— der haftet freudig am Leben, wie der körperlich Gesunde, und
wer, von den stets neuen Entdeckungen der Naturwissenschaft
genährt, seinen Geist dadurch beständig erquickt und verjüngt,
der wird zwar von dem grossen Geheimniss des Todes wunderbare
Enthüllungen ahnen, aber ihn nicht herbeiwünschen, so.
lange es auf der Erde noch Geheimnisse zu enträthseln und so
Vieles zu thun giebt.
Eine Vorstellung des Lebens können wir nur aus der Vergleichung
erhalten, indem wir das relativ Lebendige mit dem
relativ Todten, das Organische mit dem Unorganischen vergleichen.
Wer von den im Letztem herrschenden Kräften (Abgleichung
im Gegensatz erstrebender Affinitäten) ausgeht, findet
dann aber die jenes charakterisirende Entwicklung in der
steten Ablenkung beruhen, in den mit stets erneuter Anregung
einfallenden Reizen und der Empfänglichkeit für dieselben, wie
sich das Anschiessen des Krystalles vom Wachsen der Zelle
unterscheidet. Die Pflanze assimilirt in solcher Weise die aus der
Umgebung mit ihr in Beziehung tretenden Theile, so weit dieselben
mittelst ihrer Organe in Pflanzensubstanz überführbar sind. Das
Thier assimilirt ausserdem kosmische Agentien nicht nur als
Wärme (die erst mit dem Einfallen der Strahlen*) in die planetarische
Atmosphäre, und also in den Tiefen am stärksten, hervorgerufen
wird), sondern auch in der Form des, transplanetarische
Räume des relativ Leeren durchsetzenden, Lichtes. Auch
hier wird versucht, dass äusserlich Berührende durch die Assi-
*) Die im Gaszustande befindlichen Stoffmassen der Sonne'sind durch Hitze
gehindert chemische Verbindungen einzugehen (s. Fay), wie schon bei der Einwirkung
der Sonne auf die Erde nicht eine strömende Wärme (durch den kalten
Kaum hindurch) anzunehmen wäre (da auch bei der weiten Entfernung fü die
verhältnissmässig kleine Distanz zwischen Bergspitze und Meeresniveäu der Temperaturunterschied
nicht proportioneil zu setzen sein würde), sondern eine aus
der Oberfläche der Erde anregende. Nach Kant ist man zur äussersten Grenze
der Naturwissenschaften gelangt, wenn man den letzten unter allen Erklärungsgründen
braucht, der noch durch Erfahrung bewährt werden kann.
milations-Organe in die eigene Substanz, also die thierische (oder
menschliche) überzuftihren. Wie bei der Pflanze bewahren Erden
und Metalle ihre stöchiometrischen Verhältnisse,- entsprechen
Nitrate/Kohlenhydrate, Fette den proportionalen Modificationen
im Thier-Organismus, die äussere Wärme der thierischen, und in
gleicher Weise zeugt das Licht sein A'equivalent in dem Gedanken,
der, weil kosmischen Ursprungs entsprossen, im Terrestrischen
kein Correlat findet und also nicht durch weitere
Vergleichungen aufzuklären ist. So saugt der Mensch die freie
Willenskraft aus einer im Jenseits sprudelnden Quelle und führt
sie als immer neu verjüngendes Agens in die mechanisch treibende
Maschinerie planetarischer Kreisungen hinab. Das Thier (und
in seinem höchsten " Ausdruck der Mensch) ist also als ein Re-
ceptaculum des Lichtes zu betrachten > oder der äussersten Erscheinungsform,
unter welcher die von der Sonne auf die Erde
strömenden Kräfte von der Sinnlichkeit auffassbar sind. Indem
die zunächst auf Lichtbilder*) basirenden Gedanken durch die
Sprache wieder nach Aussen treten, rufen die im Schall zurückkehrenden
Ideen in der Wechselwirkung geselligen Austausches
den Entwicklungskeim der Bildung in’s Leben, dessen Wachsthumsphasen
sich in dem Verständniss der Weltgesetze historisch
manifestiren.
Während in der Jugendzeit der Völker die Gedanken auf
die Zukunft gerichtet waren, in der Ausmalung eines überirdischen
Jenseits schwelgend, während sie mit voller Entfaltung
sinnlicher Kraft nur in .den Ansprüchen der Gegenwart beschäftigt
wurden und dann, dem Greisenalter entgegengehend,
aus den Erinnerungen an eine goldene Vergangenheit allein
ihren Trost zu schöpfen wussten für die Schrecken des heran-
*) „Hören ist Glauben, Sehen ist Wahrheit,“ war der Wahlspruch des Bardenstuhls
Bryn Gwyddon (in Wales).