T r is tr am wäre S. saltatrix durch den schwarzen Zügelstreif von isabellina ver
schieden, allein dies Kennzeichen erwies sich uns als nicht stichhaltig.
S. isabellina ist nahe mit unserer S. oenanthe (Linné) verwandt, und ähnelt
dem $ derselben, oder dem im Frühjahre, wo die grauen Theile der Oberseite
stark rostisabellbräunlich angeflogen sind, ausserordentlich. Doch unterscheidet
sich S. oenanthe stets durch den deutlich braunen Fleck der Ohrgegend und den
breiteren hellen Zügel- und Augenstreif; auch schimmert auf der Oberseite stets
Grau durch, während bei isabellina nur der isabellbräunliche Ton vorherrscht.
Ueberdies besitzt S. oenanthe, wie schon v. S c h re n k richtig bemerkt, konstant
kürzere Läufe ( l l ' / î— 12'") und kürzeren, schwächeren Schnabel (5 '/ä— 6"').
Bei dieser nahen Verwandtschaft beider Arten ist die aller Analogie widersprechende
Thatsache, dass bei S. isabellina beide Geschlechter gleichgefärbt sind
und, wie wir durch v. S c h re n k wissen, kein verschiedenes Frühjahrskleid tragen,
ganz besonders auffallend und unerklärbar.
Der Verbreitungskreis*) des sandfarbigen Steinschmätzers ist ein sehr ausgedehnter,
der sich über das ganze östliche Asien, einen Theil des südwestlichen
Europa und das östliche Afrika erstreckt. In Europa kennen wir ihn aus dem
südwestlichen Bussland, namentlich den Steppen am Kaspi-Meere, Baku (Ménétr.),
wo er häufig vorkommt; nach E r h a r d t zeigt er sich einzeln auf den Inseln des
griechischen Archipels ; nach S c h le g e l bewohnt er Griechenland, was indess weder
durch v. d. Mühle noch L in d e rm e y e r bestätigt wird, und nach Chr. Brehm,
der ebenfalls keine Belege beibringt, ist er häufig in Dalmatien. In Asien ist er
im ganzen mittleren Theile vom Ural und Westsibirien an bis nach Transbaikalien
(Kiachta) und in den Quellenländern des Amurflusses (nicht im Amurlande, wo
Saxieolen ganz fehlen) überall häufig, besonders auf den höher gelegenen Steppen.
Im östlichen Sibirien erscheint er als Zugvogel Ende März und Anfang April
(Radde). Südlich geht er bis ins nördliche Indien herab (Umballah, Kapitän
Beavan). (S. oenanthe im Winterkl., B e a v a n , Ibis. 1867. p. 450. — S. saltatrix,
P e lz e in , Ibis. 1868. p. 308.) Ausserdem kennen wir ihn aus Nord- und Südarabien
(E h rb ., Heugl.) und Palästina (T ris tr am , C h am b e rs); jedenfalls wird
er sich also auch in den Zwischenländern Kleinasien, Persien, Mesopotamien u. s. w.
finden. So gehört der von Gould (B. of As. pt. XVII) als „angebliches“ ? von
S. montana abgebildete Vogel aus Afghanistan wahrscheinlich zu isabellina. Die
Verbreitung in Afrika umfasst: Egypten (häufig bei Kairo: Allen), Nubien (Rüpp.,
Hempr., T a y lo r) , Kordofahn (P e th e r ik , A n tin .), Galabat (Antin.), Senahr
(Brehm), Abyssinien (H a rris , Mus. East-Ind. Comp.), weisser Fluss (Reitz),
abyssinisehe Küstenländer (H eu g l., B rehm , D a u b e n y ); in unserem östlichen
Gebiete: die Danakilküste (Heugl.) und das Plateau des Somalilandes (Speke).
*) Da nach den vorgefassten Ansichten mancher Forscher, welche sich bemühen^ die geographische
Verbreitung der Arten mehr nach ihren Principien als den vorliegenden Facten zu behandeln,
es als unmotivirt erscheinen dürfte, dass in dem weiten Kreise, den wir für S. isabellina
anzugeben haben, eben nur diese eine Art vorkomme, ohne klimatische oder geographische Hassen
zu bilden, so halten wir es nicht für überflüssig, an S. oencmthe zu erinnern, welche eine noch viel
ausgedehntere Verbreitung besitzt. Dieselbe erstreckt sich nämlich vom nördlichen Sibirien (bis
75° n. Br.), Lappland, Island, Grönland (bier brütend: K rü p e r) , Nordamerika (hier zufällig*
S. oemnthoidee, Vig.), über ganz Europa, den grössten Theil Asiens bis Mittelafrika (Senegal,
kanarische Inseln, rothes Meer) herab.
