zu befrachten. Doch ist das Einsammeln beschwerlich und nicht ohne Gefahr. Dass
übrigens das Guanogeschäft in diesen Gegenden uralt, bezeugt E d r is i, durch den
wir erfahren, dass dazumal die Wein- und Dattelgärtner Bassoras um schweres
Geld den Vogeldünger der Bahreininseln im persischen Golf kauften.
Am Sambesi ist die Zähmung von Hühnern, Tauben und Perlhühnern allgemein.
Ja K irk traf sogar bei einem Stamme ,des Inneren die Kunst Kapaunen zu machen
a n , die mit grossem Erfolge geübt wurde. Perlhühner werden dort indessen nie
ganz zahm und verweigern hartnäckig in der Gefangenschaft zu brüten. In Unia-
mesi wird nach S p ek e Cairina moscliata domesticirt gehalten.
Ueber die N a h ru n g der Vögel Ostafrikas fehlt es nicht an werthvollen
Notizen. H eu g lin schreibt uns: Mit der ersten Regenzeit entwickelt sich an der
Somaliküste eine ziemlich reiche Vegetation. Die Ebenen sind bedeckt mit hohen .
Savannengräsern, die jedenfalls viele Fringilliden ernähren. Beeren, einige Steinfrüchte,
Capparideen, Cucurbitaceen, Cissus und andere Früchte finden sieh an
geeigneten Stellen überall, ebenso viele Harze, die ja auch von Trappen und noch
anderen Vögeln gefressen werden. Dann gibt es viel Zizyphus und auf den Bergen
wilde Feigen (Sykomoren). Die Gebirge sind überhaupt mit Büschen und Bäumen
bedeckt, ebenso die Niederungen längs der Regenbetten und Bäche, und selbst
grosse Strecken der Steppe, letztere meist mit Akazien und Kalan, einem Baume,
dessen Steinfrüchte gegessen werden, und mit Salvadora. Insekten gibt es sehr
viele. Kein Land ist vielleicht reicher an Bienen und wildem Honig. Die blühenden
Asclepiadeen und Akazien wimmeln von Fliegen und Käfern. L iv in g s to n e
schildert uns mit glühenden Farben die Pracht der Vegetation und die übef-
raschende Fülle des Insektenlebens am unteren Sambesi nach Beginn der Regenzeit.
„Myriaden wilder Bienen sind vom frühen Morgen bis in die Nacht hinein
geschäftig. Gewisse Akazien ziehen eine Käfergattung besonders an, während die
Palme andere Arten auf ihre breiten Blätter versammelt. Zahllose Insekten aller
Art sind jetzt auf der Höhe ihres Lebens, Schmetterlinge auf allen Blumen, und
ein ungeheures Gewimmel von Ameisen belebt den Erdboden.“ Eine wichtige
Rolle in der thierischen Oekonomie • ganz Afrikas spielen bekanntlich die Heuschrecken,
die zahllosen Vögeln zur Lieblingsspeise dienen. Bekannt genug ist
dies von Glareola. Hauptheuschreckenfresser sind Falco Raddei, Falco cenchris,
Sterna caspia und St. anglica. Merops nubicus u. S. w. H e u g lin sah im Oktober
zwischen Zeila und Ghubet-Haräb Coracias garrula in Scharen von Hunderten im
Shoragestrüpp der Küste von Heuschrecken leben. Auch Merops ' aegyptius warum
dieselbe Zeit eifrig mit dem Haschen dieser grossen Insekten beschäftigt.
