freien Willen des Himmels bedeutend, unter dem der Mensch
auf Erden aufkommt. Tschingiskhan wurde geboren (unter den
Mongolen) nach der Bestimmung (Dsayaga) des Himmels oder
ein Hagelhorn, das ans dem Himmel herab in den Mund einer Fürstin fiel. Ein
Chan aus dem Hause der Chunnen opferte dem Himmel zwei seiner Töchter, da
die Menschen nicht werth seien, solche Schönheiten zn besitzen. Ein zu den
Prinzessinnen geschickter Wolf wurde der Stammvater der Choiche oder Uiguren.
Die Tnngusen nennen den Schamanen Saman. Bei den Samojeden heisst sämal-
jam ■ „ich zaubere“ , wie sombernang und sumbang bei den Ostiäk-Samojeden.
Die Benennung Kam bei den tartarischen (türkischen) Stämmen Sibiriens findet
sich schon in der chinesischen Geschichte des Kaiserhauses Tang (618 906 p. d,),
als kirgisisches (den alten ächten Kirgisen am oberen Jenisey angehöriges) Wort
für Zauberer. Das chinesische Schriftzeichen wird in der gegenwärtigen Umgangssprache
(dem Nord-Chinesischen) Kan, in den Dialekten Süd-Chinas aber Kam
und Kom geschrieben. Sie nennen ihre Zauberer Kän (Kam). Das türkische
Wort bugu oder bögi entspricht dem bügä (bögü, böö oder bügätschi) der Mongolen.
Die Tibeter nennen den Schamanen Cha-pa (Cha, Gott oder göttlich) oder
Cha-rten-pa, die Chinesen wu-jiii (Zaubermensch) oder Ischu-schin-jiii (geisterbeschwörender
Mensch). Das Süd-Chinesische gilt für älter als das nördliche
Sramana kommt von der sanskritischen Wurzel sram (sam im P a li), die ermüdet
sein oder Büssungen thun bedeutet. Die Chinesen schreiben Samana, als Scha-
mun oder Schi-mun. Nach dem Oroschok Saisan der Tartaren am Telezker-See
ist der Jälbägän mit sieben Köpfen der Mächtigste der bösen Dämone, die oben
im Himmel hausen. Er hat schon oft den Mond (bei Finsternissen) verzehrt,
aber Uelgön zwingt ihn jedesmal, denselben wieder von sich zu geben. Auch
greift er die Sterne an und beisst Stückchen ab, die (in den Sternschnuppen) zur
Erde ausgespieen werden (Radloff). Bei der üeberfahrt über den Telezker See
verneigen sich die tartarischen Fuhrleute nach Süden, indem sie (unter Murmeln)
eine Handvoll Wasser in die Luft spritzen, um den Segen des Vaters der Berge
(Altyn Tau oder 'Goldberg) zur Üeberfahrt zu erbitten (Radloff). Nach den Ost-
jäken lebten in- den nördlichen Tundra von Obdorsk Leute mit einem Auge, die
auf Bären ritten (Kuschelewsky). Die Schwarzwald-Tartaren (Jysh-Kischi oder
Schwarzwald-Menschen) oder Tnba-Kishi {Tuba-Leute) am Telezker See siDd
Finnen (s. Helmersen). Die Koibalen sind (nach Caströn) Finnen. Die Teleuten
Sind Türken (s. Klaproth). Die Tomsker-Tartaren nennen sich Telenget. Die
Urancbaitze (deren Nachkommen noch dasselbe Privilegium geniessen) glauben,
dass der Donner ihnen keinen Schaden bringen kann, und schreien selbst beim
Gewitter, nm den Drachen zum Schreien zu bringen. Nach Annahme des Buddhismus
wurden die indischen Schlangen von den Mongolen als Lu bezeichnet
(s. Bansarow). Die Mongolen beteten die Erde, als die Gottheit Aetugen an.
