fDittelalter tangere Seit hinter einanber mit 2fnfh:engung wirfen,
aber nid)t tä g lit in bemfelben ©leife ftd) bewegen fonnen, fonbem
gange Bcttcdume h in b u rt in anberen Dichtungen ftd> ergehen wol*
len, fo geht fte jefct in ihrem profaiften © d ritte gleichförmiger
unb unverbroffener fo rt, ohne boch für ben einzelnen, längeren ©ang
hinlänglichen .Obern gu haben. Unb n>ie rujtig fte f i t auch in ber
gewohnten V ahn bewegt, fo bliebt boch eine gewiffe Deigung gur
SSequemlidhfeit h in b u rt, bem «Schlafe muß etwas gugelegt werben,
unb bie Vergnügungen, w eite ben ßharafter ber ©emdchlid?£eit an
ftd) tragen, werben ben anberen vorgegogen. — OieS ft'nb bie
Wefentlichfien ©genthümlitfeiten beS Überganges in baS ©roßalter,
ber ein neues 3«>ietid)t beS 2ebenS ijf. Oie Veränberungen, welche
in biefem eiltet allmdhlig eintreten, werben w ir, ba fte im ©reifen*
alter voEig ftch auSbitben, als biefem wefentlich gufommenb fchilbern.
§ .5 8 5 . OaS ©r e i f e n a l t e r , w eites vom ©nbe beS ftejbcnten
SahrjehenbS bis gurn Sobe reicht, tacafterifirt ftd) burch baS Ur=
grofelterthum: baS neun unb fetgigfe S a h t iE aber ber fruhejie
Seitpunct, in welchem bei naturgemäßer Seit ber V erheiratung ber
DJann Urgroßvater werben bann, wenn feine erftgeborene Sodjter
guerft wieber eine Sodjter geboren hat; unb in bemfelben Sahre
bann baS SBeib einen Urenbel bebommen, wenn ber erftgeborene
©ohn juerft eine Stochtet ergeugt hat. SBemt man biefen Seitraum
von Deuem g eteilt hat in grandaevitas unb Iongaevitas (Dr. 472.
1 fgg.) , ober caducitas unb decrepitudo (Sßß- 171..LV III.
p. 1 ) , fo war bieS mehr wiE fuf)rlit, als in ber D a tu t gegtun*
bet. So weiter baS 2eben fortftreitet, um fo mannitfaltiger
artet eS f i t in ben, eingelnen D ien ften , unb um fo mißlicher wirb
eS, auS bet ^Beobachtung ber Snbivibuen ben wefentliten unb nor«
malen ©jarafter feiner ^Petioben gu abfrahiren. Oie neugeborenen
Äinber ft'nb einanber verhältnißmäßig am meinen g le it; benn, un=
mittelbar aus ben cfjänben ber ftaffenben D a tu t heworgegangen,
geigen fte n o t wenig Snbivibualität, unb bie aEgemeine Dorm
ihres SebenS läßt ft't von bem Abnormen le itt unb fite r unter*
fteibenj im reifenben unb reifen 2llter aber entwickelt f i t bie
m e n fttite D atu r n a t aEen ©eiten h«n unb nimmt in ben ©n*
gelnen immer mehr befonbere form en a n , fo baß enblkh auf ber
Deige beS 2ebenS beffen wefentliter <5f>arafter ftwiertger gu erfen*
nen iE- S ie Darben von SBunben, w eite baS © ticffal geftla*
gen, bie Vetjïûmmelungen, w eite eine verkehrte D ittu n g beS 2Bil*
lenS unb eine u n n atü rlite SebenSweife Ijerbeigefuhrt, bie Verwitfhm*
gen, w eite Äranfheit unb 2eibenftaft angerittet hat, verbunfein
baS V ilb; aEe bie © ebreten, w eite in ben früheren SebenSaltern
b u rt © tu lb ober UnglûÆ beS SnbivibuumS entfianben ft'nb, treten
je|t nur greEer hervor, ba fte weniger gebeeft werben b u r t eine
n a t außen gehenbe ©elbfthätigfeit. @o wenig wir baS D erm al
beS itinbeS in ginbelhäufern, ober beS SunglingS in (üafernen fin*
ben, eben fo wenig bütfen wir baS beS ©reifes in ben ©pitälern
futen, bie hinter ben Summelplähen egoiftifeber 2eibenfhaften, hinter
ben SEärften eines gemein ftnnliten Treibens unb hinter ben SBetf*
ftdtten einfeitig geübter Kräfte liegen, © leitw ohl hat man häufig
bie färben gu foltern ©emälbe von greifen © ietlingen unb Ärüp*
peln entlehnt, wie fto n barauS hervorgeht, baß man entgegenge*
fegte unb einanber wiberfpretenbe © tw ä te n bem ©reifenalter gu*
ftre ib t, als Sheilnahmloftgfeit unb Deugier, 2eittgläubigfeit unb
Mißtrauen, ©eftwä&igfeit unb Verftloffenheit, g u rttfam fe it unb
©orgloftgfeit, ^alSfarrigfeit unb V eränberlitfeit, $ ä rte unb SQBeit-
heit. Oiefe SGBiberfprüte gu lofen, müßte man annehmen, baS
©reifenalter fep überhaupt bie ^)eriobe ber © eb reten , unb in ber
£f)at hat man baffelbe als eine allgemeine © tw ä t e , als einen
Inbegriff von SDängeln geftilbert, weil man bie finnlite ©rftet*
ttung au S ftließ lit vor 2tugen hatte, bem SDBtrfen n a t außen aEein
SBertf) beilegte, unb bie Dîaffe unb fDuSfelfärfe fur ben TfuSbrucf
ber 2ebenSfraft überhaupt nahm. O er ©runb gu weiterer O u r t*
f% u n g biefer 2 fn fttt lag in ber Übergeugung, baß baS 2eben m it
bem Sobe vern ittet werbe; um bie Dothwenbigfeit fo lter Ver*
nittu n g gu erweifen, betrattete man baS ©reifenalter als eine 2Cn*
näßerung gum D ittS , als eine fortftreitenbe Degation (decremen-
tum , decrepitudo). ©o faf> man benn ben ©reis als eine abge*
nu|te SE aftine an, fteUte bie Verfnoterung bet Wafern, bie Ver*
ftließung ber ©efäße, bie ©toefung unb Ausartung ber ©äfte als
bie wefentlidjen Dîetfmale feines 2ClterS unb als bie hinreitenbe
U rfate beS SobeS bar. • Von biefer ftiefen VetrattungSweife fommt
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