göttlichen Gestalten, die in des Nordlichts Glanze am polaren
Himmel tanzen. Auf den Himmel wird die Aufmerksamkeit
auch bald durch praktische Rücksichten gefesselt. Dem Bechuanen
in seinem dürren Lande ist Plu (Regen) der Ausdruck alles
Guten (wie umbrisch fons in Faunus von faveo) und aller Herrlichkeit,
denn von ihm hängt die allgemeine Wohlfahrt ab, und
wenn man sich bei den tückischen Angriffen des Krankheit
sendenden Feindes, — wenn Mars, die Streitrosse geisselnd, pestsendend
umherrast (nach dem Gebetliede der Fratres Arvales), —
an den Medicinmann wandte, der allein gegen diesen unsichtbaren
Dämon Hülfe zu leisten vermag, so concentriren sich bei drohender
Missernte alle Hoffnungen in den Regenmachern, die mit
Glück und Geschick leicht das volle Vertrauen des Volkes zu
gewinnen verstehen, wenn sie wie Wakadahhahee (s. Catlin) die
Wolken mit ihrem Pfeile zu entleeren vermögen, also den
Dämon der Dürre, wie Vritra mit dem Donnerkeil, erschlagen.
Ist in derartiger Weise die; Atmosphäre mit Götterwesen bevölkert,
so werden den aus der Luft herabkommenden Vögeln
die, von Formosa und Borneo bis Rom und Araucanien benutzten,
Auspicien entnommen werden, wie man auch aus Begegnungen
der Landthiere Omen vielerlei Art zu lernen vermag, bald wieder
den Alligator in Luzon, die Löwen in Indien als Oheim begrüsst,
bald den Wehrwolf flieht oder den Tiger in Bengalen, die Hyänen
in Abyssinien. L’appetit vient en mangeant, und der im Lernen
wissbegierigere Geist wird sich jetzt über mancherlei Processe
Rechenschaft zu geben suchen, die ihn früher kalt liessen. Das
erwärmende Feuer verdient heissen Dank, wie es aufsprüht aus
dem Holze, seiner Mutter, wie es knattert, züngelt, umhergreift.
Hier ist Bewegung und Leben, eine Wesenheit, keine menschliche
zwar, weil unsichtbar, aber eine, obwohl göttliche, doch wahrscheinlich
in menschlicher Form gedachte, um sie den übrigen
bereits geschaffenen anzureihen. Auch der Fluss, der dem Berg
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bewohner aus gebeimnissvoller Quelle hervorbricht, der in der
Ebene scheinbar selbst bewegt dahinströmt, bekundet sein Leben
oder das seines Flussgottes, und ebenso der Wind, der ohne ein
Warum dahinfährt, ohne dass man weiss, woher oder wohin.
Bald bewohnt die Dryade den Baum, blüht die Eiche durch die
Querquetulanae Virae, bald wird vor Allem zur Ceres oder
Tellus Mater gebetet, zur Centeotl, zur Roggenmuhme oder (in
Wasserleben) zum Kornwif, zur Phibi Yau der Karen (die den
allen Dingen innewohnenden Kela auch für den Reis herbeirufen),
als Spenderin der Fruchtbarkeit der Felder, und dann zur
ephesischen Diana, zum Lingam, zur Yoni, zum Phallus und
jenen anderen Symbolen, die von Aegypten bis Japan die Fruchtbarkeit
der Nachkommenschaft verbürgen. Wie sich in diesen
Conceptionen des Naturmenschen die Unterschiede zwischen
Göttern und Teufeln, zwischen guten und bösen Gottheiten neben
indifferenten Dämonen gliedern mögen, liegt auf der Hand, und
eben so erklärlich ist es, dass vor Allem die schwarzen Ausgeburten
der Unterwelt von den Opfern das beste Theil erhalten
werden, da sie vor Allem Sorgen bereiten und gesühnt werden
müssen. Alle solche Operationen liegen ohnedem in der Hand
des Schamanen, der allein die Künste kennt, die etwaige Geneigtheit
wohlwollender Geister in seinem Kampfe mit dem
Bösen auszunutzen, während dem Laien nur diese furchtbar,
da sie angreifen, jene dagegen, mit denen er nicht zu com-
municiren versteht, indifferent sind. Auch die Schamanen selbst
indessen fassen die gute Natur ihrer Hülfsgeister nur in dem
Lichte eines persönlichen Wohlwollens auf, denn im Grunde sind
sie eben so rachsüchtig und jähzornig, wie die durch sie aus dem
Patienten vertriebenen Plagegeister (wie dieser bald zu seinem
Schaden erfahren würde, wenn er mit der Zahlung des Honorars
oder dem Kauf der empfohlenen rte^lama zögern sollte). In
diesen Vorstellungen begreift sich die Weltanschauung für die