
 
        
         
		roenn  auch  in  anberen  S o tte n   bet  BMrffamfeit.  25urd)  bie  un=  
 fcheinbare  2fu§enfette  bcS  ©retfeS  bticft  nod)  bet  waltenbe  ©eift  
 @hrfntcht  gebietenb  hinburd),  wo  .ec  nicfjt1 burd)  bie  Sinnlichkeit  beS  
 früheren  Sebent  getojbtet  ifr,  unb  man  i>at  genug  Beifpiele  von  
 geifiesfiarken  ©reifen  bei  kränklichem  Äorpec  (Sit.  409.  II.  © .  83),  
 ungeachtet  man  in  hohem  Alter  fterben  kann,  ohne  eigentlich  kcank=  
 lieh  gewefen  $u  fepn.  @ben  fo  ifl  non  bem  materiellen  3nftanbe  
 beS  ©ehirneS  unb  ©chabets  nichts  mit  «Sicherheit  ju  fd)ließen;  
 wenn  j . ' S3.  St i b eS  (Str.  185.  VI.  © .  447)  behauptet,  bei  SSer=  
 wachfung  bec  @d)dbelknod)en  fet)  bie  ©eifteSthatigkeit  immer  mehr  
 ober  weniger  geftort,  fo  braud)t  man  ftd)  nur  beS  BetfpieleS  vom  
 gorb  B p r o n   ju  erinnern,  um  ben  Ungrunb  biefer  Behauptung  
 etnjufehen.  Übrigens  ift  auch  bie  Allgemeinheit  einer  Berdnbetung  
 beS  ©ehirneS  im  h°hcn  Alter  nichts  weniger  als  erwiefen;  gleich  
 einem  gerichtlichen  Arzte,  ber  ftch  für  verpflichtet  f)dlt,  bei  geid)en=  
 Öffnungen  eine  hanbgreifliche  SobeSurfache  ju  ftnben,  fep  eS  auch  
 nur  einiges  B lu t,  welches  in  bem  am  niebrigften  liegenben  Steile  
 beS  ßeichnamS  ftch  angefammelt  hat,  haben  bie Anatomen  bisweilen  
 ftd)  bemüht,  ben  Sob  beS  ©reifes  ju  erklären  unb  biefem  Alter  
 alle  Abnormitäten  als  charakteriftifd)  ^ugefdjrieben,  welche  je  an  
 kranken  Alten  gefunben  würben.  —   25er  ßharakter  beS  ©reifem  
 alterS  befletjt  barin,  baß  baS  pfpd)ifd)e  geben  in  ftch  gebest  ift.  
 A)  JDet  Berfehr  mit  ber  Außenwelt  ift  verminbert,  I>at  aber  früher  
 bie  Außenwelt  für  baS  Snbivibuum  allein  SBerth  gehabt,  hat  eS  
 über  bem  äußeren  Treiben  bie  AuSbtlbung  beS  inneren  verabfaumt,  
 bann  ift  baS  ©reifenalter  allerbingS  baS  caput  mortuum  beS  gebenS.  
 a)  5Bie  ©Urne  unb  Bewegungen  fchwctchec  werben,  fo  nimmt  aud)  
 bie  ©efchdftigfeit  ab:  baS  ©etümmel  ber  ©efellfchoft  betdubt,  baS  
 25rangen  bec  ©efchdfte  beklemmt;  bie  Steigung  jur  ©tille unb Stufje  
 wdd)ft.  b)  SDBte  bei  gefelligen  Spieren,  @bern,  ©emfen  u.  f.  w.  
