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 Hanbtungen,  weldje  ftd)  auf  bic  Fortpflanzung  beziehen,  werben  
 bem  Spiere  nicht  gelehrt,  fonbern  ju  itjrec  Beit  non  ihm  ootlbrad)t,  
 ohne  baß  eS  an  bon  Alten  ein  Votbilb  gef>abt  hat:  ber  junge Vogel  
 lernt  baS 9lefl,  in  welchem  er  auSgebrûtet  ifl,  nur  al«  ein  warmes  
 gager  kennen,  aber  int  kommenben  3at)re  baut  er,  wie  kunfllid)  
 eS  aud)  fepn  möge,  ein  ähnliches,  ungeachtet  et  nie  bei  einem  fol»  
 djen  S au e  zugegen  war;  bie  jungen  jJïadjtigallen  befommen  ben  
 ©efang  beS  VaterS  nid)t  ju  l)ôren,  ba  biefer  bei  oollbrad)tet  Veû=  
 tung  oerflummt,  aber  fobalb  ber  nachfle  Frühling  erwacht,  bricht  
 aucfy  bei  ihnen  bie  SeugungSlufl  im  Siebe  hetoot;  man  h^t,  wie  
 © a r b i e n   (9lt.  171.  XII.  p.  244)  e rja g t,  © et  non  Emberiza  
 paradisea,  regia  unb  principalis,  Fringilla  bengalus  unb  aman-  
 dava  aus  Elften  unb Afrika  nad)  Europa  gebraut,  unb  bie  i ^ n o n   
 geiftgen  auSgebruteten  Sungen  lernten  non  fetbft  ben  ©efang  unb  
 9leftetbau,  ber  il>rer  ©attung  eigentümlich  ift.  ©er  Unterricht  
 bezieht  jtd)  alfo  nur  auf  bie  einfacheren,  z«  Erhaltung  beS  3nbi=  
 nibuumS  n ötigen  unb  biefem  nur  im  erften  Anfänge ^ beS  felbfl»  
 fldnbigen  Sehens  nod>  abgebenben  Fettigkeiten;  alle  höheren,  auf  
 bie  ©attung  fidb  beziebenben,  burd)  EinbilbungSfraft  z«  bewerkflel»  
 ligenben  Sbatigfeiten  »erben  nicht  non  auf en  bet  mitgetbeilt,  fon»  
 betn  flammen  aus  bem  3mteren,  Unb  fo  ifl  eS  auch  beim  SJîen-  
 fdben:  er  kann  bas  ^>od)fle  nid)t  non  Anbeten  empfangen,  fonbern  
 eS  muß  ftd)  in  ibm  felbfl  entwickeln;  bie  fdjopfetifdje  
 bie  Erhebung  gut  Sbee,  bie  ©lutb  beS  ©emutbeS  in  Siebe  unb  
 2fnbad)t  »irb  nid)t  erlernt.  SBet  feiner Meinung  nach  einen  ©ipfel  
 ber  Vilbung  erreicht  bat,  glaubt  feinen  BogUng  nicht  bei  Sttoialem  
 aufbalten,  fonbern  alSbalb  zu  ftd?  herauf  tyb&t  zu  müffen;  feer  
 »efonnene,  ficb  felbfl-  dilate  beeilt  ftcb  weniger,  ben  jüngeren  ba«  
 SSeffe  z«  fugen,  fonbern  oeranlaßt  fte  n u r,  eS  felbfl  in  ftd)  zu  f'n;  
 ben,  unb  fprid)t  eS  nur  gegen  bie  auS,  welche  in  ftd)  bazu  gereift  
 flnb.  D)  S ie   Erziehung  ifl  alfo  ein F ib e rn   ber  ©elbflentwickelung  
 eines  SnbioibuumS  mit  Anerkennung  non  beffen  Anlage  unb  Rechte  
 ju  felbflflanbigem  ©afepn.  ©er  Erzief)enbe  fann  nicht  felbfl  fcbuf’  
 fen  »ollen,  beim  burd)  oetmeffenen  ©ünkel  wirb  baS  3Berk  bet  
 SRatur  nur  oerhunzt;  er  muß  oietmehr  im  ©inne  ber  ©attung  5U 