Otis Heuglinii, eine schöne Trappe der Somaliküste, die H e u g lin im dichten
Gebüsch bei den Brunnen von Thusch-ha entdeckte; frisst Heuschrecken, Halcyon
semicoerulea liess sich auf Viehtriften oder auf isolirten Mimosenpartien Heuschrecken,
Cicindelen oder Dungkäfer verspeisend, betreffen. Die meisten Arten dieser Gattung
scheinen insektivore zu sein, so auch Halcyon chelicutensis, den K irk Insekten im
Fluge haschen sah. Aber Halcyon chloris fischt nach H e u g lin s Beoßachtung und
zwar rüttelnd wie Ceryle rudis. Die Gattung Geryle lebt fast ausschliesslich von
Fischen. Certhiaartig laufen die Irrisorarten die Rinde auf Insekten prüfend
um den Stamm herum oder durchsuchen wie Upupa den Mist nach Käfern. Zu
den omnivorsten unter den Vögeln zählen die Buce^otiden. Buceros buccinator
schien die Früchte einer Strychnosart sehr zu lieben. Dryoscopus aetliiopicus,
Prionops Retzii und Cossypha reclamator traf K irk meist in der Nähe von Mangoplantagen,
Treron abyssinica und Pogonorhynchus iovqvatus auf Sykomoren, deren
Früchte von zahlreichen Vögeln eifrig nachgesucht werden.' Auch L iv in g s to n e
erzählt, dass in Schupanga im April grosse Flüge grüner Tauben die jungen
Früchte der wilden Feigen verspeisen: Macronyx croceus schien die Beeren von
Cassytha," einem kriechenden Schmarotzergewächs, vorzuziehen. Psittacus fusci-
capillus frequentirt nach K irk neben verschiedenen wilden Fruchtbäumen auch die
Maisfelder. Im Akaziengebüsch der flachen sandigen Adail- und Eisaküste beobachtete
H e u g lin Laniarius cruentus Insekten, und namentlich Coleopteren im
Fluge fangend. In den Beständen hoher Gramineen des Sambesigebietes unterhielten
L iv in g s to n e die merkwürdigen .excentrischen Evolutionen und mit militärischer
Präcision ausgeführten Flugmanöver ungeheurer kompakter Scharen von
kleinen Fringilliden, die von den Samen dieser Gräser leben, eine Erscheinung,
die wir bereits durch D e la g o rg u e aus Südafrika kennen.
Ueber den G e san g der Vögel Ostafrikas sind wir verhältnissmässig gut unterrichtet,
und das Widersprechende in den verschiedenen Aussagen erklärt sich zum
Theil aus der Jahreszeit der Beobachtungen, zum Theil auch, sollten wir glauben,
aus der Persönlichkeit des Beobachters. Es müssen so empfängliche, warme und
expansive Naturen sein, wie z. B. L iv in g s to n e , um den Gesang der Vögel
recht zu hören, richtig aufzufassen und eindringlich zu schildern. W. v. Meyer
nennt die südafrikanischen Passeres erbärmliche Sänger. Vergeblich spitze man
das Ohr, um irgend eine Melodie wie die unserer Nachtigal, Lerche, Grasmücke
oder Amsel zu vernehmen. Aehnlich äussert sich A n d e rso n in seinem Buche
über den Okavangofluss, wo bunt und prächtig gefiederte Vögel in Menge anzutreffen
seien, „but no vocalists“. In dem Betracht seien die Wälder dort stumm.
Auch G ra n t äussert sich absprechend. Auf dem Küstengebiete seien von Singvögeln
auffallend wenige gewesen. Niemals habe man an kultivirten Stellen nahe
den Dörfern Vogelgesang gehört. Und später heisst es: Es gab keine Singvögel
in Karagué. B u rto n äussert sich in ähnlicherWeise. Der Gesang der Vögel des
inneren Ostafrika sei zwar laut genug, aber nicht harmonisch und berühre das Ohr
des Europäers entschieden unangenehm. Aber S p e k e gedenkt, wenigstens des
lieblichen Gesanges von Cichladusa arquata, der sich bei Kazeh allmorgendlich in
der Nähe der Zelte habe vernehmen lassen. H e u g lin bezeichnet als gute Sänger
des Somalilandes: Drymoeca rufifrons, deren vortrefflicher, lauter, abwechselnder
und schmetternder Gesang namentlich im September und October, also zu Anfang
der Regenzeit, gehört werde, ferner Curruca nana, Ixos arsinoe, Cercotrichas, Laniarius
cruentus, die Saxicolen und Lerchen, namentlich Saxícola melanura, dann
Hyphantornis galbula und Uroloncha cantans, deren Melodien klein aber lieblich,
endlich Nectarinia habessinica, die zu den vortrefflichsten Sängern zähle. Die Wälder
Abyssiniens hahen nach A. Brehm „Sang und Klang“. Derselbe gedenkt der
glockenreinen Orgeltöne von Laniarius aethiopicus. Bei F e r d in a n d W e rn e heisst
es einmal: „Die Waldung gewährte Schatten, um auszuruhen und dem Gesänge der
Vögel zu lauschen, welche zum Theil durch ihre Stimmen vergessen Hessen, dass
wir uns hier mitten in Afrika befanden.“ L a d is la u s M a g y a r gedenkt des fröhlichen
Schmetterns der sich singend emporhebenden Lerchen, das ihn an die
blumigen Wiesen seines entfernten Vaterlandes erinnert habe, und dann der unbeschreiblich
mannigfaltigen Vogelstimmen am Cambasee, deren reizendes Zusammenwirken
der Mensch kaum begreife. Auch H u tc h in s o n lauschte mit Vergnügen
dem Gesänge der Vögel um Old-town in Calabar, und meint, die oft gehörte