N a ch den mongolischen Schriften sind die Uiguren *) eine dem tan-
gutischen (folglich dem tibetischen) Stamm angehörige Völkerchaft (aber
keine türkische oder tartarische). •
* ) D ie Uig u ren w a ren in keinem ande ren Sinne E rfin d e r d e r mongolischen S ch rift, als
in so fem S ch ag k ia -P an d id a ein Uigure (T ih e te r) w a r. Nach Ssanang Ssetsen kam die b uddhistisch
e Religion 407 p. d. n ach Tibet. Z u r Ze it d e r chinesischen D y n astie T h a n g w u rd en alle
tib e tisch en Stämme u n te r einem P ü rsten v e re in ig t U n te r diesem Gjalbo (Namens Srong-dsan-
Gambo) w u rd e d ie tib e tisch e S ch rift (eine T o c h te r des Devanaga ri) d u rch den tib etisch en
F ü rs te n T o nm i-Sambhoda (Sohn des T o nm i-A n u ) e rfu n d en , u n d au f Befehl des Monarchen
(629—698) ü b e ra ll h in (n eb st d e r b u d d h istisch en Religion) v e rb re ite t. D ie T ib e te r, ih re Macht
au sdehnend, w a ren im Besitz d e r k le in en Buohare i (C h o ta n , Kashgar, Aksu und Charasohar).
Im a c h ten J a h rh u n d e rt m a ch ten die T ib e te r Ein fälle in China u n d d ran g en von T a n g u t (in
dessen Besitze sie w a re n ) bis n a c h Si-anfu (d e r H au p ts ta d t v o n Schensi und Residenz d e r
D y n a stie Th an g ) v o r. Nach dem V erfall d e r tib e tisch en Macht (a ch te s und n eu n tes J a h rh d t.)
riss s ieh T a n g u t los. D e r Verfall des Übetischen Reiches b eg in n t m it D h a rm a oder Tamo
(n eu n te s u n d z eh n tes J a h rh d t.), w elo h e r Dsanbo d en Buddhismus m it G ew alt au szu ro tten und
d ie schw arze Religion einznftihren suchte . E r w a r d am it w äh ren d se in e r 23jährigen Regierung
so eifrig besch äftig t, dass zu le tz t (noch Ssanang-Sse tzen) von d en o b eren d re i Abth eilu n g en
d e r N eja ri u n te rw ä rts u n d v o n d en u n te re n d re i Ssili d e r Kam au fw ärts in T ib e t kein Tempel,
k ein Buddhabildniss und k ein Ge istlich e r zu fiuden w a r. Nach Dh arma’s Tode k e h rte T ib e t
(vom Mohamedanismus) w ied e r zum Buddhismus zu rü ck . Uigur, als die mongolische Benennung
d e r Tan g u ten ; kam e rs t u n te r d en J u a n auf. Der e rs te König o d e r T u b b a h e rrs ch te 881 p. d.
ü b e r d ie T a n g u te n (u n te r chinesischem Einfluss) und seine Nachfolger e rh o b en sich b a ld zu
u n e in g e sch rän k ten Monarchen u n d H e rren d e r P ro v in z S ch en si, d e r L ä n d e r Orto s, Schatscheu,
K ü k än o o r u n d e in ig e r an d e re r Gebie te v o n C h in a , n eb s t d en am See Lop beleg en en L an d schaften.