 bejahrte  9J?annchen  ftd)  von  ber  ©efellfchaft  abjufonbern  unb  ein=  
 fteblerifd)  ju  leben  pflegen,  fo  wirb  aud)  ber  ©reis  mehr  auf  ftd)  
 gewiefen.  25ieS  beginnt  fd)on  mit  bem  ©rlofchen  ber  geugungS*  
 kraft  unb  ber  AuSfiattung  von  ©ohnen  unb  $£bd)tern,  benn  wie  
 biefe,  um  felbftfidnbig  ju  epifiiten,  aus  bem  elterlichen  fjaufe  fd)ets  
 ben,  fo  ift  eS  aud)  naturgemäß,  baß  bie  Sugenb  von  ben  Alten, 
 als  von  SBefen  eigener  A rt,  ftd)  einigeemaaßen  entfernt  unb  ihre  
 greuben  für  ftd)  genießt;  fpaterhtn  aber  ift  ein  großer  Sheil  bec  
 ßeitgenoffen  weggeftorben,  unb  ber  ©reis  fteht  einfam  unter  einer  
 ©eneration,  bie  unter  anberen  Berhaltniffen  gebilbet,  in  Anftdjten  
 unb  ©itten  ihm  frentb  ift  unb  fdjon  vermöge  ber  Berfd)iebenheit  
 beS  gebenSalterS  weniger  BerührungSpuncte  mit  ihm  hat.  c)  @o  
 fpmpathiftrt  ec  weniger  mit  ihr:  einerfeitS  kann et  unmittelbar  nicht  
 mehr  fo  kräftig  für  Anbere  wirken,  fonbern  er  muß,  ba  baS  eigene  
 geben  ber  ©id)erung  bebarf,  mehr  für  ftd)  forgen;  anbererfettS  fy&t  
 ihn  bie  ©ewohnung  an  ben  Anblick  beS  ßlenbeS,  bie  Erfahrung,  baß  
 eS  in  ber  Stegei  verfchulbet  ift  unb  ftembe  «£>ülfe  wenig  auSrichtet,  
 bie  Überzeugung  enblid)  von  bec  Unvermeiblid)feit  beS  Übels  ihn  
 kalter  gemacht.  d)  Überhaupt  aber  hat  feine  Empfänglichkeit  bem  
 Umfange  wie  bem  ©rabe  nach  abgenoramen:  er  ift  gleichgültig  
 gegen  vieles,  was  in  früheren  Sahnen  ihn  lebhaft  afficirte,  unb  von  
 Unangenehmem  wie  von  Angenehmem  wirb  er  weniger  ergriffen;  
 feine  Affecte  ftnb  feltenec  unb  ruhiger,  feine  Begehrungen  befchrdnf;  
 ter  unb  nicht  mehr  fo  leibenfchaftlid).  e)  ©ein  Bermogen,  SteueS  
 aufzunehmen  unb  SteueS  z«  fd)affen,  wirb  fchwdd)er:  er  faßt frembe  
 ©runbanfichten  weniger  leicht,  vergißt  leicht,  was  er  vor  kurzem  
 erfahren,  ober  auch  felbfi  gefprodjen  unb  gethan  hat,  muß  ftd)  
 langer  beftnnen;  unb  wie  bie  geiftige  Affimitation  gefunken  ift,  fo  
 hat  auch  bie  geiftige  fProbuctivitat  abgenommen;  gehaltreiche  neue  
 ©djopfungen,  bie  einen  höheren  Slug  ber  ^hantafte  vocauSfefcen,  
 kommen  nicht  mehr  zu ©tanbe,  unb  wenn  man  Beifpiele  von  ©reU  
 fen,  bie  geiftige  fProbuctionen  von  h°her  Bollfommenheit  geliefert  
 haben,  wie  S a t o   unb  © e n e c a ,   S t ö b e r t   ( S o n f t a n t i n   unb  
 ^ a m a n n ,   S t u b e n S   unb  S t a p h a e l   u.  f.  w.  (5fr.  409.  II.  
 © . 84), kennt,  fo waren bieS  theilS  mehr SBetke  reifer U rteilskraft unb  
 Umftd)t,  als  einer  fd)dpferifd)en  ^hantafte,  theilS  Bilbungen,  bie  
 früher  in  ber  ©eele  ftd)  entwickelt  hatten,  theilS  g rü ß te   einer  mo=  
 mentanen  Steigerung  beS  geifiigen  gebenS.  f)  Aber  .alle  biefe  Ärafte  
 bec  Aufnahme  unb  Steaction  treten  nur verhaltnißmdßig  zurücf,  ohne  
 völlig  ju  fd)Winben,  unb  ber  gänzliche  SÄangel  ihrer  Übung  ift  fo  
 wibernatürlid),  baß  baS  Alter  baburch  verfümmert  unb  verkrüppelt,  
 ©w. i f t   z-  S5«  gehört  ju  ben  wenigen  ©eiehrten,  bie  im  Alter