seits fast steil nach dem Meere zu abfallend, ein flaches alluviales Vorland, die
maritime Ebene, begrenzen; die innere Plattform aber hie und da unterbrochen
durch Berggruppen oder durch grosse Wasserbassins, Seen, aus deren Ueberflusse
Ströme entspringen, die den Küstenwall kühn durchbrechend dem Meere zueilen.
Nördlich von der Insel Sansibar, so schreibt uns K e r s te n , bis einige Grade südlich
von der Linie steigt das Land stark an vom Meere nach der inneren Hochebene,
erscheint also hoch und bergig von der See aus gesehen. Dies ist das
„Mrima“ , das grüne Hügelland, der Suaheli. Zu beiden Seiten des Mrima steigt
aber der Boden nur im Verhältniss von wenigen Fuss auf die Meile an. Von
Mombas ausgehend, wird schon am zweiten Tage ein etwa 600 Fuss hoher Höhenzug,
parallel mit der Küste laufend, sichtbar. Hinter diesem senkt sich das Land,
um bald darauf eine noch höhere Welle zu bilden, die etwa 1000 Fuss hohe Schimba-
kette, die sich oben zu einer schmalen stellenweise bebauten Hochebene abplattet.
Jenseits derselben erstreckt sich alsdann die unabsehbare Grasebene des Inneren,
in 300 Fuss Meereshöhe beginnend, nach einigen Tagemärschen bis über 2000 Fuss
ansteigend. Es ist ein rother mehr oder minder sandiger Thonboden. Nahe der
Küste durchsetzt Korallengestein die Erde. Dünnes grobes Gras bedeckt den
Boden, hie und da überwuchert von einzelnen Dornbüschen. Hier wird der
befruchtende Einfluss der feuchten Seewinde bemerklich. Grössere Gebüschpartien,
Waldgruppen, üppiger grünende Grasflächen, das Alles gibt oft ein park-
ähnliches Aussehen: Die tieferen Meereseinbuchtungen säumt Mangrovewaldung.
Andererseits erzeugt dieselbe Meeresbefeuchtung undurchdringliche Dickichte stach-
licher Euphorbien. Schöner wird die Steppe, wenn sich nach der Regenzeit die
vorher blattlosen Akazien mit Laub und Blüten bedecken. Diese Ebenen sind
unbewohnt.
Wir verdanken der freundschaftlichen Theilnahme H e u g lin ’s die nachstehende
topographische Skizze des nördlichen Somalilandes. Dasselbe erstreckt sich ziemlich
direkt in nordöstlicher Richtung von Ghubel Haräb bis zum Kap Guardafui.
Der westlichste Theil dieser Küstenlinie ist das Gebiet des Eisastammes. Die
Eisaküste besteht meist aus steil abfallenden, wohl nirgends mehr als 1200 Fuss
Höhe erreichenden vulkanischen Klippen, die zum Theil tafelartige Plateaus bilden
und meist bis zum Meere vorspringen. Aus engen Schluchten ergiessen sich da
mehrere kleine Bäche, die vor ihrer Mündung Geröll- und Sandbarren angehäuft
haben. Schon hier tritt die Erscheinung auf, dass sich längs des untersten Theiles
der Bäche durch Eindringen von Flut und Springflut weite Brackwasser-Bassins
gebildet haben, bestanden mit Schilfpartien und mit Schora und Gondil (Avicennia
tomentosa und Rhizophora mucronata), welche oft recht schattige und malerische
Wäldchen bilden. Dort haust der eigenthümliche Fisch Periophthalmus Koehlreuten
auf feuchtem Sand und Wasserpflanzen und springt aufgescheucht in grossen Sätzen
dem Wasser zu. Die Vegetation an den Gehängen ist ziemlich arm, doch begegnet
man bereits Weihrauchbäumen und vielen mehr oder weniger krüppelhaften Akazien,
auf denen sich z. B. Laniarius cruentus, Drymoeca rufifrons, Ixos und Cercotrickas
herumtreiben. Im Schilf Hängenester von Ploceiden. Die Basaltgebirge, von denen
man zwei hintereinander aufsteigenden Terrassen unterscheiden kann, ziehen sich
an dem weit vorspringenden Ras Djebuti ins Innere zurück und verschwinden
bald dem Auge. Die Küste wird flach. Lange Madreporenbänke, oft Inseln und
Vorgebirge bildend, wechseln mit niederen horizontalen Lagern von Meeressandstein.
Da und dort erheben sich längs der Küste wirkliche DünenlUigel. Das
Ufer ist theils sandig, theils versumpft. Statice und Salsola bilden die Hauptvegetation
nebst steifem in dichten Büscheln stehenden Wüsten- und Sumpf gras.
