikas bieten wenig Interesse dar. Die hauptsächlichsten
Gattungen sind mit je einer von den bekannten westlich, nordöstlich und
südlich weitverbreiteten Arten vertreten. Zanclostomus, eine sehr charakteristische
Form, wiederholt sich in den Niederungen des Sambesigebietes. Oxylophus glan-
darius ist Standvogel an der Somaliküste. Die merkwürdigen Gewohnheiten und
Instinkte yon Indicator minor schildert uns Kirk. Ganz augenscheinlich hat es
der Vogel für sich auf die jungen Bienen abgesehen. Er führt gar nicht selten zu
Nestern, die keinen Honig enthalten, und scheint zwischen zahmen Bienen in
Bienenkörben und den Nestern der wilden Waldbienen keinen Unterschied zu
machen.
Coltimbae. Die Tauben Afrikas sind grossentheils sehr weitverbreitete. Von
den elf Arten unseres östlichen Gebietes kennen wir neun als zugleich westliche,
und von diesen neun noch sechs als auch dem Süden und Nordosten des Welttheils
angehörige. Oena capensis, eine der gewöhnlichsten Tauben der Kapkolonie, über
deren Lebensweise ganz kürzlich L a y a rd allerlei Interessantes mittheilte, und die
unter Anderem beim Fressen so rasch läuft, dass der genannte Naturforscher dergleichen
Vögel öfters für Batten hielt, ist sedentär um Tedjura. Turtur semitor-
guatus nennt S p e k e als eine Taube, die den Beisenden von der Küste Sansibars
bis Gondokoro am weissen Nil nicht verlässt. Anders Columba guinea, die nur
stellenweise häufig war, dann aber lange Zeit nicht wieder gesehen wurde.
L a y a r d hatte die Freude, in einer Felsenhöle der äussersten Südspitze Afrikas,
die nur vom Meere aus zugänglich war, eine Brütkolonie dieser schönen Taube
anzutreffen. Die Nester selbst standen sämmtlich unerreichbar. Die Treronarten
sind, wie es scheint, überall Strichvögel, abhängig in ihrem Erscheinen und Verharren
an gewissen Lokalitäten von der Fruchtreife und Dauer gewisser Vege-
tabilien. ’ .
Mit einer merkwürdigen numerischen Gleichmässigkeit sind die G a llin a c e e n
über Afrika vertheilt. Ihre Zahl schwankt auf den vier Hauptgebieten des Welttheils,
so viel bisjetzt bekannt, zwischen 19 und 21. Die echt afrikanische Form
der P e r lh ü h n e r ist östlich mit nicht weniger wie fünf Arten vertreten, von welchen
eine, Nurnida vulturina, zu den exclusiven Zierden unserer Avifauna zählend, an
Schönheit der Farben und Eigenthümlichkeit der Bildung ihre Gattungsverwandten
weit überstrahlt. Nurnida Pucherani vertritt in den Sambesigegenden vom Delta
an bis tief in das Innere hinein die echte cristata, die indessen auch einem von
P e te r s erlegten Exemplare der Berliner Sammlung zufolge auf dem südlichen
Küstengebiete Mosambiks vorzukommen scheint. S p e k e begegnete auf dem Plateau
des inneren Somalilandes keinen Perlhühnern. Ueber die Lebensweise dieser
gesellig gescharten Vögel, die schon als allezeit vorhandenes treffliches Wildpret
der Aufmerksamkeit der Eeisenden nirgends entgehen, sind wir nicht ganz ohne
Nachrichten. Die Mehrzahl der Numidae streichen. Die Nester von N. Pucherani
standen bei Schupanga und Chibisa am Shirö im Grase. Von neun Frankolinen
unseres Gebietes gehören vier demselben eigenthümlich an, Fr. infuscatus, Fr. Rum-
boldtii, Fr. Grantii und Fr. KirUi. Mosambik und die Sambesigegenden scheinen
reich an Frankolinen zu sein. Für manche südliche Arten, wie gariepensis und
pileatus, bilden diese letzteren wol die nördliche Begrenzung. Sämmtliche Arten
dieser Gattung leben gesellig, bei Tage zu ebener Erde, Nachts dagegen auf Bäumen
ruhend, wie dies auch bei Numida Sitte. Bei L a y a r d findet sich viel Gutes
über die Lebensweise der Spornhühner Südafrikas. Eine schöne neue Pteroklesart,
die wir decoratus nennen, sammelte v. d. D e ck e n am See Jipe. Zwei andere Arten
dieser charakteristischen und durch die Eigenthümlichkeit ihrer Lebensweise ausgezeichneten
Form, Pterocles guttatus und Pterocles Lichtensteinii bewohnen das
Somaliland. H e u g lin konnte diese letztere an der Adail- und Eisaküste wiederholt
beobachten. „Tags über — so schreibt der geübte Forscher — treibt sich
Pt. Lichtensteinii ziemlich lautlos in trockenen mit Geröll bedeckten fast vegetationslosen
Begenbetten herum. Mit einbrechender Dunkelheit fallen dann grosse Flüge
um die Brunnen und Süsswasserbäche lärmend ein. Die Stimme ist sehr verschieden
von der anderer Arten, ein lauter pfeifender gellender Buf, der im Fluge ausgestossen
wird. Die Männchen balgen sich zuweilen, schlagen sich kräftig mit
den Flügeln und gurren dabei wie Tauben.“ A n d e rso n erzählt von kolossalen
Scharen von Steppenhühnern, die buchstäblich die Luft verfinsterten, wenn sie früh
Morgens und um Sonnenuntergang ihren Durst zu stillen heranflogen.
Es fehlen Phasidus, Agelastus, Ortyxelos, Ptilopachus.
In der Ordnung der G r a lla to r e n , die in Ostafrika ziemlich ausdrucksvoll
vertreten ist, sind es in erster Linie die T r a p p e n , die unsere specielle Aufmerksamkeit
verdienen. Das Somaliland kann sich zweier ihm eigenthiimlicher Arten
i rühmen. Die eine derselben, Otis humilis, wurde von S p e k e auf dem Plateau
■ erlegt und später von ihm im Inneren südlich vom Aequator wieder gesehen; die
I andere, unsere 0. Heuglinii, entdeckte H e u g lin paar- und familienweise lebend im
■ dichten Gebüsch der Brunnen von Thuschha unweit Seila. Die abyssinische weit
I verbreitete 0. melanogastra fehlt auch unserem Gebiete nicht. Otis maculipennis nennt
I C ab a n is eine durch v. d. D e ck e n eingesandte, keiner der bekannten Arten mitSicher-
I heit anzupassende Trappe vom See Jipe. Die kapisehe Otis Kori geht bis Mosambik