fassung und bilden die zwar mitwirkende, aber nicht in dieser
Mitwirkung unterschiedene Basis der Gemeinempfindungen. Geschieht
es durch krankhafte Verstimmung, dass die Zuleitung aus
einzelnen Sphären des Körpers so langsam erfolgt, dass sich schon
in der Zwischenzeit ein Abschluss des Bewusstseins hergestellt hat,
so werden diese excentrisch auftreffenden Reize als fremdartige
verstanden und rufen jene psychopathischen Zustände hervor, in
denen dem Wollen das Können fehlt, da eben der Wille seinen
directen Zusammenhang mit den zur Ausführung dienlichen
Mitteln aufgehoben findet, während die Fortbildung dieses abnormen
Verhältnisses bis zu dem Gefühl einer doppelten Persönlichkeit
in den Vorstellungen von einer Besessenheit führt. — Aus
der Anomalie, dass viele Wilde eben so viel Gehirn haben
sollten, als die Durchschnitts-Europäer, meint Wallace den Eindruck
„eines Ueberschusses an Kraft, eines Instrumentes, das
mehr leistet, als die Bedürfnisse seines Besitzers erfordern“, zu
empfangen. Im Gehirn sind indessen die Gedanken nicht actu
verwirklicht, sondern nur potentia ein wohnend, und es hängt
eben von den umgebenden Verhältnissen ab, ob sie und bis zu
welcher Vollendung, die Entwicklung angeregt wird. Die idiotische
Verminderung des Gehirns äussert sich, weil einen vitalen
Theil desselben betreffend, wie bei Verletzung des Herzens der
Körper stirbt, während er den Verlust anderer Glieder (wie das
Gehirn grosse Massenverluste) überdauert und unbeschadet fortlebt,
wenn auch unbehtilflicher.
Alles Bestehen in anorganischer oder organischer Natur
ist nur das Resultat eines Zusammentreffens aus Ursache und
Wirkung, aus Action und Reaction als das aus abgewogener
Gleichung hervorgehende Product, das in dieser gesetzlichen
Erzeugung die Basis seines selbstständigen Bestehens überhaupt
findet. Derselbe Schöpfungsprocess, wie in den verschiedenen
Naturwesen, wiederholt sich in allen einzelnen der ihn constituirenden
Theile, die in Gesammtsumme erst in jenen jedes
hersteilen. Bestimmte Mischungsgewichte von Schwefelsäure
und Calcium rufen stets denselben chemischen Körper hervor,
der sich mit dem Verändern der Proportionen entsprechend
ändert, oder bei ungeregelten Störungen wieder in die Grundstoffe
zurückfällt. Wenn ein äusserer Stoss von der Haut empfunden
wird und vielleicht eine abwehrende Geberde hervortreten
lässt, so können wir hier auf den erforschten Bahnen
sensitiver und motorischer Nerven den Vorgang mit ziemlicher
Genauigkeit verfolgen, und eine Dosis Chinin, die periodische
Fieberanfalle producirt, muss in gleicher Weise ihre festen Wege
wandern, wenn diese auch auf den dunkleren Gebieten des
Sympathicus sich bis jetzt noch grösstentheils der Beobachtung
entziehen. Je nachdem das Licht in seinem Strahlungsgesetze
von mathematischen Körpern zurückgeworfen wird, muss es auf
der Retina ein Dreieck, Viereck, Polygon u. s. w. abzeichnen,
und obwohl das Bild des Baumes, das im Auge erscheint, weder
so mechanisch hingemalt ist, wie es die Materialisten auffassen,
noch (nach spiritualistischer Ansicht) auf eine völlig abgelöste
Seele überspringt, so setzt es doch (neben dem Abdruck seiner
Linien) ein Conception voraus, die (ohne dass dieser Ausdruck
Missverständnisse zu erzeugen braucht) psychisch*) genannt
werden muss, die aber, weil psychisch, noch nicht spiritualistisch
transcendirt, sondern nur in die höher terrassirte Sphäre psychischer
Nerven-Regionen Übertritt. Das Augenbild**) des Bau*)
Das Etwas (das zu den erregten Nerven hinzutreten muss, damit sich die
Empfindung bilde) entzieht sich der physiologischen Forschung (Ulrici).
**) Das auf der Netzhaut abgemalte Gesichtsbild ist damit noch nicht perci-
pirt. Es enthält die, aus der im Gehirn freien Nerventhätigkeit gebildete, Gedankenreihe,
die in fester Verknüpfung mit dem Körperlichen das Bewusstsein abschliesst,
und nur das in ihre Glieder aufgenommene Gesichtsbild kommt dann, als in den
Organismus assimilirt, zur deutlichen Vorstellung. Die Aufnahme hängt deshalb
von dem Grade der durch grösseres oder geringeres Streben zu Association be