weit desto weiter hinausrückt. Im Auge*) regen sich die freien
Denkoperationen an, während diese in den übrigen Sinnesauf-
fassungen mehr oder weniger an materielle Stoffumsetzungen
und daraus fliessende Empfindungen geknüpft werden. Musikalischer
Rhythmus wirkt durch seinen Einklang fördernd auf die
Gemüthsstimmung des Allgemeinbefindens, auch leicht aus Muskelbewegungen
überspringend, während erst aus den Gesichtsbildern
der deutliche Gedankenbau aufsteigt.
Der Buddhismus unterscheidet scharf und bestimmt zwischen
guten und schlechten Handlungen, zwischen Tugend und Laster,
zwischen Recht und Unrecht. Unter beiden giebt es kein Com-
promiss, die weissen Wege-führen nach Rechts, die schwarzen
nach Links. Das Böse, das verübt ist, verlangt seine Sühne,
der Sünder hat jede Hoffnung auf etwaige Amnestie hinter sich
zu lassen, für ihn giebt es keine Gnade, keine Aussicht auf gut-
müthige Nachgiebigkeit, die sich durch zudringliche Bettelei und
Geplärr rühren lasse und die verdienten Strafen milder nmöchte.
Von dem Bösen, das er gesäet hat, wird der Sünder auch die
Frucht**) zu essen haben, wie der buddhistische Spruch es besagt.
Er hat gefasst und männlich seinem Yerhängniss entgegenzublicken,
das ihn unvermeidlich erreicht, keine Macht im
Himmel und auf Erden vermag des Schicksals eisernen Gang zu
durchbrechen, der Urtheilsspruch steht fest, ohne Appellation,
ohne Ablass. Doch wenn der sündige Mensch jeder Hoffnung
• ) In der Wirkung des Lichtes auf photographische Salze geht (in der Actine-
scenz) eine physikalische (nicht eine chemisehe) Veränderung vor sich, indem die
Molekülen, auf welche das Licht gewirkt h a t, ihre Vibrationshewegungen (ihre
lebendige Kraft), durch Sympathie mit den Lichtvibrationen gesteigert haben, wie
tönende Körper durch einen Ton angeregt werden, der in Harmonie steht mit
dem, welchen sie anzugehen fähig sind (s. Lea).
**) Jede Seele haftet für das, was sie gethan hat (im Koran). An ihren
Früchten soUt ihr sie erkennen.
auf specielle Gunstbezeugungen*) zu entsagen hat, so wird ihm
dagegen in dem Vertrauen auf das Walten unbeugsamer Gerechtigkeit
**) eine festere und sichere Hoffnung gewährleistet, die ihn
vor der Verzweiflung hülfloser Vernichtung, vor der Ewigkeit der
Strafen, dieser entsetzlichsten Ausgeburt religiöser Verstandesverwirrung,
bewahren muss. Seine Rettung ist nicht durch
Opfergaben erkäuflich, nicht durch Spruchgeplapper erflehbar ***),
aber eine Rettung liegt in seiner Hand, wenn er sie ernstlich
will; ihn belebt die Hoffnung sich zu retten durch eigene Kraft
und eigene Tüchtigkeit in Ausübung der Tugend, sobald er, ohne
die kostbare Zeit mit Winkelzügen und trügerischer Selbsttäuschung
zu verlieren, durch Anhäufung guter Handlungen die
schlechten überwiegt und schliesslich durch zunehmende Läuterung
reiner und tugendhafter Gesinnung die Entstehung jedes
bösen Gedankens in seinem Naturell zur Unmöglichkeit macht,
ihn anfangs im Keim erstickt und ihm dann den Boden nimmt,
auf dem er überhaupt keimen könnte. Eine solche Vollendung
wird nie innerhalb des Cyclus einer einzigen Lebensexistenz
erreicht werden. Die zuerst in der Menschenwelt ihre Erscheinung
machende Wesenheit taucht eben auf aus den tiefen Schichtungen
der Thierreiche, wo sie in langen Zeiten dunkler Un*)
Debetur bona merces operibus hominnm honis, sed non debetur gratia,
quae ipsos homines operatur bonos ex non bonis (Aug.).
**) The holy religion of Buddha is perfect ju s tic e , springing from a man’s
own meritorious disposición, wie es der Praklang ausdrückt (s. Alabaster). Die
Brahmanyang (im Gegensatz zu den Samanyang)( begreifen all those who pray
for assistance.
***) Der Determinismus widerspricht dem christlichen Begriff des Menschen,
indem „Begriffe, welche Sünde, Busse, Wiedergeburt, Selbstverantwortlichkeit auf-
heben, dem christlichen Princip“ (s. Lang) widersprechen, aber nicht dem buddhistischen,
das nicht ßeue will, sondern ein Bessermachen, das allein die aus
früheren Ursachen fehlerhafte Natur in ihren Handlungen verbessern k a n n , die
durch Entschuldigungen eines Nichthelfenkönnens vor den bösen Folgen des Bösen
nicht bewahrt bleiben würde.