An geeigneten Stellen höhere Mimosengruppen oder auch halbwilde Palmen. Hie
und da sind ausgedehnte Strecken am Strande, Inseln und Sümpfe weithin mit
Schorabäumen bedeckt, in welche im Herbst zahllose Schwärme von Wanderheuschrecken
einfallen. Bei T’husch-ha, 5 Meilen westlich von Zeila, ist eine Niederung
mit Brunnengruben und kleinen Waldpartien mit rankenden Cucurbitaceen.
Hier stehen auch neben Aloe und Lausonien einige hübsche Kokospalmen. Hier
Otis Heuglinii! —: Zwischen Zeila und Djebel Eimes (44° 10' östl. v. Gr.) erblickt
man vom Meere aus nur Dünen und sumpfige Niederung mit viel Avicennien. Das
Land steigt südlich nur wenig an und ist nach der Regenzeit bedeckt mit frischgrünen
Weiden und in den Regenbetten mit Mimosen und Kalanbäumen. Ein
Hügelland reiht sich östlich an die über 2000 Fuss hohen Gipfel des Eimes, das
bis 15 Meilen von der Küste zurücktritt und erst unfern des schönen Hafenplatzes
Berbera sich wieder der Küste nähert. Weiter südlich erhebt sich eine zweite und
nach Aussage der Eingebornen dahinter noch eine dritte ähnliche Terrasse. Zwischen
und hinter diesen Stufen ist der Boden durchaus eben, höchstens von Regenbetten
durchfurcht und zur Regenzeit mit dem schönsten Weideland und niedrigen
Gehölzen von Akazien und Kalan bedeckt. Weite sandige aber nicht wasserlose
Ebenen, eigentliche Savannen, schliessen sich im Süden an die Terrassen an.
Neben zahlreichen Vieh- und Kamelheerden trifft man hier Girafen, Wildesel, Antilopen,
Nashorn und Elephant. — Die amphitheatralisch von reizenden Hügelgruppen
umschlossene Ebene von Berbera ist fast ausschliesslich gutes Weideland.
Vier Stunden südöstlich von Berbera verrinnt in einem breiten mit Tamarisken
und anderem Baumschlag bestandenen Thal ein breiter aus Osten kommender Bach
(Bio-gor6) im Sande unfern des Meeresstrandes. Noeh weiter östlich wird die
Küste wieder gebirgig und erhebt sich in steilen Klippen oft auf 1000 bis 2000 Fuss
Meereshöhe: Das Gebirg ist hier kahler. In den Schluchten sieht man hie und
da bereits Weihrauchpflanzungen. Ungefähr unter 47° östl. v. Gr. erhebt sich
hart an der Küste die einem Eruptionskegel gleichende Felsinsel Madjalen oder
Ghansiret el Hes (Burnt-island engl. Kart.). Dann folgt wieder bis Med freieres
offenes Küstenland bis jenseit des 48 Gr. O. Aber in einer Entfernung von
durchschnittlich 20 Meilen vom Gestade steht der hohe Al Singeli an, dessen tafel-
artige Gipfel durchschnittlich 7000 Fuss hoch und meist von Wolken verhüllt sind.
Weiter ostwärts bis zum Kap Guardafui wechseln bis zum Meer vortretende 800 bis
3000 Fuss hohe Klippen mit niedrigerem Uferland und weiten thalartigen Niederungen,
die zur Regenzeit mit Grasteppich und Gebüsch bedeckt sind. Dazwischen,
namentlich an Schluchten und Fiumaren, oft schöne Hochbaumgruppen mit undurchdringlichem
Schattendach und schlanke Tamarisken, in deren zartem Laubwerk
der Wind rauscht wie in einem Kiefemwalde. Grössere und kleinere Bäche ergiessen
sich hier ins Meer, von denen manche das ganze Jahr hindurch fliessendes
Wasser haben und gegen ihre Mündung hin Sümpfe mit Hochschilf bilden. Neben
Weihrauch, Myrrhen und vielen Farbstoffen bringen die höheren Gegenden Syko-
moren und Kronleuchter-Euphorbien hervor. Ungefähr unter 47° 18' 0. v. Gr.
erhebt sich die Guanoinsel Bur-da-rebschi, D/s Meile lang und wohl 700 Fuss hoch
als steiler Felsgrat aus der salzigen Flut, eine Brutstation zahlreicher Seevögel. —
Die Temperatur des nördlichen Somalilandes is t1 eine im Verhältniss zu ihrer südlichen
sehr gemässigte; auf den Gebirgen soll es nach Aussage der Eingebornen