Wie bei den meisten verwandten Arten hängt die grössere oder geringere
Entwickelung des Schnabelaufsatzes mit dem Alter des Vogels zusammen. Wahrscheinlich
übt auch das Geschlecht Einfluss auf diese Bildung aus. Ein Weibchen
in J e s s e ’s Sammlung zeigte den Aufsatz bedeutend grösser als das Männchen;
beim jüngeren Vogel ist derselbe kleiner und vorn mehr oder weniger, oft ganz
geschlossen. In noch jüngerem Stande reducirt sich der Schnabelaufsatz auf eine
ejnfaehe erhabene carina und ganz jung fehlt auch diese. Die drei geographischen
Conspecies Buceros carunculatus abyssinicus, B. c. guineensis und B. c. cafer, welche
S c h le g e l auf diese Verschiedenheiten in der Form des Schnabelaufsatzes und der
Körpergrösse begründete, haben keine Berechtigung.
Der Abba- Gamba, wie B. abyssinicus auf amharisch heisst, wird zuerst von
B ru c e beschrieben (Voy. aux sources du Nil. V. p. 198). Später fand ihn
L e v a il la n t in Südafrika auf. Der Verbreitungskreis ist daher ein sehr ausgedehnter:
Senegal (W ag le r), Gambiagebiet, Bissao, Galam (Beau»douin), Goldküste
(Pel), Angola (Monteiro), Benguela (Mus. Lissabon), östliche Grenzen der
Kapkolonie (L e v a ill., L a y a rd ) , obere Kafferei (W a h lb e rg ), Natal (Ayres),
Abyssinien (Bruce, H a r r is , R ü p p e ll), Bogosländer (Brehm), Senahr, Kordo-
fahn, weisser Fluss (H eu g lin ), Bahr ghasal (A n tin o ri), Madi und Unioro im
centralen Osten (Speke), Sambesigebiet (Kirk). Nach v. H e u g lin geht die Art
in den Bogosländern bis zum 16° und 17° n. Br., in Kordofahn weniger weit
nach Norden. In Abyssinien findet sie sich vom Meeresstrande bis zu einer Höhe
von 12,000 Fuss (J. f. Om. 1864. pp. 269. 270).
Ueber die Lebensweise von B. abyssinicus liegen interessante Berichte durch
A y re s , M o n te iro , R o th und Brehm vor. Er nährt sich von kleinen Säugern,
Reptilien, unter denen er auch grosse Schlangen angreift und überwältigt, allerlei
Insekten und Würmern, verschmäht aber auch Vegetabilien, als Mandiokawurzeln,
Mais, Sorghum etc. nicht. Nebenbei plündert er auch Nester, wegen der Eier,
ist daher ein nichts verschmähender Räuber. Nutzen stiftet er indess durch das
Vertilgen schädlicher Insekten, namentlich Heuschrecken.
B . abyssinicus lebt meist in kleinen Flügen von 6 — 8 Stück, die sehr scheu
sind. Mehr im Inneren sollen sich nach M o n te iro Schwärme von Hunderten
finden, v. H eu g lin traf die Art nur paarweise. Die ältesten Nachrichten über das
Brutgeschäft, nach welchen das elsterartige überdeckte kolossale Nest freistehend
auf Zweige angebracht würde, sind falsch. Der Vogel nistet, gleich seinen übrigen
Verwandten, in Baumhöhlen, wie die Beobachtungen von Brehm und Monteiro
bestätigen, v. H e u g lin konnte über die Nistweise nichts in Erfahrung bringen,
vermuthet aber, dass der Vogel einen freistehenden Horst benutzen werde.
Wie die hohen Läufe des Vogels voraussehen lassen, ist derselbe vorzugsweise
zum Gehen geschaffen. Man sieht ihn daher meist rabenartig auf dem Erdboden
einherschreiten. Zur Nachtruhe werden indess Hochbäume benutzt.
Genus Buceros, L.
(260) l. Buceros cristatus, Riipp.
