Der alte K o lb e (Hist. Cap. vol. II. p. 153) erwähnt bereits den kunstvollen
Nestbau dieser Art und seine Schilderung wird von L a y a rd und V e rre a u x vollkommen
bestätigt. Beide letzteren Beobachter bemerken, dass die Verbreitung
von P. oryx im Kapgebiete eine sehr lokalisirte sei. L a y a rd fand die Art in
der Umgebung von Kapstadt nur' in den sumpfigen Gegenden in der Nähe der
Sternwarte; V e rre a u x beobachtete sie bei Tygerberg, Stellenbosch) Grahamstown,
am Kaledon River und am Oranjeflusse. Die Vögel leben gesellig und brüten
kolonienweise im Röhricht, wie schon K o lb e berichtete. Nach K irk werden die
Nester an Zweige befestigt, besonders da wo solche das Wasser überragen.
Ausser den für die Eier bestimmten Nestern finden sich noch andere, welche
anscheinend nur zur Nachtruhe benutzt werden. Die ausführlichsten Nachrichten
über Lebensweise und Nestbau gibt neuerdings A y re s (Ibis. 1868. p. 465).
(213) 2. Pyromelana franciscana, ( I s e r t . )
JLoxia franciscana, I s e r t , Schriften der Gesellsch. naturf. Freunde in Berlin. Band 9. (1789)
p. 332. t. 9 (kenntlich). — Be chst., Lath. Uebers. II. (1794) p. 157. —• id. IV. p. 267. —
PI. enl. 134. f. 1. — Loxia orix (part.), Gml. p. 863. — Grenadier Gros-beach, L a th . ü .
p. 120 (5). — B e c h s t., TJebersetz. H. p. 115. — Le Cardinalin, Temm., Catal. syst. (1807)
p. 229. -^jj&Fringüla ignicolor, V ie ill., Enc. MHh. p. 957. —.id. Ois. chant. pl. 59. — L ic h t.,
Doubl.-Verz. 1823. p. 24. — Hempr. et Elirb«, Symb. phys. aves. (1828) t. II. — Fringilla
oryx, D u b o is (nec L.), Omith. Galerie. (1839) p. 44. t. 29 (accur.). — Euplectes ignicolor,
Sw s., Nat. Hist. B. II. (1829) p. 279. — id. B. W. Afr. I. p. 184. — G o rd o n , Ja rd ., Contrib.
to Omith. 1849. p. 9. — Rüpp., Neue Wirbelth. p. 101. — id. Syst. Uebers. p. 77. —, Bp.
Consp. p. 446. V i e r th a l e r , Naumann. 1853. p. 21*(Nest). — B rehm , J. f . Om. 1855.
p. 375 (Lebensw.). — id. ib. 1856. p. 466 (Verfärbung), p. 476 (Nest), p. 496 (Eier). — Heu gl.,
Syst. Uebers. No. 382. — Ploceus franciscanus, G. R. G ray , Gen. of.B. II. p. 352 bis No. 15. —
Eupl. franciscanus, H a rtl., Beitr. Om. W. Afr. p. 30. — id. W. Afr. p. 128. — id. J. f . Orn.
1861. p. 175. -rf S c la t., Contrib. Om. 1852. p. 125. — id. Proc. 1864. p 109. — Reichb.,
Singv. p. 55. t. 47. f. 193—199. — Eupl. Petiti, K irk , Ibis. 1864. p. 322.’ — Eupl. ignicolor,
A n tin ., Catal. p. 67. — Erupl. franciscana, Heugl., J. f . Om. 1867. p. 374.
Diagn. Scarlatino-rubra; pileo, genis et abdomine holosericeo-nigris; gula
rubra; alis pallide brunneis, remigibus et rectriaibus pallidius margi-
natis; cauda brevi fusca, tectricibus longissimis scarlatinis tota obtecta;
suhalaribus ochraceis; rostro nigro; pedtbus palUdis; iride fusca.
Long. 4'A" ; rostr. b“‘; al. 2" 4 '" ; caud. 1" 3 '" ; tars. 9'".
S ad. Oberkopf, Zügel, unter dem Auge, Ohrgegend und Schläfe sammt-
sehwarz; im Kinnwinkel einige schwarze Federchen; Hinterkopf, Nacken, Hinterhals,
Halsseiten, Kehle, Kropf, Bürzel, After, obere und untere Schwanzdecken
(die verlängert sind und den Schwanz überragen) brennend seharlachzinnoberroth;
Mantel und Schultern zimmtzinnoberroth; Brust, Bauch und die Seiten glänzend
sammtsehwarz; Schwingen, Deekfedern und Schwanzfedern dunkelbraun, an der
Aussenfahne schmal bräunliehfahl gesäumt; untere Flügeldecken rostgelbfahl wie
die Tibienbefiederung, diese etwas röthlieh angehaucht.
