nach den terrestrischen Verhältnissen, unter welchen er für uns
entstanden ist, verstehen lassen, und die excentrische Stellung
der Erde negirt von vornherein die Möglichkeit, den harmonischen
Zusammenhang, eines einheitlichen Planes im All durch
directe Rechnungsoperationen zu bestimmen. Eine kosmische Erweiterung
in den Proportionsverhältnissen der Menschennatur*)
anzunehmen, so dass, was sich für uns planetarisch als Plan zusammenordnet,
auf der Gesammtbasis des Seins gleiche Geltung
hätte, würde nur auf ein central 'Geistiges anwendbar sein,
und da, was wir als Geistiges auffassen, aus einer Wesenheit
excentrischer Bildung abgeleitet ist, so verbietet sich die unmittelbare
Ausdehnung der Grössenverhältnisse, obwohl sich je doch
vielleicht Rechnungsmethoden auffinden lassen, um die in’s
Unendliche verlaufenden Functionen zu bemeistern. Eine kosmische
Menschennatur, als personificirte Gottheit, in irgend einem
Theil des Universums, wäre ein Unding, da sich der Begriff der
Menschennatur nur unter dem partiell kosmisch influencirten
Planetar-Verhältnisse der Erde gebildet hat, und derselbe Name
auf andere Verhältnisse angewendet, ein bedeutungsloser Schall
sein würde. Von einem Plane zu reden, würde schon in sofern
unstatthaft sein, als das Wort erst bei einem deutlich erkannten
Anfang, bei einem Endpunkt, dem entgegengestrebt wird, seinen
Sinn hat und sonst unanwendbar bleibt. Die Vorstellung des
Planes rührt daher, dass wir das Zweckmässige erkennen, und
dieses Erkennen des Zweckmässigen beruht auf einem aus steter
Succession derselben Folgenreihen erlaubten Schluss, der Ursache
und Wirkung durch einen Causalnexus verknüpft. Die
*) Non immerito itaqne preceptores nostri, Snlpicius atque Istius, hominem
mundi minoris nomine censuerunt, quippe qui in se ipso habet omnia, ex quibus
mundns constat visibilis, terra enim in corpore, ignis in animo, aqua in frigidi-
ta te , mare quoque undosum belluosumque in turbinosa cordis profunditate et in
ipsa ratione (Virg. Mar.).
psychischen Functionen bilden auf der Stufenleiter terrestischer
Natur die letzte Destillation der sonst materiell verlaufenden
Processe, und zu den Gesetzen, unter denen jene selbst weiter
schaffen, gehört das der Causalität, das deshalb aus den zur
geistigen Ernährung dienenden Körperwurzeln abstrahirt sein
muss und in ihnen auch überall in Einzelnfällen nachweisbar
ist, aber trotzdem in der Zusammenfassung des Grossen und
Ganzen eine durchaus verschiedene Gestaltung annehmen mag.
Wie das jüngst geborene Kind verwundert die sinnliche Welt anschaut
und erst allmälig mit den durch das Auge zugeführten
Phäenomenen vertraut wird, so blicken wir, wenn das geistige Bewusstsein
erwacht, au fs Neue staunend und blöde in eine Welt
des Unbekannten*) hinaus, und werden uns bald gewiss, dass es
noch einer langen Uebung des spirituellen Auges bedürfen wird,
ehe wir zu einem Urtheil über die vor demselben ablaufenden
Processe berechtigt sein werden. Gewiss ist nur die Aufgabe
des unablässigen Fortdenkens in Verwerthung der Zeit.
Kant sucht die Antinomie der reinen Vernunft bei kosmologischen
Ideen zu erklären, aber er hat sie nicht wegerklärt,
und auch der Standpunkt des Naturforschers schützt nicht vor
unklaren Verwirrungen. Wem die Theorie der Abstammung wahrscheinlicher
scheint, als die der Schöpfung, der glaubt an dieselbe
und sieht sich leicht veranlasst, ihre Vertheidigung zu übernehmen.
Wer sich deutlich klar ist, dass durch all’ solches
Glauben an Abstammung oder an Schöpfung noch nicht ein
Tüttelchen dem Wissen zuzufügen ist, wird sich auch im Grunde
nicht viel darum kümmern, während die eifrigen Gläubigen selten
Respect gegen die Wissensgrenze haben, und dieselbe mit ihren
*) Gleich dem Sperling durch die erwärmte Stube de hieme in hiemem regre-
d ien s, fliegt das menschliche Leben dahin in völliger Ungewissheit, quod autem
sequatur quidve praecesserit (Beda), nach dem Sprecher im Rathe Edwy’s von
Northumberland.