Ob die westliche Motacilla leueorhoa, Gml. (Oul-blanc du Sénégal, Buff., PI.
enl. 583. f. 2 . - Saxicola leueorhoa, H a rtl., W. Afr. p. 64) wirklich mit dieser
Art zusammenfällt, wie R ü p p e ll zuerst vermuthungsweise ausspricht, bleibt vorläufig
mehr als zweifelhaft.
Nach dem übereinstimmenden Urtheile aller Beobachter (Brehm, R a d d e ,
S c h re n k , T r is tr am u. A.) stimmt S. isabellina in Lebensweise und Fortpflanzung
ganz mit unserer S. oenanthe überein.
(119) 2. Saxícola deserti, Rüpp.
Saxicola deserti, Rüpp., in Temm. PI. col. 359. f. 2. — id. Neue Wirbelth. p. 79. — id. Syst.
Uebers. p. 58. — Gr. R. Giray, Gen. o f JB. I. p. 179. sp. 8. — Bp., Consp. p. 303. — Saxicola
atrogularis, B ly th , J. As. S. Beng. XVI. p. 130. id. Cat. B. As. Soc. p. 167. — S. deserti
et atro guiar is, Bp., Consp. p. 303 et 304. — S. atrogularis, Gray, Gen. o f B. III. App. p. 8. —
Horsf. et Moore, Cat. B. E. I. Comp. I. p. 287. — A d am s , Proc. Z. S. 1859. p\ 180. —
G o u ld , B. o f As. part XVII. (1865) fig. opt. — S. deserti, S t r ie k l., Proc. Z. S. 1850.
p. 216. Heugl., Syst. Uebers. No. 240. — id. Ibis. 1859. p. 341. — id. Fauna des Rothen
Meeres. No. 85. —- T r is tr am , Ibis. 1859. p. 300. — id. Great Sahara. App. V. p. 395. —
Adams, Ibis. 1864. p. 19. — de F i l ip p i , Viaggio in Persia. (1865) p. 345. —- '‘A lle n , Ibis.
1864. p. 238. — B e a v a n , Ibis. 1867. p. 4 5 1 ^ l|p iJe rd o n , B. o f Ind. n. p. 132. — T a y lo r ,
Ibis. 1867. p. 60. — T r is tr am , Ibis.. 1867. p. 95. — S. atrogularis, Bly-th, Ibis. 1867. p. 15. —
B la u d f., Ibis. 1867. p. 463. — S. deserti, P e lz e ln , J. f . Om. 1858. p. 27. — id. Ibis. 1868.
p. 308. — t Saxicola eurymelaena, Hempr. et E h rb ., Symb. Phys. Av. fol. b. b. (Syrien). —
T r is tr am , Ibis. 1859. p. 38. — id. 1867. p. 95 (Palästina).
Diagn. Supra isabellina; fronte et super ciliis albidis; capitis et colli late-
ribus guttureque nigerrimis; remigibus fuscis, minoribus dorsi colore
limbatis; cauda, nigra; corpore inferiore reliquo albido, pectore et epigastrio
isaibellino lavatis; subálaribus nigyis; subcaudalibus albis; rostro
et pedibus nigris.
Long. 6“ ; rostr. 5 '“ ; al. 3“ 5“ '; caud. 2“ 2‘“; tars. 101/2'"-
$ a lt. Oberseite nebst Schultern isabellrostfahl; Stirnrand und Augenbrauen-
I streif fast weiss; Zügel, Ohrgegend, Kopfseiten, Kinn, Kehle und Halsseiten bis
zum Flügelbuge herab schwarz; die seitlichen Kropffedern, welche sich über den
j Flügelbug legen, ebenfalls schwarz; von der Kehle an die Unterseite, Bürzel und
obere Schwanzdecken weiss, auf Kropf, Brust und den Seiten etwas isabellfahl
verwaschen ; Schwingen-braunschwarz, an der Innenfahne heller, an der Basishälfte
der Innenfahne weiss gerandet; Schwingen 2. Ordnung an der Aussenfahne rostbräunlich,
an der Innenfahne breit weiss gerandet; Flügeldecken schwarz, die mittelsten,
sowie die Deckfedern der 2. Schwingen am Ende schmal weisslich gesäumt,
die obersten kleinen am Unterarme bräunlichisabellweiss; untere Flügeldecken
schwarz; Schwanzfedern schwarz, an der Basis, doch fast verdeckt, weiss.
Schnabel und Füsse schwärz.
Das beschriebéne Exemplar der Bremer Sammlung stammt angeblich aus
Algier (durch P a rz u d a k i).
Ganz damit übereinstimmend ist das typische Exemplar von R ü p p e ll im
S e n k e n b e rg ’schen Museum, Welches wir durch Güte von Herrn E r e k e l erhielten.