die M u tte r ihren einzigen Sohn hütet, wie der A u gap fe l gehütet wird, so
ist das eigene Leben und das anderer Geschöpfe zu bewahren. 4) Seine
eigenen F eh ler zu gestehen und die Fremder zu verheimlichen. 5) W o
Einem das Le b e n , als Aufenthalt, bestimmt ist, muss den Beamten gehorcht
werden. 6) Beleidigungen sind mit Geduld zu ertragen. 7) D ie
Unwürdigen mit Güte zu zähmen. 8) K ra n ke zu trösten. 9) Unglückliche
zu bemitleiden. 10) Den A rm e n zu helfen. 11) Den Sündigen guten
Rath zu geben. 12) A lle n zu dienen, wie ein Sclave seinem Herrn, und
kcin6 anderen .Rechte im Reben zu suchen
D ie Pflich ten gegen sich selbst: 1) Nüchternheit, um n icht die Seele
zu verdüstern. 2) Sich selbst als ein zerschlagenes und unreines Gefäss
anzusehen, und nicht nur nicht die guten Thaten, sondern selbst die guten
Gedanken dieser Thaten der höheren Hü lfe zuzuschreiben und sich zu
freuen, als ob ein grösser Schatz gefunden wäre. 3) A b e r eine grosse
Freude kann nur gefühlt werden, wenn man von den acht Knoten
des sündigen Sclavenzustandes befreit ist. 4) U n d deshalb muss man
sich bemühen, dass die aus der Schatzkammer des höchsten Wesens
geschöpften Kenntnisse durch eigene Enthaltsamkeit aus dem sündlichen
Sclavenzustande in den Zustand der F re ih e it überführen. 5) Um diese
F re ih e it zu erreichen., muss man mit T h a t, W o r t und Gedanken sich
losmachen von den zehn schweren Sünden und in sich die W u rze l der
sechs L a s te r vernichten, dagegen aber in sich pflanzen die sechs B a ra miden
^ und die zehn Tugenden. 6) A lle Sorgen und alle Sorgsamkeit
muss in der W e lt auf ein Z ie l gerichtet sein, um die höchste V o llkommenheit
zu erreichen.
D e r Schlüssel der R e lig io n (nomun tukigur) ist nothwendig, um die
R e lig io n zu verstehen. E r begreift den Inhalt des Gandjur-Dandjur, alle
Dienste und Gebräuche umfassend. E r muss von Jedem, der dem Himmel
nachstrebt, erkannt werden. E r besteht aus sieben Gliedern (in tibetischen
Formeln): 1) A lle s in der W e lt hat seinen A n fa n g und alle lebendigeu Geschöpfe
sind in sechs Stufenklassen getheilt. A b e r die Schaar der Chubil-
gane, die heilige Schaar, schmückt alle Gegenden der W e lt und alle Zeiten,
daran ist zu glauben. 2) Ich glaube an die L am a , glaube an den Gottj
glaube an das Gesetz. 3) A n die Idame, Dokschiten und an die fürchterliche
Göttin. 4) A n vier Elemente der göttlichen Natur. 5) A n die
Bodhisaten und Chutukten, Sharavanen und Bradigabuten mit a llen übrigen
A b th eilu ngen der Götter und guten Genien, ich glaube und bete sie an.
D ie beiden folgenden Clausein enthalten die Gebetanrufungen und die
Ermahnungen an Gott, die Rettung von Unglücksfällen, und versprechen
G lü c k und W o h l im jetzigen und künftigen Leben. Im Allgemeinen ist
es genügend, die zwei Clausein (unter diesen sieben) zu kennen, nämlich:
Lamador itegemoi Burchan-dor itegemoi, Nom-dor itegemoi.
Ausser den gewöhnlichen Gebeten (für alle Umstände des Lebens)
muss der Fromme nie unterlassen, das D jiu rg a n ursuk man? genannte
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Gebet in sechs Worten (Om ma n i pad me chom), die A b id a ’s Munde
bei der Weltregierung ausströmten. In der tibetischen Sprache meint
Om das mongolische T ä n g g ri, ma meint A su ri, n i meint K um u n , bad
meint adagus, me meint B ir it , chom meint tamo, so die sechs Klassen
der Tänggri, Asuri, Menschen, sprachlosen Thiere, B ir ite n und Hö llen bewohner
ausdrückend. D ie Buddhisteij verstehen dies Gebet, als einen
Hülferuf um Gnade an alle Lebenden, und besonders die Götter, die angebetet
werden (als die Re lig ion abkürzend im Sacrament). D ie ' zweite
Stelle nimmt das Megdzem genannte Gebet ein, das a uf a lle Umstände
des menschlichen Lebens angewandt wird (s. Nil).
Das K u rd u oder K u rd a dient als Hü lfsmittel zur Erle ich te run g des
Gebets, in einem sechsseitigen C y lin d e r mit den sechs heiligen Fa rb en
(weiss, grün, gelb, schwarz, roth und blau) bestehend, der sich auf einer
Achse dreht und mit beschriebenen Papieren (die Gebete Medgzem und
Djuirgan ursuk mani enthaltend) umlegt ist. D e r hohle P la tz in der
Mitte des Cylinders enthält das B ild des A ry ab o lo (des Gottes der Gnade)
oder die Bücher des Gebetes. Nach dein Mani Gambo dient das K u rd u
als T yp u s der ganzen Welt. D ie sechs Seiten repräsentiren die sechs
Klassen der Geschöpfe^ oben ist der G ip fe l des Berges und unten die
Hölle, aber die Seele des Ganzen ist concentrirt in der den Sumber vorstellenden
Achse. W e r mit F röm m ig ke it die K u rd u dreht, stellt sich in
Zusammenhang mit allen Geschöpfen, die ih n so unterstützen. Beim
Drehen der religiösen Bücher ist das K u rd u doppelt. E in e einmalige
Umdrehung entspricht dem Durchlesen. E in e andere A r t der K u rd u
wird gebildet aus Windfahnen (salkin). Wenn die Schulterknochen der
Schafe beschrieben sind (Dartzuk), werden dieselben an Bäume am Wege
gehangen in solcher Höhe, dass der Reisende sie mit dem S tock oder
der Peitsche anrühren kann. Durch dieses Anrühren erhält die Seele
des Thieres eine Erleichterung und der W e g seiner Umwandlung wird
sich verkürzen. Das Fasten dient zur moralischen Besserung. Jeder
muss wenigstens einmal im Jahre fasten, unter der Beobachtung des
Schakschabati (Regeln des Fastens) mit dem Buche Man in tschogo. Die
sich vorbereiten, versammeln sich in den Man in urge (Capellen neben den
Tempeln) und hören dort ein Reinigungsgebet, waschen sich und wechseln
die K le id e r. Wenn der Priester am Morgen kommt, schwören A lle , sich
der Sünden zu enthalten. Sie gehen dann zum Bakschi (von den Lamen
erwählt), um diesem heiligen V ate r alle Sünden zu beichten (als ein halber
Fasttag, wo einmal gegessen wird). Am Fasttage ist weder Essen noch
Sprechen erlaubt, und selbst nicht den Speichel zu verschlucken. E in e
volle Beobachtung giebt Verzeihung der Sünden. Schwache Constitutionen
erhalten das Sutan (eine aromatische Infusion).
A u sser den Gelübden der L am a (Dulbein sanwar) und zufälligen,
werden andere von Frommen und Ein s ie d le rn übernommen. D ie das
Keuschheitsgelübde (indentificirt mit Sakalin sanwar) übernehmenden