ben Snfiinct hetvorgetufen. ÜBie bei bem Beugen als materieller
SSilbung ber Organismus burd) ben Stieb benimmt wirb, feinen
©harafter auf baS ©egeugtwerbenbe übergutragen atnb bie (SnttX)icfe=
lung bet eigenen Grafte in tiefem gu forbern, fo offenbart ftd) im
©rgiehen ein g leitet Stieb, aber in freimütiger gorrn unb auf ein
greithatigeS bezogen: was baS Beugenbe beftfst, will eS aud) bem
©egeugten mittheilen; bieS.ifi ihm SSeburfnifE, unb um feiner felbfi
willen ergebt eS, ba bie BeugungSlufi bei ihm je^t als gteube am
©rgiehen her»ortritt. 2Bie bei ben nieberen formen beS animalen
SebenS baS S£>xer ohne Sf)eilnaf)me ber SJlutter auSgebrütet wirb,
fo gebeizt eS aud) nad) feiner ©ntbüllung ohne beten pflege? höhet
fieigert e§ ftd>, wo eS bann nod) g e feh lt unb ernährt wirb; bei
ben hochfien S te te n aber, namentlich bei benen, wo bie Stimme,
baS vollfomntenfie SJlittel gegenfeitiger SSerfianbigung ( a ) , confiant
ijl, bei SBogeln unb S au g etieren tritt berSnfltnct gu votlfidnbigem
©rgiehen, b. h- gu'leiblicher pflege, fo wie jum pfpd^ifdtjen SSeleben
unb Unterrichten hervor. 3 n t Söienfchen, wo beS SebenS volle S3e=
beutung ftd) auffdjließf, gelangt baS bunfle ©efuhl ber ©rgiebungSlufi
gum Seibfibewußtfepn, unb baS, woguber Snjfinct genötigt hatte,
erfd)eint nun als SSernunftgebot. 3fber nie vertiert ber 3mjUnct
feine 9JIacht ganglid): vom Anfänge an ftnb Äinbet ergogen worben,
unb fte »erben eS immerfort unb überall, unb nod) ehe man bar*
über ftnnt, ob eS nothig fep, ober nicht (9ir. '441. II. S . 4).
©ben »eil bie Vernunft nid)t leblos unb unnatürlich, vielmehr ber
»af»e ©runb beS SebenS unb bie ftd) felbfi offenbar »erbenbe 91a*
tur ifi, Kimmen ihre ©ebote mit bem 3 njiincte unb ben organifdjen
SSerhaltniffen beS SeibeS überein. Oiefe Überfettung unb gegenfeitige
SSegiehung offenbart ftd) g. 35. beim S au g en : »dhrenb bie SDiutter
bie Pflicht erfennt, ihr Äinb gu ernähren, bilbet fte bewustlos unb
un»illführlidh gebeihliche Nahrung beffelben aus ben eigenen Saften,
unb inbem hier baS bunfle, organifd)e Sehen mit bem lichten Selbfi*
bewußtfepn im ©inflange fleht, »irb bie CDiutterbrufi geheiligt; ber
©ebanfe an ben geliebten Sdugling unb bet ÜBunfd), ihm wohl5
guthun, bewirft ©ongefiion tn ber 9Jltld)brüfe, vermehrte SSilbung
unb freie 2fuSfiromung ber SDiild); »ahtenb aber bie Söiutter, »ie
bis gut Selbfivergeffenheit in Siebe verfunfen, bem Äinbe bie SSrufi
reicht, verurfacht ihr biefe* burd) fein Saugen einen wollüfiigen
Äi&el unb bie angenehme ©mpftnbung ber ©ntfernung befd)Werlid)er
gölte; fo »ohlthuenb ifi aber baS ©efuhl beS ÜBohlthunS unb bie
SSemerfung feines ©rfolgS, baß burd) baS Saugen neben ber üflild)*
abfonberung auch bie Siebe gum Äinbe wdchfi, »ie benn 2lmmen
ihre Pfleglinge meift mehr lieben- als bie eigenen Ätnber. Oie
Sftutter »ill ferner ihren Sdugling fd)üfcen unb an ihrem eigenen
Seibe erwärmen; in bem bewußtlofen Bufianbe nad) bem ©ebdren
hat fte aber aus ©rmattung eine folche S tellung, baß baS Äinb
nicht von ihr gebrücft » irb , unb fo hat fte aud) »dhrenb beS
SdugenS einen fo leifen S chlaf, baß fte von feber 33erüf)tung beS
neben ihr liegenben ÄtnbeS unb von bem. geringfien Saute erwacht;
ba inbeß eine Abweichung vom naturgemäßen Bufianbe bie anbere
herbeiführt, fo hat bie P iutter bei ©rmübung burd) fd)»ere Arbeit
unb Stumpfheit beS fenftbeln SebenS einen fo feflen S chlaf, baß
fte ben Sdugling öfters erbrücft, wovon benn, wenn biefen Angaben
gu traue» ifi, ehemals in Sonbon 50 unb in gang Schweben 6 5 0
gälte jährlich vorgefommen fepn fallen (9ir. 458. II. S . 205).
§. 577. OaS unreife Seben geiebnet ftd) burd) Ciegfamfeit unb
überwiegenbe ©mpföngtiebfeit a u s , nimmt baher bie ©inbrüdfe leicht
auf, artet ftd) nach benfelben, gewohnt ftd) gern an eine befiimmte
Dichtung unb geigt auf biefe ÜBeife ©r g i e l ) b a r f e i t , welche felbfi
in bem herrfchenben 9iad)ahmungStriebe ftd) auSfpriäjt. S o fann
bie niebere jfraft burd) eine höhere emporgehoben, unb bie höhere
Äraft burd) eine niebere in ihrer ©ntwicfelung gehemmt unb herab-
gegogen werben, wie baS £f)ier burd) näheres SSeifammenfepn mit
bem CD?enfd)en an SSerfidnbigfeit gewinnt, unb ber 5Äenfd) unter
Shieren verwtlbert. Allein bie ©rgiehbarfeit hat ihre ©rangen, burd)
welche fte gegen bie ©ingtiffe ber SBitlfuhr ftd) ftetjert: eine höhere
£D?ad)t, welche ftd) im SSegriffe ber ©attung auSfprid)t, hat bem
©egeugten von Anfang an ben Äeim beS ©harafterS feiner ©attung
in eigentümlichen 5D?obiftcationen, unb fomit Snbivibualitat ge*
geben; biefe S3efiimmung ber fchaffenben üiatur ifi aber baS 2Be=
fentlidje in ber ©ntwicfelung. A) 3unge Shtere, bie man frü ^
geitig non ben 3llten getrennt h at, fommen als 2£utobibaften eben fo
Weit, als wenn fte von ihnen angeleitet worben waren. 3Bie unenbltch
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