LXXX
I
H
■I f I I ML
bald (wenn von Krankheiten gefasst) in wilden Entzöndungs-
fiebera sich selbst zu Grunde richten sehen.
Eine in irdische Existenz eingetretene Species ist der Variationen
nur bis in eine bestimmte Spiel weite fähig, da mit
Ueberschreitung dieser Grenze, wie die Harmonie auch das Dasein
zerstört wird. Wie sich indess nach dem buddhistischen System
die Seele ihren neuen Körper, sei es im Götter-, sei es im
Menschen-, sei es im Thier- oder Preta-Reiche bildet, so könnte
die jener innewohnende Selbstbildungskraft*) in dem neu for-
mirten Körper die durch Uebung erworbene und potentiell vorhandene
Eigenschaft real zur Durchbildung bringen und in
der Wiedergeburt als ein neuer Typus erscheinen. Die Manni-
faltigkeit der Modificationen beruht dann aber auf unendlicher
Fülle der Gesetze und würde durch Zurückführung auf eine
einzelne Reihe sich jämmerlich antbropomorphisch verstümmelt
zeigen. — Den Buddhisten scheint die durch ihre alle dreiWeltreiche
verknüpfende Seelenwanderung gegebene Stufenleiter,**)
die nach den Palästen der verschiedenen Himmel***), nach den
vielfachen Kammern der Höllen, nach den thierischen f) Charak*)
Der Aufer6tehnngskörper bildet sich (nach Origines) durch die der Seele
verbleibende Keimkraft (koyos onéoficnos).
**) Fromme Frauen leben als MäDner wieder auf. A la fin du XI siècle Dieu
avait changé de sexe et la Vierge était devenue le véritable Dieu du monde (in
Robert d’Abrissel’s Kloster zu Fontévrault. '
***) Les Habitans de Venus ressemblent aux Mores Grenadins, un petit peuple
noir, brûlé du Soleil, plein d’esprit et de feu, toujours amoureux, faisant des versi
aimant la Musique, inventant tous les jours des Fêtes, des Danses et des Tournois
(s. de Fontenelle). Les gens (dans Saturne) ne sçavent ce que c’est que
de rire et prennent toujours un jour pour répondre à la moindre question qu’on
leur fait. Nach Antoinette Bourignan dienen die Sterne zur Läuterung der Seelen.
f ) On peut soutenir, que toutes les bêtes deviendront un jour animaux raisonnables.
Leurs âmes passeront peut-être aux rangs des intelligences (Helwing).
Aussitôt qu’une bête passe après la mort dans un corps neuf, elle entre dans une
nouvelles connexion et situation dans ce monde. Bruno findet im Nachklang des
früheren die Hindeutnng auf den künftigen Stand, wenn Menschengeschlechter an
thierische erinnern. In seinem systematischen Denken sah sich Lessing zurück-
■BDBBanaaaBBBi
teren variirt, nothwendig, der moralischen Verantwortlichkeit
wegen, die der Seele stets die ihrem Wesenswerthe entsprechende*)
Formerscheinung anbilden müsse. Die Lehre von der
Seelenwanderung **) bildet deshalb einen integrirenden Theil im
geleitet zu dem System der Uranfänge philosophischer Speculation, wie sie in der
Lehre von der Praeexistenz der Seele und von der Metempsychose begegnen
(Stahr). Nach Leibnitz unterscheidet sich die menschliche Unsterblichkeit von der
thierischen, die gleichfalls eine individuelle ist, dadurch, dass sie ausserdem eine
persönlich moralische. Bei den Eweern kehren die Guten sogleich in Menschenkörper
zurück, während die Bösen in der Luft oder in Wanderungen durch Thierkörper
vorher gereinigt werden. Beseelte Wesen haben drei Zustände des Daseins,
den Zustand des Anfangs .(abred) in der grossen Tiefe (annwn), den Zustand
der Freiheit (rhyddyd) in der Menschheit und den Zustand der Liebe (eariad),
das ist die Glückseligkeit (gwynfyd) in dem Himmel (ne.fj nach den Trioedd
Barddas oder Tryaden des Bardismus (s. Walter).
*) Irenäus hält die heidnische Vorstellung von der Seelenwanderung für
thÖricht, weil zu jeder menschlichen Seele auch nur Ein menschlicher Leib
gehöre. Anima in utero seminata pariter cum came, pariter cum ipsa sor-
titur et sexum, ita pariter n t in causa sexus neutra substantia teneatur
(Tertuil.). How is it possible, that those who have not cleared away the evil
disposition from their soul thould attain the most excellent heaven and live eternally
with God the Creator, and of those who are to remain in hell for ever,
many have made merit and done much good, shall that be altogether lost? fragt
der Buddhist (s. Alabaster). Octo pöndera de quibus factus est Adam: Pondus
limi, inde factus est caro, pondus ignis, inde rubens est sanguis et calidus, pon-
dus salis, inde sunt salsae lacrymae, pondus roris, unde factus est sudor; pondus
nubis, inde varietas est mentium (Rit. Eccl. Dunelm.). Neque enim quaere in-
telligere ut credam, sed credo ut intelligam (Aus ). Non enim intelligendum prius
est, quam ut postmodum credas, sed prius credendum u t postmodum intelligas
(Guitm.).
**) Warum könnte jeder einzelne Mensch auch nicht mehr als einmal auf
dieser Welt vorhanden gewesen sein? fragt Lessing, gegen die vermeintliche
„Lächerlichkeit“ dieser „ältesten Hypothese“ Verwahrung einlegend, und ebenso
trug sich Lichtenberg mit dem Gedanken, gestorben zu sein, ehe er geboren war.
Das Wissen davon, wie es Pythagras sich zuschreibt, erwacht erst im Buddha,
wenn er auf der Schwelle des Nirwana die Reihe seiner Vorexistenzen durchschaut,
und Reynaud zieht aus der Vergesslichkeit der Menschenseele den Schluss,
dass sie sich noch auf einer niederen Stufe ihrer Entwicklung befinde. Um die
absolute Form zu gewinnen, muss sich der Geist in Allem versuchen (nach
Schelling).
B a s tia n , lteise VI. F