Schnabel homschwarz; Beine horngelbfahl. Iris braun (Heugl.).
Beschreibung nach senegambischen Exemplaren der Bremer Sammlung.
Exemplare aus Abyssinien (s. n. Eupl. Petiti) und vom Tschadsee in Centralafrika
im Britisch Museum zeigen vollkommene Uebereinstimmung. Der von K irk
s. n. Eupl. Petiti vom Sambesi erwähnte Feuerfinke gehört ebenfalls zu dieser Art.
$. Oberseite fahlbraun, die Federn breit dunkelbraun längs der Schaftmitte,
daher dunkel längsgestreift, am deutlichsten aut dem Mantel; Bürzel und obere
Schwanzdecken mehr einfarbig fahlbraun; Zügel und schmaler Augenstreif, der
sich bis auf die Schläfe zieht, hell rostgelblich; Kopf- und Halsseiten fahlbräunlich;
Unterseite und untere Flügeldecken hell rostgelblich, auf den Brustseiten mit
einzelnen verwaschenen dunklen Schaftstrichen; Kinn, Kehle, Bauchmitte und
After fast rein weiss; Schwingen, Deckfedern und Schwanzfedern dunkelbraun mit
fahlbraunen Säumen an der Aussenfahne.
Schnabel hornbräunlich, der untere hornfahl wie die Beine.
Nach einem nordostafrikanischen Exemplare der Bremer Sammlung.
Wie bei der vorigen Art ähneln die Jnngen und die Männchen nach vollendeter
Brütezeit den Weibchen.
Länge. ' Fl. Scinv. E. L.
c. 2" 5"' 1" 2"' 5"' 7 llt‘“ Senegambien.
2" 3'" 1“ 3'" 7'" Nordöstafrika.
'v _ü';' 2" 4"' 1“ 3"' öVi'" . 8"' • Abyssinien.
— 2" 3'" .1“ 2 V*'" ' 5"' 7 lf i “ Tschadda.
P. franciscana ist ein kleineres Abbild von P. oryx, dem sie in der Farben-
vertheilung fast ganz gleiehkommt; sie unterscheidet sich aber leicht durch den
Mangel der schwarzen Kehle und die verlängerten oberen Schwanzdecken, welche
den Schwanz überragen.
Die Verbreitung ist eine ausgedehnte: Senegambien (Brem. Mus.), Kasamanse
(Verr.), Gorée, Bissao (Lissabon. Mus.), Goldküste, Elmina (N a g tg la s ), Cape
Coast (Gordon), Accra (Isert), mittleres und nördliches Nubien (nördl.bis22°n.Br.,
Heugl.), Kordofahn, Senahr (B rehm , Heugl.), Abyssinien (H a rris , R ü p p .; bis
7000 Fuss hoch: H eu g l.), oberer weisser Nil (Heugl.), Unyoro im inneren Ostafrika
(S p ek e ) und Sambesigebiet (Kirk). ¡ | Bis jetzt nicht im Süden beobachtet.
R e io h e n b a o h ’s Angabe „Kapküste“ beruht auf einer Verwechselung mit „Cape
Coast“, dem englischen Hauptplatze an der Goldküste.
Ueber die Lebensweise und das Brutgeschäft von P. franciscana liegen mancherlei
werthvolle Beobachtungen vor. Das meist in Durrahfeldern aus ahgebrochenen
Grashalmen zwischen 2—3 Maisstengeln hängende, rohrsängerartige Nest wird
von H em p rich und E h re n b e rg abgebildet. Sie beobachteten die Vögel in
Nubien im August brütend; B rehm fand aber auch im September und sogar
noch Ende Oktober frischbelegte Nester. V ie r th a le r ’s Nachrichten .weichen etwas
ab. Er sagt, dass die Art schon im Mai bei Chartum erscheine und das künstliche
Nest an über das Wasser ragendem Buschwerk befestige. Die Verfärbung ins
Hochzeitskleid beginnt im Juli. Brehm gibt ausführliche Nachrichten darüber
mit der Sehlussbemerkung, dass dieselbe durch Mauser bewirkt werde: „alle Federn
fallen aus“. Im Oktober bis December legen diese Vögel nach v. H e u g lin bereits
Wieder das Winterkleid an Und streifen dann in grossen Schaaren, die den Maisfeldern
sehr verderblich werden, im Lande umher. Schon I s e r t bemerkte den
Wandertrieb dieses Feuerfinken, den er nur im Juni bis August bei Aeera beobachtete.
Im Benehmen hat P. franciscana viel mit den Webervögeln gemein (H eu g lin );
nach B rehm ähnelt sie darin mehr den Rohrsängern als Finken.