hin (weil am nächsten liegend) in menschlicher Form erscheinenden
Dämon zu erkennen, der auf den Bäumen der Malaria-
Wälder lauert. Diese halbmenschliche, aber doch nicht körperlich
menschliche Wesenheit quadrirt nun auf das Trefflichste mit
den Vorstellungen von der abgeschiedenen Seele, die den todten
Körper (wie früher so häufig den schlafenden in den Träumen,
als Leipya) verlassen zu haben scheint, und auch bei dem Vermodern
desselben doch irgendwo*) übrig bleiben muss, weil früher
vorhanden. Solch umherschweifender Gespenster (der Laren als
Divi Manes oder Lemures und larvae nocturnae) giebt es bei dem
ununterbrochen fortdauernden Sterben nun aber eine grosse Zahl,
und wie man den feindlichen unter denselben jeden bösen Unfall
zur Last legt, so wird man umgekehrt die befreundeten Verwandten
als Schutzgeister betrachten, sie auch im Leben nahe
wähnen, und von ihnen dann im Besondern gegen jene unsichtbaren
Gegner Hülfe**) hoffen, die sie am besten auf ihrem
eigenen Terrain zu bekämpfen vermögen. So entwickelt sich
jener vielgestaltige Heroendienst der Inkosi und Chao, jener
Ahnencultus, der den Schamanen bei ihren Beschwörungen, den
*) Das Gefühl, irgendwo zu sein, verlässt die Seele nie; wenn wir nns den
Raum denken, so denken wir nns nicht ansser demselben, sondern in demselben
(s. Baumann). Ans der Continuatio existentiae oder der Dauer des Ich’s floss
nicht die Idee der Zeit, sondern vielmehr die der Ewigkeit, als die natürliche.
r So lange wir sind, so lange das Ich die Vorstellungen (diese im weitesten Sinne
verstanden, so dass Gefühle und Begehrungen mit darunter begriffen sind, die
nach einander in ihm auftreten) mit sich verknüpft und auf sich bezieht, so lange
ist uns von da aus die Vorstellung der Ewigkeit näher, als die der Zeit,“ und in
der That ist den Naturvölkern nicht nu r die Vernichtung, sondern schon die Idee
des Sterbens undenkbar, so dass jeder Todesfall aussergewöhnlichen Ursachen zugeschrieben
werden muss. Indem der menschliche Geist mit dem menschlichen
Körper nicht vernichtet werden kann, bleibt etwas von ihm übrig, was ewig ist
(nach Spinoza).
**) Unsere Todten sind uns gewiss näher und gegenwärtiger, als wir meinen
ist die Meinung J. H. Fichte’s, und den Amakosa-Kaffern sind sie so nahe, dass
sie selbst in die Schlachtreihen eintreten, wie bei den Lokrern.
Chinesen zur Befestigung der Kindespflicht dient, und der, mit
den Anschauungen der Metampsychose verknüpft, bei Fanti und
Hellenen, bei Australiern und Malayen den Vorfahren im Enkel
wieder erscheinen lässt. Ist aber einmal der Begriff des unkörperlichen
Dämon*) gewonnen, so wird der Wilde auch ohne
das Zwischenglied der entkörperten Seele mit demselben operiren
können. Sieht das Auge im Halbdunkel jene Ungethüme, die
die Eucalyptus-Wälder durchschleichen, säuselt es schreckhaft in
den Wipfeln, streicht es geisterhaft über die Prairien, so verlangt
dieses Tad nicht erst eine umständliche Speculation über den Verstorbenen,
als dessen Larva es in diese Oeden gebannt sein möchte,
die Reflexion ist bereits mit dämonischen **) Existenzen vertraut
mit den Wandelgöttern der Fetische quotquot sunt (wie der
des einst durch zugestutzten Stock repräsentirten Vertumnus),
und creirt sie nach Bedürfniss, besonders unter dem Eindruck des
Furchtbar-Erhabenen, wenn das Echo von den Felswandungen
wiederhallt, wenn die Lawinen von den Schneegipfeln stürzen,
wenn die Meeresfluth sich zum Festlande heranwälzt. Dann
richtet sich auch zum Himmel der Blick, dann wird der Blitz
aus Götterhänden geschleudert, die Sonne, der Mond von Götterrossen
geführt, dann spielen in Morgen- und Abendröthe die
*) Die Seelen bilden nicht nur eine bestimmte Gestalt und Fig u r, sondern
zeigen auch eine luftähnliche Farbe (nach Tertullian). Fechner lässt den Mensch
auch nach dem Tode auf der Erde weilen, aber in anderer Weise als vorher.
Cyriacns nahm die sphärische Form als die vollkommenste an für den Auferstehungsleib
(X. Jahrhd't. p. d ). Die buddhistischen Engel der Asanchi-Phrohm
(Asanchi-sata-Phrom) nehmen in dem ihnen zugewiesenen Himmel eine hohl gerundete
Form an.
**) Ueber der menschlichen Wesenheit schwebt ihr Fe rn e r, der Kvan, der
auf dem Scheitol wohnt. Bei den Siamesen war das Ohr dem Gedächtniss, das
Kinn dem Mitleid, die Finger der Minerva, wie die Stirn bei den Römern dem
Genius geweiht, und auch der Yorubenser opfert seiner S tirn , sie verehrend.
Nicht der Knochen nnd nicht der Nerv empfindet, sondern die demselben einwohnenden
Geister (Marcus). Nach Berkeley ist jede Idee ein von Gott geredetes
Wort.