ISfeué Wirbelth. (1835) p. 3. pi. 1. — G. R. G ray , Gen. o f B. II. p. 399. — Riipp., Syst. Vebers.
p. 79. — Bucorous cristatus, 33; p., Consp. p. 89. — Buceros cristatus, Heu gl., Syst. Gebers.
No 457. — ld. j . f . Om. 1864. p. 270,,^, Schleg., Mus. P. B. Buceros. p. 16. — K ir k , Pm.
1864. p. 326. - Sclat., Proc. Z. S. (1864) p. 111. — Tmetoceros cristatus. Bp., Comp. Vol.
Anis. p. 2. '% Bycamistes cristatus, Cab., Mus. Hein. p. 172. — id. v. A DecTern, Hessen. IU.
p. 38.
„Kakomira“ am Shir6 (Kirk).
Diagn. Rostro virente, valde compresso, galea elevata ad verticem usque
adscendente, culminè arcuato, convexò, lateraliter transversim sulcato,
margine anteriore mltratój taenia rostri basali et galea albido-flavescen-
tibus; corpore aterrimo, nitore virescente; plumis Jaciei, occipitis et
ex parte — colli apicibus cinerascentibus ; tergo, uropygio, tectricibus
caudae superioribus et inferioribus, subalanbus, crisso, tibiis internis et
rectricum lateralium apicibus albis; iride fusca.
Long, circa 32"; rostr. a rict. 4" Ì0 '" al. 13"; caud. 9 */*"•
Schwarz, mit lebhaft dunkelstahlgrünem Scheine; Hinterrücken, Bürzel,
obere Sehwanzdecken, hintere Sehenkelpartie, Tibienbefiederung, After und untere
Schwanzdecken weiss; die Schwanzfedern mit circa 3“ breitem weissen Ende und
weisser Basis; die 2 mittelsten Federn einfarbig schwarz; die Federn des circa 3"
langen Hinterhauptschopfes, der Ohrgegend und Kopfseiten mit breitem grauen
Endrande. ■ .
Schnabel hornbräunlich, die Basis des Oberschnabels an der Stirngegend weiss
gerandet ; vom Nasenloche an die Basis des .Schnabels schief weiss , am Unter-
schnabel am breitesten , (c. l'/j" breit). Beine horngraubraun.
Die Beschreibung nach ostafrikanischen Exemplaren der Berliner Sammlung.
Dieselben sind, wie der sehr schwach entwickelte Schnabelhöcker und die fast
ungezähnelten Schneidenränder andeuten, entschieden jüngere Vögel, und stimmen
durchaus mit jungen Exemplaren aus Abyssinien im S 'e n k e n b e rg ’schen Museum
überein. .
Der alte Vogel trägt auf dem Oberschnabel einen weisslichen helmartigen
Aufsatz, der über der Augengegend beginnt und dessen hinteres Ende eine
elliptische Fläche bildet, die schräg von oben nach vorn zu ablähft; der übrige
Schnabel hornbraun (im Leben grünlich) gefärbt, mit einem schmalen weissen
Basisrande. Iris dunkelbraun; nackter Augenring blau (Rüpp.); Augenlieder
himmelblau, beim jungen Vogel graublau (Heugl.).
Mundspl. Länge des Höhe des Höhe des
Helms. Ober- Unter-
schnabels. schnabels.
5" 6"
6" 2" 4" 2"'
4" 6'"
fff 5"'
2" 3'"
2"
2"
— Abyssinien.
1“ 8'" Ostafrika.
— Natal.
Die Verbreitung von B. cristatus ist keineswegs auf den Nordosten (Central-
äbyssinien und Schoa, 6 — 8000 Fuss hoch: Heugl.) beschränkt, wie man bisher
annahm, sondern umfasst auch den Osten und wie es scheint einen Theil des
Südens (Natal: Museum K irch h o ff). S p e k e beobachtete die Art im Inneren von
Uganda, Baron v. d. D e c k e n bei Mbaramu und K irk am Shir6. Letzterer Forscher
hatte zugleich Gelegenheit interessante Beobachtungen Uber die Lebensweise
8 . ° ; 31*