P lan -C a rp in m a ch te die Uig u ren (Huires) zu n estorianischen Christen. Die Chinesen
w a ren Halb-Heiden, die das a lte u n d n eu e Te stament h a tte n , J e su Ch ris ti v e re h rte n , a b e r die
T au fe n ic h t k an n ten . D ie Uig u ren empfingen die ü b e ü s ch e Schrift. Die vom P rie s te r Jo h an n e s
in In d ie n (d u rch k u p fe rn e , m it F e u e r g e fü llte , men sch en äh n lich e F ig u ren ) in d ie F lu c h t g e sch
lag en en Mongolen tra fen a u f ih rem Rückzüge du rch die W ü ste Ungeheuer in weib lich er
G e s ta lt a n , v o n d en en sie e rfu h re n , dass in ih rem L an d e n u r das w eib lich e Geschlecht die
menschliche G e s ta lt m it au f d ie W e lt b rä ch te , das männliche ab e r die d e r H u n d e. Die Uiguren
(im Lan d e O rganum) waren (n a ch Ru bruquius) G ötzendiener (m it d e r bu d d h istisch en Gebetsformel)
u n te r b eschorenen Mönchen (in g e lb e r K leid u n g ). Nach dem A rm en ie r H aito n (14. J a h r h
u n d e rt) w a ren d ie E inw o h n e r (Jo g u r) des Königreiches Ta rsen (das n ö rd lich e T ib e t und
T a n g u t) Götzendiener (mit grossen T em p e ln ), w ed e r Fleischspeisen noch W e in geniessend (und
n ich ts Lebendiges tö d ten d ). Uigur m e in t (im Mongolischen) einen F rem d lin g m it u n v e rstän d lic
h e r Sp rach e. Die Uiguren, nach d em s ie sich u n te r einem O b e rh au p t v e re in ig t h a tten , gaben
d emse lben (nach Abulghasi) d en T ite l (es h a t d e r Geist gesandt) Idikut' (von id i , es h a t g e s
an d t, u n d cuth, d e r Geist des Menschen) oder I tu h u (s. Schmidt). Als im Gebirge T sad an a-
rin g u n Dabagha (n ach dem Feld zu g e in T ib e t) das Ssa ru g en an n te T h ie r (mit einem Horn)
v o r Tsch in g isk h an k n ie te, e rk an n te e r als eine W a rn u n g seines T ä n g g ri-V a te rs (von Oben) den
S cep te rsitz von In d ie n n ic h t zu b e tre te n , aus welchem die e rh ab en en B u rc h a n e , Bodhisados
u n d m ä ch tig en Bo kdo-Chane entsprossen sind. Abulghasi n e n n t Uiguren u n d Naiman u sb e k
ische Gesch lech ter. Im F ak ih e t-e l-c h u le fa w ird ' die mongolische S ch rift K iy a tlu (die Kiy -
a tsch e) g en an n t. Ahmed Ib n A rrab sch ah b e z eich n e t die Uiguren als tü rk isc h e Völkerschaft.
D ie uig u risch en C h a rak te re des Schagkia P an d id a w u rd en d u rch Tsoidschi Odsir (in d e r mongolischen
Schrift) v e rb e sse rt. D ie Uiguren h a tte n d ie sy risch e Schrift empfangen. Mit d e r
V ern ich tu n g d e r ssunga rischen Macht und d e r E ro b e ru n g d e r k le in en B u ch a rei (u n te r Kaiser
Kian lu n g ) v e rschw an d die B enennung Uigur. Die mongolischen Dö rbelschin (v ie reck ig en B u ch s
tab e n ), b ek a n n t u n te r dem Namen H ö r J ik , w a ren von P ak b a Lama erfunden. E in e höhere
Stufe, als d ie W ied e rg eb u rt in Chormusda's Reiche, is t d e r g än z lich e A u s tritt aus dem Ortschilang
(Geburtswechsel) und d ie Vereinigung m it Buddha.
A u f Befehl des Chormusda, Fürsten der T änggri, unterwarf sich
unser Urahns Ssutu B o kd a Tschingis-Chaghan die fün f Fa rb en des e igenen
und die vier des verwandten Volkes. Seine beiden En kel, der
Chubilgan des Bodhissadoa Godanchan und der Weltbeherrscher Chu-
b ila i Ssätsän Chaghan, stellten den vollkommensten der Weisen, Schagkia-
Pandida, und den Fürsten des Glaubens und der Lehre, P akb a -L am a ,
an die Spitze der geistlichen Verwaltung, und ihrem erhabenen Beispiele
folgend, beriefen die gläubigen Fürsten aus der Herrscherfamiiie der
Monghol Lamas von den Schagkia und verbreiteten Freude und G lü c k seligkeit
unter ihren V ö lk e rn durch gleichmässige Handhabung beider
Verwaltungen. Seit der Z e it des sonst verständigen, aber verführten
Toghon Temur Chaghan is t sowohl das geistliche als das weltliche Be-
giment etwas gesunken durch Gesetzlosigkeit und daraus entstandenen
Verbrechen, durch Blutvergiessen a lle r A r t und unnützes Viehsehlachten.
