hunderts a.d. zusammenzustellen,*) so würde ih r E in t r it t in Indien gerade in
diejenige Z e it fallen, in der die buddhistische Königs-Dynastie Magadhas
und der Nebenländer F le is ch und B lu t, überhaupt geschichtliche Realität,
zu gewinnen beginnen, in den kurz der Geburt des Religionsstifters
vorangehenden Generationen. D ie K sh a try a sind überhaupt von vornherein
(auch schon ehe das übervolle Maass ihrer Sünden ihren Untergang
herbeiführte) bei den Brahmanen misstrauisch angesehen (obwohl sich
diese gezwungen sahen sie in ihre Kastenordnung aufzunehmen, w ie
später die zu ihrem Ersätze geschaffenen Ra jp u ten); ihre volle Anerkennung
erhalten sie nur bei den Buddhisten, wo der Königssohn selbst die
P rie s te r vertritt, und bei den Jainas geht der Hass andererseits wieder
so weit, dass der zu r Geburt reife H e ilig e aus dem verächtlichen L e ib e
der Brahmanen nachträglich noch entfernt w ird , um im Hause eines
edelgeborenen K sh a trya das L ic h t der W e lt zu erblicken. D ie Macht
der K h a t t io i w a rd durch die Macedonier gebrochen, die brahmanischen
Legenden werfen aber ihren Sturz m it dem des B a n A s s u r (der P e r-
sonification der einst tyrannisirenden A s sy re r) zusammen und übertragen
sie K rish n a (dem indisch-grotesken A b b ild e des Ale xan d e r M.),
während eigentlich schon nach der Wamanawataram derselbe Vishnu
(als Triwikram a s oder Tripadas) den von H ira n y a (Iran oder A r iy a )
stammenden B a li (Vater des B a n Assur) bezwungen und in der darauf
folgenden Herabkunft als Param-Rama sämmtliche K sh a trya mit Stumpf
und S tie l dreimal nach einander ausgerottet hatte mittelst des von den
Brahmanen, die sich später die Rajputen aus dem Feuer schufen, herbeigezogenen
Hü lfsvolk s des Kasyapa. Würden, der H e ilig k e it des K asius
oder Graukasos angeschlossen, die K a sd im oder (bei H a id e r Rezi) Kassae
(Kazae im K ip tch a a k ) als Skythen, oder (im H in b lic k auf Kassiopeia,
G-attin des die Kephener oder späteren Perser beherrschenden Königs)
als P arther (skythische F lü ch tlin g e be i Just) aufzufassen sein (und
dann zunächst den bei den Orientalen schon in frühester Z e it auftretenden
Khasaren unter den in der Generalisation der Kasaken einbegriffenen
Völkerschaften entsprechen), so könnte derselbe Name aus früheren W a n derungen
her schon im U r K a sd im figuriren oder in den zwischen Pe-
lusiums (der Philis te rs tad t bei Lepsius) Nilmündung und P a lä s tin a die
Kass io tis bewohnenden Kasluchim, von denen die P h ilis te r (0vharsi/n LXX)
oder (nach H itzig ) Pelasger (die A im a k oder P h u la i der A skan ie r oder
Saken) auszogen.
Wenn die Oscillationen zwischen Brahmanismus und Buddhismus
w ie in Indien auch in Eg yp ten bemerk lieh sind, so hat das nichts mit
speciellen Religionsformen zu thun, sondern führt sich zurück auf den
*) Nach den Chinesen g re n z t das Lan d d e r K o -li-h an an das d e r K ie -li-k l-se (Deguignes)
o d e r (b . Ganbil) K ien -K o en (K i-K o u ). Die Ko-lu sind m it d en Tufan v e rb u n d en e Nomadenstämme.
alten Wide rs tre it zwischen Polytheismus und Monotheismus, der nach den
orientalischen Traditionen seit E noch’s Z e it das ganze Alte rthum spaltet.
W ie A^oka in Indien und später Huientsang’s befreundeter F ü rs t die Reihe
der Brahmanen-Culte in In dien durchbricht, so schreibt Ch nu f zwischen
den bunten Götzentempeln des N i l sein ewiges B u ch von der N ic h tig k e it
und Vergän g lich ke it des Irdischen, so erheben sich am N il die stummen
Steinkolosse der P yramiden, wie in den von den Vedas gefeierten Län d e rn
die gigantischen Topen, die Prototypen der Pagoden. E s ist nicht das
W o r t eines einzelnen Propheten, das durch so viele Jahrtausende hindurch
unverändert bewahrt worden wäre, es ist das Erb g u t, das in der orientalischen
Reihe der Propheten oder in den immer neu verjüngten
Buddhen sich fortpflanzt und unverändert erhält, w e il es immer wieder
aus gleichen und nothwendig gegebenen Verhältnissen hervorwächst, also
immer wieder sich in gleichen und nur nach localen Besonderheiten
modificirten Charakteren zeigen muss. A u f den n ur den Himmel mit der
Erde bietenden Ebenen, in dem unstäten L e b e n der Wan d e rvö lke r is t eine
ceremoniell verwickelter Cultus der Tempelmysterien eine Unmöglichkeit,
wenn sich ein solcher auch eine Z e itlan g in den R iten einer tragbaren
Stiftshütte erhalten mag. Im sesshaften Le b e n der Städte dagegen, wo
der Neigungen und Ansichten viele werden, wo die Bedürfnisse in jedem
Zweige des menschlichen Lebens sich mehren, ihre Befriedigu n g heischen
und erhalten, und je mehr sie sich gereizt finden, um so mehr fordern,
in ihm werden auch die Anfragen nach der W e lt des Jenseits (das V erlangen
nach a lle rle i und den mannigfaltigsten Hü lfe n in dem vielfach bewegten
Tagesleben) häufiger werden, und zugleich immer eine rasche und
prompte Beantwortung verlangen. M a n hat nicht mehr die Zeit, sich
mystisch in das Sein der Gottheit zu versenken, sich in grossartiger W e lt anschauung
mit der Na tu r in Harmonie zu stellen, wie es der zum all-
umwölbenden Himmel aufschauende Nomade vermag. D e r v ie l beschäftigte
Städter kann nur seiner übrigen A rb e it abgeknauserte Stunden, kurze
Minuten dem Jenseits zuwenden, er verspart gern alle seine Abrechnung
mit demselben auf einen T ag der Woche allein, und verlangt zugleich von
den D ien ern des Ueberirdischen, dass sie ih n möglichst rasch und mit
möglichst geringer Belästigung abfinden. Darau s entwickelt s ich H a n n
die ganze Masse magischer Ceremonien in den Tempelculten, indem
das nur in langer und angreifender M e d ita tio n zu erlangende B a n d der
Ein ig u n g für jeden einzelnen F a ll , je nachdem Bedürfniss fü r denselben
eintritt, neu zu knüpfen ist, damit die bangen Mahnungen des Ge-
müthes ihre Beruhigung finden, die zwar n ur in der einsamen S tille des
Steppenbewohners mit voller und überwältigender M acht reden, aber
sich auch unter dem wildbewegtesten Geschäftstaumel doch immer Hann
und wann dem Ohre des dadurch ’Aufgeschreckten bemerklich machen.
Diese monotheistische Seite der G-ottheitauffassung, die sich in Ostasien
in der uralten Religionsform des (aus der menschlich-natürlichen W u rz e l