mittlere 3000 Meilen weit blickt. In einer oberen E tag e , zu
welcher die Treppe von den mit Geräthen gefüllten Zimmern der
Priester aufführte, stand in gefaltetem Gewände die Figur Chao
foh’s , und davor sass unter einer Wölbung die Figur Shekia-
mnni’s. Der Buddha Chao foh begleitet den Kaiser in seinen
Bewegungen und vermag in allen vier Continenten Erlösung zu
spenden, während Kwanyin z. B. nur in dieser Welt hier Rettung
bringt. Zwei aus Todtenschädeln gefertigte Gemälde, die an
der Wand hingen, stellten in den Leicheneeremonien der Tibeter
das Darbringen von Opfergaben dar, die auf dem einen von
Thieren umgeben waren, während auf dem ändern Skelette
eine Knochenpagode umtanzten. Auf der Terrasse des letzten
Tempels führte ein Eingang zu der Halle, die das schwarze Bild
Chi-san-tien-mo’s (der glückbringenden Himmelsmutter) enthielt,
in den Wandlungen eines dreiäugigen Weibes, das ein Pferd
auf einem aus Menschenhaut verfertigten Sattel ritt, einen
Menschenleib mit den Zähnen hielt, einen Kopf in einer Schale,
mit Köpfen umgürtet, und ein Halsband von Schädeln tragend, sowie
einen mit Schädeln behängten Speer. Davor fand sich Wanshu
(Manjusri)*), 20armig, im Zeugungsact begriffen, Kwanyin auf
einer elephantenköpfigen Figur, Cheisan, Gott des Reichthums,
auf einem Löwen, Tschampusa, der Sohn eines siamesischen
Königs, auf einem Stier. Der Buddha Chaofoh erhält besonders
im Lande Chalantsö Verehrung. Droschken findet man an allen
Strassenecken, doch ist das Gerumpel auf dem Steinpflaster bei
dem Mangel an Federn herzerschütternd, wenn man nicht
dicht am Kutscher auf der Axe sitzt. Um den Tempel des
Unrathe des tibetischen Lamas (s. Pallas). Geweihte Priester trösten sich durch
junge Haushälterinnen (Nirma). Bei den Selenginskischen Mongolen hat fast jeder
Pfaffe in seiner oder einer Nebenhütte eine junge Weibsperson aus seiner Verwandtschaft
(unter dem Scheine der Wirthschaftsbesorgung), die (übaschenza genannt)
sich unreiner Speisen enthalten müssen und ein ro(hes Band auf der linken
Schulter tragen. In allen Hütten der Laien, wo ein kalmückischer Priester (der
in geistlichen Verrichtungen reist) übernachtet, gehört das Lager des Wirths (bei
der Frau) dem geistlichen Gaste (s. Pallas).
*) Besides being the re-embodiment of Tsongkaba’s second disciple, the Panshen-
Erdeni is popularly held to be an incarnation of the Bodhisattwa Maujusri(s. Mayers).
Himmels*) (Tien-tan) zu besuchen, hatten wir die chinesische Stadt
zu durchkreuzen, hinter welcher er auf niedrigem Grunde erbaut
ist. Ein Mauer-Viereck schliesst einen weiten Raum ein, mit
struppigem Gebüsch überwachsen, zwischen welchem sich Pfade
hinwinden und Häuser in Umzäunungen stehen. Ueber den
Gipfeln der Bäume strebt die Spitze des dreifachen Daches empor,
das den Opferplatz für den Sommer (Tschigoutan) krönt.
Der runde Pavillon mit goldenem Knopf ist von einem durch
Treppen zu ersteigenden Terrassenrund umgeben, auf welchem die
Aussicht die Bergkette jenseits der Bäume umfasst, von der
Stadt abstehend. Innerhalb der gepflasterten Halle, deren Wölbung
von Pfeilern getragen wird, steht eine erhobene Plattform
mit dem kaiserlichen Sitz, eine andere mit Altartischen. Eine
erhöhte Tribüne läuft jenseits eines breiten Thorweges durch das
Buschwerk nach dem offenen Platz für das Winteropfer (Jütau).
Eine runde Balustrade, 68 Fuss im Durchmesser, steigt in drei
Terrassen (jede auf 16 Fuss Entfernung von der ändern) mit
neun Stufen empor, Marmorvasen stehen in der Mitte und hohe
Lampenpfeiler rings umher. Die Tribüne geht dann unter zwei
Triumphthoren (wie sich auch an den anderen drei Seiten finden)
weiter fort zu einem breiten Thorweg. Eine rothe Mauer mit
blauen Ziegeln umgiebt die Plattform und auch einen blau-
dachigen Rundthurm, im Wall eingeschlossen. Auf der ändern
Seite der Strasse, dem Himmelstempel gegenüber, umschliesst
das mit Thoren durchbrochene Mauerviereck die Area des
Ackerbau-Tempels (Shitan oder Shennun), mif Gestrüpp gefüllt,
durch welches (neben hie und da eingeschlossenen Häusern)
Pfade zu einem ummauerten Viereck, mit Feldern um eine Plattform,
fuhren, in Front eines auf Terrassen erhobenen Gebäudes,
*) Comme Thian (en chinois), tangri (en Mongol) signifie également le ciel
matériel et le ciel spirituel, auteur de toutes choses. Die Kaiser der Hiungnu
nannten sich Tangri-Koutou (Himmelssöhne). Die T hakiu, die den Himmelsgestirnen
ein Jahresopfer brachten, verehrten in Potengn den Erdgott. Die Feuer,
Luft und Wasser anbetenden Türken (VI. Jahrb. p. d.) verehrten die Erde und
opferten dem Schöpfergott Pferde, Ochsen und Schafe. Les Turcs seldjoucides
adoraient Kouk Tangri (le dieu bleu). Die Sassaniden nennen sich in ihren In schriften
Daiva-putra (Gottgeborene), wie siamesische Heroen.
B a s tia n , Reise VI. P