Nun, von diesem Tage an, an welchem das B a d der Zeiten in hellstrahlenden
Schwingungen über uns schwebt, und den allvermögenden Schag-
kiamuni in der Person des allwissenden Lam a* ) mit Chormusda in der
Person des mächtigen Chaghan zusammenführt, soll der in thürmenden
W e lle n tobende Blutstrom sich in ein ruhiges M ilehmeer verwandeln
(heisst es in der 1578 bei Wiedereinführung des Buddhismus gehaltenen
Bede des Fürsten- Chutuktai Ssetsan, Chungtaidschi der Ortos).
D a die dorbeldschin (viereckigen) Buchstaben ungenügend waren, die
Worte, des Burchan (Buddha) in die mongolische Sprache zu übersetzen,
flehte Tsoidschi Odsir zu Mandsuschiri und vermehrte die Z ahl der von
S chagkia-Pandida erfundenen Buchstaben. D a die E in rich tu n g indess
immer mangelhaft blieb, w ird das Meiste noch in der uigurischen Sprache
(des Tangut-Volkes) gelesen (nach [Shang-Dscha-Chutuktu). A ls P r in z
Godan (Sohn des Ujätäi) von einer K ra n kh e it (dämonischen Einflusses)
befallen war, sandte er den Schagkia P andida**) nach T ib e t (mit der
*) Nach Rub ru q u iu s w a ren die S itten u n d d ie L eb en sa rt d e r Mongolen u n d Tuiniens
(Toin oder B u d d h a -P rie ste r) besser u n d m u s te rh a fte r, als die d e r (la ste rh a ften ) Nesto rian er.
D ie Nesto rian er b ek e h rten eine ta ta risch e V ö lk ersch aft m it ih rem K ö n ig e, dem Ong-Chaghan
d e r K e r a it, zum Ch risten th ume . Die Singhalesen fü h ren 32 Räth e des S ak k e reh (In d ra oder
Hormusd) oder Sik reh Dewi E n d ry a auf. T ib e t w a r in a lte r Z e it n u r von w ild en Th ie ren und
bösartigen Geiste rn b ew o h n t, u n d d e r Menschenstamm en tstan d d u ro h die Vermischung eines
Affen m it ein em weiblichen Kobolde.
**) Die Zend- oder Peh lw isch rift lieg t besonders dem A lp h ab e t des P an d id a zu Grunde,
d e r (w äh ren d seines Aufenthaltes in In d ien ) vie le D isp u ta tio n en m it an d e rsg lau b en d en Gele
h rte n oder Feu e ran b e te rn (w ie d ie seohs Gegner des Schagkiamuni) zu b e s teh en h a tte . Die
L amen e rk lä ren die Wied e rg eb u rt in einem Hunde fü r die ede lste T h ie rg eb u rt. D ie Mongolen
h ü te n sich F eu e r m it Wa sser zu löschen, h in e in zu speien, oder es sonst zu v e ru n re in ig en , u n d
je d e r H au swirth w idm e t demselben (im Herbst) einen Opfer- u n d F e ie rtag . Wie Hormuzd u n d
seine Amschaspan'ds gegen das D ew s-H e e r des A h rim a n k äm p fen , ebenso fü h ren Chormusda
u n d seine T ä n g g ri e in en b estän d ig en Krieg m it den in den K lü ften am Fusse des Ssumerberges
hau sen d en A ssu ri, u n d die mongolischen Bü ch e r fügen h in z u , dass Tug en d o d e r L a ste r au f
E rd e n zunehme, je nachdem d e r Sieg au f d ie eine oder an d e re Seite sich n e ig t. Die 33 Tänggri
B a s t i a n , Reise. VI. “