Im Hirnstamm, in dem die im Rückgrat bereits vereinigten
Nerven unter vielfachen Durchkreuzungen mit den Strängen der
Sinnesorgane Zusammentreffen, concentrirt sich das Allgemeingefühl
(neben der Vitalempfindung des Körpers), das dann in weiter
angeregter Geistesthätigkeit die Windungen der Gewölbtheile
durchzieht. Wir wissen, dass beim Sehen die Linse bricht, das
Trommelfell beim Hören bebt, und dies ist die Grenze der physikalischen
Wirksamkeit, jenseits welcher die Nervenfunction in
Kraft tritt. Wir wissen, dass diese Nerven in Drüsenorganen
Secretion, im Muskelgewebe zuckende Bewegung hervorrufen,
wir bezeichnen dagegen ihre in weisser und grauer Hirnsubstanz
nicht weiter veranschaulichbare Thätigkeit als Denken. Die
Secretion ist mit chemischer Zersetzung verbunden, die Bewegung
von elektrischen, Strömen begleitet, das Denken erfüllt sich in
Kräften*), für die in der raum-zeitlichen Welt keine Analogien
geboten sind. Auf dem Resonanzboden der Gefühle **) bilden sich
anregende Reize der Wahrnehmungen und Vorstellungen, die
je nach ihrer Stärke in Begehrungen übergehen, oder latent bleiben
im Hervorrufen von Verstandesbegriffen.
Der Buddhismus lehrt die Identität des Denken und Sein,
wie in der Psychologie desselben im Einzelnen ausgeführt wird
und diese begnügt sich nicht damit, das in der Logik innerlich
*) Wenn wir eine Kraft, wie klein auch immer, bis zu ihrem Ursprung verfolgt
haben in unserem eigenen Willen, während wir keine Kenntniss irgend einer
anderen primären Ursache der Kraft haben, so scheint es kein unabweisbarer
Schloss zu sein, dass alle Kraft Willenskraft sein mag (Wallace). Kant nennt
denjenigen frei, in dem die Gebote des sittlichen Vernunftwesens die Sinnenreize
bewältigen.
**) Indem die Leidenschaften auf die Körperorgane zurückwirken, der Zorn
auf die Brust und den Blutumlauf, die Furcht auf den Unterleib U. s. w., so
wollte man ihren Sitz in denselben suchen, während hier umgekehrt der Fall ein-
tritt, dass eine besonders starke Aufregung des Psychischen sich bis auf Nerven-
organe bemerkbar macht, die unter gewöhnlichen Verhältnissen seinem Einflüsse
entzogen sind.
Gewordene als äusserlich fertiges Dasein zu betrachten, denn
jenseits des Denken steht das Reale, als Res externa, die als
res cogitans durch die Willenskräfte des Verklärten in die natura
naturata zurückkehrt.
Die Gesetzlichkeiten der Organismen, die der Mensch in der
Natur vor sich sieht, deuten auf einen einheitlichen Zusammenhang,
in den er selbst eingeschlossen ist, ohne dass sich indess
die Localisirung temporeller Gliederung bei einer Raum und
Zeit aufhebenden Abstraction festhalten Hesse. Der Mensch mag
von den geistigen Thatsachen, wie sie ihm klar vor Augen
stehen, den Ausgang nehmen, um ihre Analogien in die Thierreiche
hinab zu verfolgen, aber es bleibt nicht rathsam, Ausdrücke
wie Willen (die Bestimmung zur That) oder Unbewusstsein
(im Accord bewusster Gedanken) auf Vorgänge in vegetativen
Processen zu übertragen, da sie im Menschen selbst neben
solchen bestehen und ihnen gegenüber ihre specifische Werthbezeichnung
verlangen.
Die philosophische Discussion, ob die Aussen weit real oder
ideell, objectiv oder subjectiv sei, ist an sich ein bedeutungsloser
Wörtstreit*). Man hat die Beziehungsweise der Aussenwelt zum
Subjectiven als Reales bezeichnet (man hätte ihm jeden ändern
Namen geben, oder es auch ideell auffassen können), und jetzt
ist diese gleiche Relation zwischen Aussen und Innen beizubehalten,
wenn nicht durch Spielen mit den Ausdrücken Alles
verwirrt werden soll. Die Versuche, gewisse Processe des Subjectiven
auch im Objectiven wiederzufinden, dürfen nie (die Welt
der Vorstellungen und der Stofibewegung in einander mengend) bis
zur Verwechslung beider gehen, obwohl man im Hinblick auf
das Absolute für Reales und Ideelles den gemeinsamen Urgrund
*) Ueber die Universalia in re (der Nominales) oder die Universalia ante
rem (der Beales).