von Gesaer als Elepliant gejagt. Beinahe eingeholt, verwandelte
er sich in einen Tiger und wurde von Löwen gejagt. Dann verwandelte
er sich in einen Schwarm Fliegen und Mücken. Während
Gesser beschäftigt war, diese durch einen Kreis von Asche aufzuhalten,
brachen sie hier und dort durch und nahmen ihre
Zuflucht in das Schloss der Schwester. Daselbst verwandelte
sich der Biese in einen ehrwürdigen, von 5000 geistlichen Schülern
umgebenen Oberlama. Gesser gab dem Lama im Traume ein,
dass am nächsten Morgen ein sehr geistvoller Schüler zu ihm
kommen würde und ward (als er in schöner Gestalt erschien)
zum Oberschüler gemacht. Der Lama verfertigte verderbliche
Zauberzeichen gegen Gesser’s Land und’ Gegend, und beauftragte
seinen ersten Schüler, sie mit der Verwünschung hinzuwerfen,
dass Menschen und Vieh in Gesser’s Lande von Krankheiten
und Seuchen heimgesucht werden, dass teuflische Einflüsse und
Plagen dort kein Ende nehmen möchten. Der Knabe warf die
Zauberzeichen hin mit den Worten: „Möge Segen und Heil in
Gesser’s Lande festen Sitz behalten, möchte doch im Lande des
Biesen vom heutigen Tage an dem Lama das Haupt versengt
werden, möchten doch unter dem Volke des Landes Unglück,
Verderben, teuflische Einflüsse und alle Greuel unaufhörlich fort-
dauern.“ Als einer der Schüler dem Lama hinterbrachte: „Jener
Schüler hat für die Gegenpartei Segenswünsche gesprochen und
gegen uns Verwünschungen ausgestossen“, fragte der Lama den
ersten Schüler: „Mir ist berichtet, du habest Tübet gesegnet und
uns verwünscht.“ Auf des Schülers Antwort, dass er der Gegenpartei
Fluch, der eigenen Partei aber Segen bereitet habe,
schrieb der Lama *) die Angeberei dem Neide zu. Als der Lama
*) Als Mensch schrie der Lama, als Wolf heulte e r, als Fliege summte uud
schnurrte e r, musste aber vollständig verbrennen. Das ganze Geschlecht des
Schimnu wurde vernichtet. Von dem Tode seiner Mutter hörend, stieg Gesser
Chan in voller Rüstung gen Himmel (auf seinem magischen Braunen), uud fragte
den Gott Chormusda, seinen Vater, ob er die Seele seiner irdischen Mutter gesehen.
Auf dessen Verneinung erkundigte er sich bei den 33 Göttern, bei seiner
Grossmutter Absa Gürtse, bei seinen drei siegreichen Schwestern, aber Niemand
hatte sie gesehen. Bel seinem Vater Oa Guntschid, dem Bergfürsten, fragte er
an, aber auch erfolglos. Beim Herabsteigen, vom Himmel verwandelte er sich in
ein Haus zu stillen Bussübungen wünschte, haute der Haupt-
schüler (der alle anderen wegjagte, selbst die Mahlzeit und Thee
bereitend) ein Haus, in welchem jeder Schilfstengel mit geölter
den Vogel Garuda. Sich zum Erlik Chaghan begebend, fand er (bei seiner Ankunft)
die Pforten der 18 Höllen verschlossen. Da seihem Rufe, zu öffnen, keine
Folge geleistet wurde, zerschmetterte er die Höllenpforten und ging hinein. Die
Thürhiiter der 18 Höllen befragend, erhielt er keinen Bescheid. Darnach liess
Gesser Chaghan (während er die 18 Höllenthore in Obacht hielt) den Erlik
Chaghan vom Alp drücken. Die Seele des Erlik Chaghan war eine Maus, Gesser
Chaghan verwandelte seine eigene Seele in einen lltiss. Seine goldene Schlinge
zum Fangen der Sonne legte er an die untere Mündung des Schornsteines, wo
der lltiss lauerte, und mit seiner silbernen Schlinge zum Fangen des Mondes
bedeckte er die obere Oeffnung des Schornsteines, so dass die Maus in die eine
Schlinge fallen oder in der ändern hängen bleiben musste. Nachdem er den Erlik
Chaghan gefangen, band er seine Hände und prügelte ihn mit der neunundneunzig-
zackigeu Keule, damit er schnell die Seele seiner Mutter zeige. Erlik versicherte,
sie weder gesehen, noch gehört zu haben, aber rieth ihm, sich nochmals bei den
18 Hütern zu erkundigen, von denen schliesslich ein grauer Alter errieth, welches
die Seele der Geksche Amnrtschila sein möchte Nachdem sie aus dem Schlamme
(wo sie Unrath ass) herausgezogen war, nahm Gesser Chan die Seele seiner Mutter
in Empfang und schlug alle Hüter der 18 Höllenthore (nebst dem Alten) todt.
Gesser Chan ermahnte den Erlik Chan, in Zukunft bei seinen Urtheileu einen
Unterschied zwischen Guten uud liösen zu machen, uud entschuldigte sich dann
bei ihm, sich verbeugend. Erlik Chan erwiederte, dass er nicht aus eigener
Willkühr und mit Wissen und Willen seine Mutter zur Hölle verdammt habe,
aber in den Sehicksalsspiegel blickend, habe er dort gesehen, dass sie zur Zeit
von Gesser’s Geburt (ungewiss, ob es ein Teufel oder ein Buddha sei) eine grosse
Grube gegraben habe, um ihn hinein zu werfen. Aus dieser Grube sank sie selbst
in die 18 Hölleu hinab. Gesser Chan liess seinen magischen Braunen eine seiner
furchtbaren Gestalten annehmen und die Seele seiner Mutter im Munde hinauftragen
zum Gotte Chormusda, seinem Vater. Die drei siegreichen Schwestern (eine
der furchtbaren Gestalten erblickend, in der Gesser auf Erden erschien) nahmen
die Seele aus dem Munde des magischen Braunen und brachten sie zum Gotte
Chormusda, als die Seele desjenigen Leibes, aus dem das Rotznäschen Joro unten
auf Dschambudwip in der Welt geboren worden. Der Gott Chormusda liess
(damit die Seele unter den hohen Göttern wiedergeboren werden möchte) aus
allen zehn Gegenden Lamas zusammenberufen, die Seele hinbringen und Religionsschriften
über sie lesen, wodurch die Seele der Mutter Gesser’s die Gestalt der
zahllosen Bnddha’s erhielt Abermals wurden Schriften gelesen, Pauken und
Klangbecken geschlagen, Kerzen und Wohlgerüche angezündet, worauf die Seele
zur blauen Waidurja (Lapis lazuli) wurde (wie die Farbe des Himmels). Abermals
wurden Schriften gelesen und die Anwesenheit aller Buddhas der zehn
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