Behauptung, die tropischen Vögel sängen schlecht und die tropischen Blumen
röchen schlecht, sei „a flippant generalisation“. K irk bezeichnet Ixos nigricans
und Halcyon chelicutensis als angenehme Sänger während der Regenzeit, und in noch
höherem Grade Grateropus plebejus, wenn dieser am frühen Morgen von der Spitze
einer Borassuspalme herab musicirt habe. Am interessantesten aber ist, wie warm
und eingehend sich L iv in g s to n e bei verschiedenen Gelegenheiten über die Frage
vom Gesänge der Vögel Afrikas äussert. Er rühmt denselben wiederholt als reizend,
obgleich wie in einer fremden Mundart lautend.. Unfern des Lotembwaflusses fiel
ihm, wo übrigens animalisches Leben spärlich, die Menge der Singvögel auf, die um
die Ortschaften herum früh morgens und dann wieder in der Kühle des Abends
sich so melodiös hören liessen Es entzückt ihn der liebliche, fröhliche, fremdartige
Gesang der kleinen Vögel am Sambesi. Selbst die Tiefe des Waldes wiederhalle
von dem “lebhaften jubelnden Gezwitscher von Halcyon chelicutensis. Im Allgemeinen
werde so mancher schrille, misstönige Vogellaut übertönt von einem Chor
melodiöser Stimmen, die ihn um Weihnachten an den Mai in England erinnert
hätten. An einer anderen Stelle heisst es bei L iv in g s to n e : „Singvögel sind nicht
ganz beschränkt auf die Nähe der Dörfer, aber ebenda sieht man sie in Afrika so
häufig sich zusammenscharen, dass es fast scheint, Gesang und Schönheit seien
dazu bestimmt, Ohr und Auge des Menschen zu ergötzen. Merkt man doch nur
hei Annäherung an menschliche Wohnungen, dass die Zeit des Gesangs tür die
Vögel gekommen. Wir glaubten einst, die kleinen Geschöpfe würden nur durch
Korn und Wasser zum Menschen hingezogen, aber dann stiessen wir auf verlassene
Dorfschaften mit Getreidewuchs an fliessendem Wasser, doch auf keine Vögel.“
In Katemas Reich entging es dem berühmten Reisenden nicht, dass man eine
Crithagraart ihres lieblichen Gesanges wegen in zierlich geflochtenen Käfigen hielt
und mit Pennisetum typhoides fütterte. Nur in der Regenzeit, meint übrigens schliesslich
K irk , seien die Singvögel Afrikas musikalisch; für die trockenen Monate sei
charakteristisch das Gackern der Perlhühner und das Geschrei der Bucerotiden.
Ueber die F o r tp f la n z u n g der Vögel in Ostafrika finden wir zerstreute Angaben
bei H e u g lin , B u rto n und K irk . Natürlichen Gesetzen zufolge Mit diese
zusammen mit der Zeit der Regen und der Fruchtbarkeit. In den Somaliländern
dauert diese Zeit, wie schon bemerkt, von Ende September bis Ende Februar, am
Sambesi von November bis April, in Uniamesi beginnt ihre sechsmonatliche Dauer
um die Mitte Novembers, und auf der Insel Sansibar trüben, wie B u rto n bemerkt,
nicht weniger als acht klimatische Zeitabschnitte die Idee des Jahres. In Uniamesi
beginnt der Nestbau schon im Oktober mit dem ersten Ausschlagen der Bäume.
Der Erdboden ist dann noch völlig ausgedörrt. Aehnlioh am Sambesi, wo nach
K irk die Paarungszeit der Vögel und das erste Wiedererscheinen der Vegetation
im Oktober zusammenfallen.
