mer baffetbc SBefen, nur unter bcr $orm ber ßeit. @omit prägt
benn fein gebenSalter bas SBefen »olljtdnbig aus, fonbern jebeö hat
feine befonbere SSebeutung unb feinen eigentümlichen tfntheil am
geben überhaupt: wie biefeS nicht f)itt unb nicht bort, fonbern im
ganzen DrganiSntuS ijt, fo ift eS auch nicht beute ober morgen,
fonbern in feinem ganzen Verlaufe wirf It et). 2 ßir muffen baf)er
ben Selbjtwertf) jebeS gebenSalterS anerfennen, jebeS nach feiner
©gentf)umiicf)feit wütbigen unb »on bem Söafjne, baS Mittelalter
fep baS »olle geben, ablaffen: ber «Schmetterling tjt nicht baS Sn;
fect felbjt, fonbern. nur ein seitlicher SSbeil beS gefammten Shiereö,
meines erft burch alte t>ier Stufen feines DafepnS sufammenge;
nommen feine SÖSefenheit auSfpridht. Mag bas Mittelalter ferne
teuften im ©lanje nach aufen ftrebenber MamteSfraft: eS ijt bocf>
ju arm, beS gebenS reidf>e Sülle su erfcfjopfen, benn manche 33lüf)te
ift fcbon gefallen, mandh lebenbiger #audb »erweht, manch jarter
©uft »erwifcht, unb mandhe grudht ift nodh nicht gereift, manche
Äraft nodh nicht su «oller ©ntwicfelung gebracht. Das SBirfen für
bie ©attung ijt fein eigentümlicher SSorsug: aber audh kinb unb
©reis ftnb für bie ©attung nicht gleichgültig, fonbern bienen als
Mujier unb SSanb, welches bie auSeinanber jtrebenben Kräfte »er;
eint; fobann fann baS SBirfen auf bie ©attung nicht alleiniger ßwecf
beS gebenS fepn. 5Bir erblicken im ©mbtpo bie fchaffenbe kraft auf
einet dpohe, welche fte fpdter nie wiebet erreicht, unb im Saug;
linge ein gortfdhreiien ber geijtigen ©ntwicfelung, welches su bem
im Mittelalter wie 2fblerflug sum Sdhnecfengange ftch «erhalt. 3m
Äinbe aber jtellt ftdh uns bie Moglidhfeit einer nidht su berechnenben
^)ohe ber ©ntwicfelung bat; es ijt uns nach Schillers 2luS=
btudfe bie SSergegenwdrtigung beS SbealS, nidht beS erfüllten, aber
beS aufgegebenen, unb es ijt feineSwegeS bie SSorjtellung feiner S5e=
burftigfeit unb Sdhranfen, eS ijt gans im ©egentheile bie SSot;
ftellung feiner reinen unb freien kraft, feiner Integrität, feiner
Unenbtidhfeit, was uns rührt} bem Menfdhen »on Sittlichkeit unb
©mpftnbung wirb ein kinb beSwegen ein heiliger ©egenjtanb ferm,
ein ©egenjtanb nämlich, ber burch bie ©rofje einer 3 bee jebe ©rofje
ber Erfahrung »ernidhtet. Das kinb, »on feinem 9)ejthauche ber
geibenftoft berührt unb nodh nidht burch bie geffeln ber bürget;
liehen SöSelt gebeugt, lebt in »blliger ©inheit mit ber Statur, ba,
was bie unenblidhe kraft in ihm gefchaffen hnt, nodh nidht burch
SBiEfuhr »erbotben ijt} unb eben, weil ftdh biefe kraft in ihm fo
rein barjtellt, „weil nichts ©igenmad)tigeS, ©etrennteS, goSgeriffe;
neS in ihm ftdh ftnbet, betrachten wir eS, " um Schillers SBorte
SU gebrauchen, „mit eigenem Sntereffe, ja mit SBehmuth unb
©ehnfucht, benn überall erwacht in bem ©ereiften baS Sehnen,
Sur Statur sutuefjufebten." Dem kinbe gab bie Statur tflleS, was
thm SSebürfnifs ijt, in ber Mutterbrujl: Stauung, SßSarme unb
giebe. 3a fte nimmt eS auf alle SBeife in Schul unb fcheint auf
jeben feiner Sdhritte einen wadhenben ©entuS hinpjtellen: felbft
baS Shier ijt milb gegen bie kinbet unb lafjt ftdh «on ihnen SSieleS
gefallen, was eS »on ©rwachfenen nidht »ertragt. ©S ijt eine
grofie SSetblenbung beS bürgerlichen SSerhaltniffeS, feine conoentio;
netten formen für etwas SBefentlicheS s« hatten unb auf bie 33e;
fdhaftigungen beS ktnbeS als auf etwas kleinliches herabjubtiefen:
baS kinb liebt wohl audh ßuefetbtob, aber bie füfje grudht beS
SSaumeS wirb eS nicht fo leicht überbrüjjig, unb wenn eS auch eine
fSBeile mit Treffen unb bunten SSdnbern getdnbelt hat, fo greift eS
halb wieber nadh bem Spielseuge, welkes feiner ^fjantafte ein SStlb
lebenbiger Statur gewahrt, inbefj bie hochwichtigen ©efdhdfte beS
gemeinen gebenS, in benen ber ©rwachfene ftdh abmüht, bodh am
©nbe nur barauf hinausgehen, jtatt fchwarsen SSrobeS ßuefetbrob,
unb jtatt beS warmen Stockes Sreffenfleib unb SSanb su erlangen.
SaS kinb lebt nidht um beS ttujjeren, fonbern um feiner felbjt
willen} eS will nidht fdheinen, noch um itgenb ein Srugbilb ftdh
mühen, fonbern in toterem Spiele feine krdfte frei entwickeln. —
SBaS aber baS ©reifenalter betrifft, fo ntuf? eS allerbingS bemjjenigen
als bejammernswert erfdheinen, ber nur leiblichen ©enujj anerkennt
unb baS ©lücf beS gebenS etwa nadh ber Quantität ber Stahrung
fdjdlt, welche ber Magen ju »erbauen »ermag 5 unb eS fann feinen
SBerth in ben tfugen beSjenigen haben, ber im Mengen nur ein
gajtthier fteht unb nur baS gebenSalter achtet, in welchem ben
Sdhultern ©entner aufgebürbet werben fdnnen. SßaS ben gebenS;
genufj anlangt, fo ift ber Übergang ins ©rofalter 3 ebem unange;
nehrn, unb eS will Stiemanb alt fepn, wdhrenb bodh ber knabe