 SBerfe  geben,  welche  ihre Ärafte  mannicbfaltig  oerfheilt  unb  für  bte  
 Fnbioibualitaten  Achtung  forbert;  unb  fo  oerwaltet  er  ein  heiliges  
 ^riefleramt,  inbent  unter  feiner  Seitmtg  bie  menfd)lid)e  Statur  in  
 ifrer  oollen  Vebeutung  ftcb  entwickelt  unb  baS  Unenblid)e  als  ihren  
 alleinigen  ©runb  offenbart,  ©ein  Vejlreben  gebt  barauf  au s,  baß  
 biejenige Harmonie  ber  Ärafte,  welche  beren  SSegriffe  entfprecbenb  unb  
 naturgemäß  ifl,  erreicht  werbe;  baß  ©efunbbeit  erhalten,  körperliche  
 Äraft  entwickelt,  ©ewanbtbeit  unb  Fertigkeiten  erlangt  werben;  baß  
 feie  freie  Entwickelung  ber  ©emüthSkraft  burd)  Verhütung  nadbtf)ei=>  
 liger  Eütflüffe  unb  burdb  Herbeiführung  begünfligenber  Einwirkungen  
 gefdbirmt  werbe;  baß  ber  Egoismus  nicht  überwiegenb  werbe  ober  
 auSarte,  fonbern  als  VaftS  beS  SebenS  beroortrete,  unb  bem  ©ange  
 ber  9latur  gemäß  bei  höherer  Entwickelung  ber  allgemeinen 9lid)tung  
 ftd)  felbfl  unterorbne;  baß  enbltd)  ber  Unterricht  kein  Abrichten  fep,  
 fonbern  ©toff  zu  Qcifliger  ©elbjlentwickelung  barbiete  unb  eine  
 ©pmnaflif  beS  ©eifleS  werbe,  nicht  um  einen  geifligen  ©eiltdnzer  
 ZU  bitben,  fonbern  um  Uraft  unb  ©ewanbtbeit  zu  oerfchaffen. 
 §.  578.  SÜSenben  wir  uns  zu  ben  M i t t e l n   ber  Erziehung,  fo  
 erkennen  wir  a)  baß  bie  allgemeine  Vebingung  berfetben  thetlS  auf  
 ber  Hulf^bebürftigkeit  ber  ©egeugten  unb  ihrer  baburd)  bewirkten  
 Abhängigkeit  oon  ben  ßeugenben,  theilS  auf  bet  bureb  bie  gewahrte  
 Hülfe  geweiften  ©egenliebe  beruht,  ©iefe  ftnben  wir  fdjon  bei  
 R ieten   (§:.  5 1 5 ,  n ),  unb  eS  können  bie  Alten  gar  nicht  auf  ihre  
 Sungen  erztehenb  einwirken,  ohne  baß  biefe  in  ihrer  Dlahe  ft^  wohl  
 fühlen  unb  il)tem: Einfluffe  willig  ftd)  hiugeben.  3 «   einem  hohlen  
 ©inne  giebt  Siebe  unb  Vertrauen  ben  ©runbpfeiler  ber  menfdjlidben  
 Erziehung  a b ;  biefe ©efüble  zw  wecken,  baß  fte  zu  einer  bleibenben  
 ©eftnnung  anwachfen,  unb  babut^  baS  ©emüth  mit  ber  Fccubig*  
 feit  zu  erfüllen,  in  beren  belebenber  SSdrme  alle  Ärdfte  freiet  ftd)  
 entfalten,  ifl  bähet  bie  etjle  Aufgabe.  3m   ©anzen  genommen  ifl  
 aber  bie  Siebe  ber  Äinbet  kalter  als  bie-  ber  E ltern:  biefe  ifl  fd)ran*  
 fenloS,  auf  bte  Zukunft  gerichtet,  oon  H°ffrtunScn  befeelt,  jene  auf  
 Erfahrungen  in   ber  Vergangenheit  begrünbet;  bie  Siebe  ber  Eltern  
 ifl  uneigennühiger,  bloß  burd)  Ftcube  am,  5Bohlthun  belohnt,  bie  
 ber  $inbet  eine Verpflichtung  unb  mit  bem  ©ebanken  an empfangene  
 SSohlthaten  oerlnüpft.  3 «  ber  Seit  bet  tjetanreifenben  ©elbflflan»