Die Vögelarten unseres Gebietes, über deren Fortpflanzung wir Näheres durch
H e u g lin wissen, sind: Neopliron percnopterus und pileatus, Pandioh haliaetos,
Falco concolor, Milvus Porskali, Halcyon chloris, der hier in Baumhölen brütet,
während dieselbe Art auf Java nach B e rn s te in ihr Nest in einer einfachen Vertiefung
des Erdbodens hat; Aedon galactodes, Saxicola isabellina, Cercotrichas ery-
thropterus, Ix o s' arsinoe, I.anius lahtora, dessen Nest häufig im Horst eines Flussadlers,
seltener auf Samra- oder Balsamstauden angetroffen wurde, Corvus scapu■
latus, Hyphantomis galbula, Amadina cantans, Trachyphonus margaritatus, Coccystes
glandarius, Turtur senegalensis, Oena capensis, Numida ptilorhyncha, Ardea schistäcea,
Tantalus ibis, Butorides atricapilla, Platalea leucerodia, die im Juni im Archipel von
Dahlak brütet, Dromas ardeola, im Juni und Juli am rothen Meere im Sande der
Dünen auf Inseln nistend, oft in Löchern grösser Krabben, tief unter der Erde;
Larus Hemprichii, deren Briitezeit am rothen Meere gleichzeitig M it; Larus leu-
cophthalmos, mit der vorigen auf felsigen und sandigen Inseln brütend; Sterna albi-
gena, auch im Juni und Juli in grossen Gesellschaften brütend angetroffen; Sterna
panayensis, die am rothen Meere im Juni brütet; Phaeton aethereus, der in den genannten
Monaten auf Dahlak in engen Felslöchern e in grosses Ei legt; ferner Dyspo-
rus sula, dessen Brütezeit auf Bur-dar-rebschi in den September fällt, und Anous
stolidus, der im Juni und Juli in grösser Menge auf Bur-da-rebschi brütet.
K irk konnte Uber die Fortpflanzung einiger Vögel des Sambesigebietes Beobachtungen
anstellen. Hirundo puella hatte ihr Nest zwei Jahre hintereinander
im Hause zu Shupanga, im December und Januar. Nectarinia amethystina brütet
im December. Das Nest fand man öfters zwischen Grashalmen befestigt, ebenso
die Nester von Nectarinia collaris und Vidua macroura, einer Art, die in grösser
Anzahl die Prairien am ShiiA bewohnte. Die Nester der Euplectesarten hängen
kolonienweise an den äussersten Astspitzen von Akazien oder ähnlichen Bäumen,
meist über Wasser, und befestigt durch einen langen Halm. Die Oeffnung ist
röhrenförmig und nach unten gerichtet. Neben den Brütnestem haben diese Vögel
aber noch Ruhenester, die anders konstruirt sind und die oft zwei Zugänge haben.
Kein Reisebuch über Afrika, in dem nicht solcher hängenden Nester gewisser Plo-
ceiden Erwähnung geschähe. Sie werden selten übersehen und imponiren als landschaftlicher
Zug auch dem Nicht-Ornithologen,. „swinging to and fro in the fierce
simoom“ , wie B u rto n schreibt. Ploceus larvatus brütet gesellig in Sümpfen im
Februar. Das aus Gras geflochtene Nest ist an einen oder zwischen zwei Schilfhalme
befestigt und hat nahe der Spitze eine seitliche Oeffnung. Commander S p e r lin g
•beobachtete Hyphantomis nigriceps im November nestbauend in Mosambik. Der
Baum, auf welchem S p e r lin g etwa 20 der domförmig überdachten Nester zählte,
stand mitten in einem Negerdorfe. Merops natalensis und superciliosus nisten kolonienweise
in tiefen selbstgegrabenen tunnelartigen Gängen steiler Uferbänke. Eine
solche Kolonie dehnt sich über eine Strecke von 150 Fuss aus. Von Buceros cri-
status und Toccus erythrorhynchus brachte- K irk in Erfahrung, dass die Weibchen
während der Brütezeit vom Männchen eingemauert werden, und zwar bei ersterer
Art in „a hole under ground“ (?). Chalcopelia chalcospilos nistet auf niederen
Büschen, Numida coronata an ähnlichen Lokalitäten, Numida cristata dagegen im
Grase. Die Nester von Anastomus stehen immer auf Bäumen. Ebenso das merkwürdigste
aller Nester im tropischen Afrika, das von Scopus. Es hat ein solches
fest aus Stäben und Baumzweigen construirtes Nest oft einen Durchmesser von
J nahezu 6 Fuss und die Gestalt eines abgeplatteten Doms. Der einzige Eingang
\ ist seitlich und klein. Es dient immer für mehrere Jahre. Chenalopex brütet im
Januar an der Küste und auf den Inseln im Flusse, Dendrocygna schon im December.
Sterna caspia und Bergii wurden im Januar gesellig brütend angetroffen auf
■ den baumlosen niederen Sandinseln der Luabomündung des Sambesi. Die Nester
I bestanden in leichten Austiefungen im Sande, die mit wenigen Reisern umlegt
waren und in der Regel zwei oder drei Eier enthielten. Obgleich ganz offen,
waren diesö Nester doch geschützt durch ihre gut gewählte Lage. Die kleinen
unzugänglichen Inseln zwischen den Stromschnellen des Shire und Sambesi sind
I die Brutplätze von Phalacrocorax africanus und einer zweiten grösseren weisshalsigen