Nach den Chinesen opferten die Chunnen und Tugiu der Erde. Nach Carpinus
beschworen die Wahrsager der Mongolen den Teufel und behaupteten, dass die
Chormusda. Zuweilen wird auch gesagt, dass er auf Befehl
(Dsarlik oder Willenskundgebung) des Chormusda erschien (s. B ansarow).
Die Mongolen brachten dem Feuer*) tägliche Opfer,
Gottheit (Itoga genannt) mit ihnen gesprochen habe (die Chamom' oder der grosse
Chan bei den Rumänen heisst). Itugän, Aetugän oder Aetuga ist die Gottheit der
Erde bei den Mongolen und heisst Cham oder Kam (Chamane oder Schamane)
bei den Rumänen (Bansarow), Die Tartaren (in Sibirien) beten nicht zum guten
Gott, der im unzugänglichen Himmel lebt, sondern zum Teufel, der auf Erden
den Menschen näher ist und Schaden thun kann (Gmelin). Den Schamanen bezeichnen
die Mongolen als Bugä, die Schamanin als Udagan oder Idogan, als die
Erde (Bansarow). Obwohl das Volk der Mongolen Heiden sind, beugt sich der
Fürst vor dem allmächtigen Gott, der Iroga heisst (Mandeville).
*) Die Handschrift über die Opferbringung des Feuergottes giebt die
buddhistischen Ceremonien der Mongolen. In der Handschrift über das Gebet
zum Feuer findet sich eine Scheidung der alten und neuen Ceremonien (bei der
dem Feuer durch das Brautpaar dargebrachten Verehrung). Ahriman war bei
den türkischen Stämmen als Schaitan bekannt, als das Epithet der Gottheit des
Bösen im Zendavesta, wo er Schetan (der Betrüger oder der Falsche) heisst.
Die mohamedanischen Tartaren geben den Namen Schätan dem Teufel, die heidnischen
den bösen Geistern, Unter den Mongolen ist der böse Geist bekannt
als Erlik-Chan oder de r Gott des Todes. Tengeri bedeutet bei den Mongolen
den Himmel und alle Götter, besonders als Gattungsname derjenigen Götter,
in denen sich die himmlischen Eigenschaften der menschlichen Seele verkörperten.
Im Gebete wird Glück gebeten (bei den Mongolen) von Dsayagatschi-Tänggri,
der die Augen des Feindes aussticht und sein Rückgrat zerbricht, der seine
Hände in Milch und die Schlinge in eine Heerde wirft. Seine Darstellung findet
sich, wie die des Aemaegeldji, in jeder Hütte und erhält tägliche Opfer. Bei
den Mongolen "bringt das Brautpaar am Tage der Hochzeit Opfer vor dem
F'euer (s. Bansarow). Um das Feuer rein zu halten, galt es bei den Mongolen
für Sünde, Dinge in’s Feuer zu werfen, die einen schlechten Geruch verbreiten
oder den Glanz verändern. Das Wasser darf deshalb nicht auf das Feuer gegossen
werden, aber zum Opfer dienen Gegenstände, die die Helle erhöhen, als Wein,
Oel n. s. w. Es war verboten, es zu überschreiten, mit einer scharfen Waffe
hinein zu werfen u. s. w. Nach Carpinus war es bei den Mongolen Sünde, in
der Nähe des Feuers etwas mit dem Beil zu bauen, mit einem Messer Fleisch
aus dem Kessel zu heben, worunter noch Feuer brannte u. s. w. Viele äussere
Krankheiten, und besonders Feuerschäden, gelten als Folge des Zornes der Ut
(bei den Mongolen). Zur Feuer-Reinigung wurden die zu reinigenden Thiere
oder Gegenstände zwischen zwei Feuern hindurchgeführt oder getragen (bei den
Mongolen). Zuweilen hielt man die Dinge über einen Holzstoss oder beräucherte
sie. Nach einem Todesfall wurde die Hütte mit Feuer gereinigt und die darin
befindlichen Gegenstände wurden durch zwei Scheiterhaufen hindurchgeführt.